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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Richtung, wieder näher an den Rand der Hochfläche.
    „Allmächtiger“, fluchte er. „Cascabel hat einen Hinterhalt gelegt, genau dort, wo die Kavallerie eine Schlucht durchqueren muss. Die Abtrünnigen in der Ebene machen den Lockvogel, und im Versteck sitzen genug Krieger, um die erste Gruppe der berittenen Soldaten abzuschlachten, bevor die Nachhut ihnen zu Hilfe eilen kann.“
    „Können wir rechtzeitig nach unten kommen, um sie zu warnen?“
    Grimmig überblickte er den Pfad, der über Serpentinen an der östlichen Wand des Hochplateaus in die Ebene führte. Der Weg war noch steiler, als er ihn in Erinnerung hatte, aber auch die einzige Hoffnung, vor Cascabel zu den Soldaten zu gelangen.
    „Würde es etwas ändern, wenn ich dir sagte, du solltest hier bleiben?“ fragte Ty.
    „Nein.“
    „Du bist eine Närrin, Janna Wayland.“
    Er zog den Hut in die Stirn, legte sein Gewicht in die Steigbügel aus Seil und stimmte ein durchdringendes Kriegsgeheul an. Gleichzeitig trat er Lucifer hart in die Rippen.
    Der Hengst stürmte über die Kante und war auf dem abschüssigen Pfad, ohne eine Gelegenheit zur Gegenwehr zu haben. Die Vorderbeine steif gestreckt, beinahe auf dem Hinterteil sitzend, stakste Lucifer wie eine riesige schwarze Katze die ersten fünfhundert Meter abwärts. Damit der Mustang nicht vornüber stürzte, stemmte sich Ty in die Steigbügel und lehnte sich so weit zurück, dass sein Hut den mit der Schwerkraft kämpfenden Pferderumpf streifte.
    Als Lucifer stolperte, riss Ty ihn durch einen kräftigen Ruck am Hackamore hoch und half ihm, das Gleichgewicht wieder zu finden. Erde flog zur Seite, Steine rollten und schepperten zu Tal, während Pferd und Reiter sich den gefährlichen Hang hinabarbeiteten.
    Zebra und Janna folgten ihnen, noch bevor der aufgewirbelte Staub sich setzen konnte. Wie der Hengst knickte die Stute die Hinterbeine ein und nahm die steilsten Abschnitte, indem sie zu Tal rutschte. Erdklumpen und kleine Steine spritzten nach allen Seiten. Jannas Zöpfe, die schon der Wind zerzaust hatte, lösten sich vollständig auf. Bei jeder Bewegung der Stute hob und senkte sich ihre Lockenmähne wie ein wallender Umhang.
    Auf dem letzten Wegstück bot der Boden wieder besseren Halt für Lucifers Hufe. Ty wagte einen kurzen Blick zurück. Er sah Zebra, die beinahe auf den Fesseln hockte und von einer wirbelnden Wolke aus Staub und Steinen umgeben war. Janna saß mit wild wehendem offenen Haar auf ihrem Rücken. Die Stute rutschte jäh nach rechts, verfehlte einen Felsvorsprung nur knapp, und Janna bewegte sich, als wäre sie mit dem Wildpferd verwachsen.
    Lucifer rannte die Serpentinen weiter talwärts. Er nahm die schwierigsten Abschnitte mit einer Trittsicherheit, die bewies, wie oft er in gestrecktem Galopp über Berg und Tal durch das zerklüftete Land geflogen war. Ty unternahm nichts, um das Tempo des Hengstes zu zügeln. Jede verlorene Sekunde konnte zu viel sein und das Leben der nichts ahnenden Soldaten kosten. Sobald der Pfad flacher wurde, zog Ty am Hackamore und lenkte Lucifer zu der voranstürmenden Kavallerie. Dabei verlagerte er sein Gewicht auf die kräftigen Schultern des Hengstes und drängte ihn in einen noch schnelleren Galopp.
    Als Zebra das letzte Stück des östlichen Pfades geschafft hatte, war sie mehr als dreißig Meter hinter Lucifer zurückgefallen. Aber Janna kannte das Land besser als Ty. Sie umging mit der Stute die steilsten Gräben und felsigen Erhebungen. Langsam holte Zebra den Hengst ein, bis beide Pferde nebeneinander rannten, die Nasen nach vom gestreckt und mit im Wind wehendem Schweif. Tief vorgebeugt lagen Reiter und Reiterin auf ihren Tieren und trieben sie zur Eile an.
    Plötzlich ertönte abgehacktes Gewehrfeuer, wie zur Untermalung für den regelmäßigen Donner der galoppierenden Hufe. Eine Gewehrkugel heulte nur knapp am Kopf von Ty vorbei. Er warf einen raschen Blick nach rechts und sah, dass die Indianer ihr ursprüngliches Ziel, die Soldaten in einen Hinterhalt zu locken, offenbar aufgegeben hatten. Stattdessen waren sie umgeschwenkt und ritten hinter dem riesigen schwarzen Hengst und der Geisterfrau her, deren Haar wie ein Feuerkranz um ihren Kopf leuchtete. Cascabel persönlich nahm an der Hetzjagd teil. Staub wirbelte auf, als die Krieger im Hinterhalt auf ihre Pferde einpeitschten, um in wildem Galopp einen Keil zwischen die Soldaten und Janna und Ty zu treiben.
    Ohne auf den Wind zu achten, der in seinen Augen biss, starrte Ty unverwandt

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