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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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zwischen Lucifers schwarzen Ohren hindurch und versuchte die Entfernung zu den Soldaten einzuschätzen. Die Kavallerie stellte sich langsamer als die Abtrünnigen auf die neue Lage ein, bis sie schließlich die Richtung änderte und den Indianern auf ihrem neuen Kurs nachsetzte.
    Er brauchte einige Augenblicke, dann begriff er, dass die Soldaten zu langsam vorankamen und zu weit weg waren, um ihm und Janna helfen zu können. Janna war schneller als erwartet vom Hochplateau gekommen. Nun waren sie und Ty näher an Cascabel als an den Soldaten, die sie vor dem drohenden Unheil hatten warnen wollen. Verschlimmernd kam hinzu, dass die Abtrünnigen, die in ihrem Versteck gewartet hatten, ausgeruhte Pferde ritten, während Zebra und Lucifer schon vor dem Schwindel erregenden Abstieg über den östlichen Pfad kilometerweit galoppiert waren. Die Wildpferde jagten in atemberaubendem Tempo über das zerklüftete Land, sprangen über Gräben und Felsenrisse, brachen durch Buschwerk, immer vorangetrieben von ihrem Reiter und ihrer Reiterin und vom Geheul der Kugeln.
    Ty wusste, sogar Lucifer mit seiner gewaltigen Kraft und seiner Ausdauer konnte die Lage nicht wenden. Die Soldaten waren zu weit weg, die Abtrünnigen kamen ihnen zu nah, und sogar Geisterpferde waren gegen Kugeln nicht gefeit. Dabei fehlten nur zwei Minuten, vielleicht reichte sogar eine Minute, und Janna hätte mit ihrer flinken Stute den Schutz der Soldaten erreicht.
    Nur eine Minute.
    Ty nahm das Gewehr von der Schulter und gab einige Schüsse ab, obwohl er wusste, dass es sinnlos war. Lucifer rannte zu schnell, und der Boden war zu uneben für einen gezielten Schuss. Ty zog am Hackamore und brachte Lucifer in eine langsamere Gangart, so dass Ty sich mit ihm zwischen Janna und die Abtrünnigen schieben konnte. Schritt um Schritt stob Zebra davon. Nicht schnell genug. Ty feuerte noch ein paar Mal, aber bei jedem Schuss musste er die notdürftig geknoteten Zügel für den Hackamore loslassen, und Lucifer begann von neuem zu galoppieren.
    Verdammter Gaul, ich will dich nicht zu Boden werfen, damit du aufhörst zu rennen. Zum Teufel, das mache ich nur ungern. Bei dieser Geschwindigkeit wirst du dir womöglich den Hals brechen, und mir erginge es kaum besser. Aber wenn die Abtrünnigen uns kriegen, sind wir auch geliefert. Und lieber brate ich in der Hölle, als zu erlauben, dass sie sich Janna holen.
    Ty lehnte sich zurück und machte sich bereit, hart am Zügel zu reißen, so dass Lucifer den Kopf drehen musste, das Gleichgewicht verlor und unweigerlich zu Fall kam.
    Bevor Ty den Kopf des Hengstes zur Seite zwingen konnte, hörte er Gewehrfeuer von vom. Er blickte über Lucifers Ohren. Eine Gruppe von vier Reitern hatte sich von der Kavallerie gelöst und feuerte gleichmäßig und mit bemerkenswerter Treffsicherheit. Richtige Steigbügel aus Eisen gaben den Männern sicheren Halt auf ihren kampferprobten Pferden. Zu viert schossen die Reiter aus ihren Repetiergewehren, was ihnen die Feuerkraft von vierzig Abtrünnigen mit nur einschüssigen Waffen verlieh. Die vier Männer ritten auf riesigen dunklen Pferden, die wie der Teufel rannten. Im Vergleich zu ihnen sah die Kavallerie hinter ihnen aus, als rückte sie nicht von der Stelle.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag stimmte Ty über dem Donner von Gewehrfeuer und Hufgetrampel sein markerschütterndes Schlachtgebrüll an. Jetzt war es Triumphgeheul. Die Pferde gehörten den MacKenzies, und auf ihnen ritten MacKenzie-Männer und Blue Wolf.
    Janna blinzelte die Tränen weg, die der kalte Wind in ihre Augen getrieben hatte, und erblickte die vier Pferde, die ihr entgegenstürmten; sie sah den Gewehrrauch und wusste, warum Ty sein Triumphgeheul angestimmt hatte. Durch die Schnelligkeit der vier Pferde wendete sich das Blatt. Die Reiter würden bei Ty und ihr sein, bevor Cascabel sie erreicht hatte.
    „Wir schaffen es, Zebra. Wir schaffen es!“
    Ihr Jubel verwandelte sich in einen Schreckensschrei. Die Stute stürzte, überschlug sich und verlor ihre Reiterin, die in hohem Bogen zu Boden fiel.

43. Kapitel
    Noch bevor Janna am Boden auftraf, hatte Ty die Zügel nach rechts herumgerissen und Lucifer zu einem scharfen Richtungswechsel gezwungen. Aber der Hengst galoppierte so schnell, dass er trotz der Wende an der Stelle vorbeiraste, wo Janna gestürzt war. Zebra rappelte sich bereits wieder auf, zitternd und ihr linkes Bein schonend, als der Hengst die Kehrtwendung noch immer nicht vollständig beschrieben hatte. Schüsse

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