Wildes Herz
klassischen Anzeichen einer Präeklampsie und das war verdammt übel!
Kapitel 16
Ich hatte meine Fingernägel schon bis auf die Kuppen runtergekaut, so angespannt war ich. Die Warterei war nicht auszuhalten! Neben Chris und mir hatten sich auch noch Corwin, Alisha und Tyler eingefunden, um dem werdenden Vater beizustehen. Abby assistierte Prajit, der das Baby sofort auf die Welt holen musste. Enyas Allgemeinzustand hatte sich immer weiter verschlechtert. Die Herztöne des Babys waren zunehmend schlechter geworden und die Kindsbewegungen waren kaum noch wahrnehmbar. Es bestand akute Lebensgefahr für Mutter UND Kind.
„Ich wollte sie zur Frau nehmen, vor der Geburt“, stammelte Leon und biss sich angestrengt auf die Lippe. „Das Rudel muss das Kind nicht anerkennen, wenn …“
„Die werden sich hüten, Leon“, fuhr ihm Chris über den Mund. „Das ist jetzt auch nicht wichtig. Die beiden müssen nur gesund sein.“
„Es ist ein Mädchen“, gab Leon preis, hatten Enya und er sich bisher darüber ausgeschwiegen.
Ich hatte es bereits geahnt, gehörte das kleine Wesen längst zu meinem Netzwerk. Auch im Moment spürte ich sie, unverändert, wie auch Enya.
„Wie soll die Kleine den heißen? Habt ihr schon einen Namen?“, hakte Alisha neugierig nach.
„Louna, ein französischer Name. Eine Abwandlung von Luna. Enya bestand auf diesen Namen. Wir einigten uns auf diese Variante. Damit waren wir beide zufrieden.“ Zu Reden lenkte Leon ab. Also hakte ich weiter nach.
„Nur einen Namen?“
„Bei Enya?“ Leon kicherte leise. „Nein, Louna Willow. Willow war der Name von Enyas Großmutter. Mond Eiche - wenn das kein Name für einen kleinen Wolf war, was dann?“
„Es sind zwei wunderschöne Namen“, tönte Abby zufrieden. Sie hielt ein kleines, in Decken geschlagenes Bündel in ihren Armen. „Für meine Enkeltochter.“ Eine Träne huschte über die Wange der toughen Frau. „Willst du mir deine Tochter nicht abnehmen, Schwiegersohn?“
„Enya?“ Leon nahm ihr die Kleine vorsichtig aus den Armen, hatte er Angst etwas falsch zu machen.
„Wird wieder. Doch es allerletzte Eisenbahn. Prajit näht den Schnitt, dann kannst du zu ihr.“ Trotz der scheinbar guten Nachrichten wirkte Abby bedrückt. „Auf ein Wort, Leon.“ Sie nahm ihn am Arm, zog ich beiseite und redete ruhig auf ihn ein. Doch er schien nur Augen für seine Tochter zu haben.
„Megan? Würdest du mir die Kleine mal abnehmen?“, bat Leon mich, aber Chris war schneller. Der Alpha wollte den neuen Welpen willkommen heißen. Nicht nur unser Alpha. Corwin beäugte die Kleine skeptisch. Dem jungen Mann waren Babys suspekt. Mit 20 wären sie mir das wohl auch gewesen. Ganz anders als Alisha, die wie ein Flummi auf und ab sprang, und versuchte einen Blick auf das Baby zu erhaschen. Tyler stand abseits, an der Tür gelehnt und zeigte scheinbar nicht den Hauch von Interesse. Fassade! Er freute sich, wie wir alle, auch wenn er auf unnahbar machte.
„Erst der Alpha!“, tadelte Chris Alisha gespielt und schob ihre vorwitzigen Finger von Lounas Wange weg. „Der Alpha und seine Gefährtin haben nach der direkten Familie, als Erste das Recht darauf, das neue Rudelmitglied zu begrüßen.“
Alisha zog eine Flunsch, die einen gerne vergessen ließ, dass die Knallschote schon siebzig war und nicht die flippige Anfangzwanzigerin, zu der sie in Anwesenheit von ihrem Gefährten Corwin mutierte.
„Jeder darf kucken“, ermunterte ich Alisha und nahm meinem Mann den Säugling aus den Armen. Louna roch so gut nach Maiglöckchen, Lavendel und Rose. Babys rochen einfach gut. Egal ob Menschen, Vampire, Wölfe, es war vollkommen gleich, ihr Geruch zog mich immer in ihren Bann.
„Steht dir, Meg!“, meldete sich Tyler zu Wort aus seiner Schmollecke.
„Diese Süße würde jeder Frau stehen. Komm her, Ty, sieh sie dir an. Oder willst du nicht unser neuestes Rudelmitglied willkommen heißen?“ Es war fies ihn mit der Rudelschiene zu nötigen. Doch da er Rudel war, musste er wohl über seinen Schatten springen.
Tyler zog den Mundwinkel hoch. Eine für ihn typische Geste, der diesmal jedoch ein schüchternes Lächeln folgte, wusste er wie Corwin, nichts mit Kindern anzufangen. Dennoch kam er vorsichtig näher, schien fast Angst vor dem kleinen Ding zu haben.
„Ja, sie ist hübsch“, sagte er nüchtern. „Auch wenn die Kleine nach ihrem Papa schlägt.“
Schwarze Löckchen auf ihrem Kopf und die meerblauen Augen ihres Vaters – Leon konnte die
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