Wildes Herz
Gefühle zu.
„Sie könnte mein Kind in sich tragen“, sagte Ty steif.
„Dann wird sie in Wyoming sein, wenn du dort ankommst.“
Case beugte sich zur Seite, hievte Janna von Lucifers Rücken und warf sie quer über seinen Sattel.
„Ty!“
„Mach dir keine Sorgen. Case wird gut auf dich Acht geben.“ Ty lächelte viel sagend. „Versuch nicht, vor ihm wegzulaufen, meine Süße. Er ist ein Jäger, der beste Jäger von uns allen.“
44. Kapitel
„In Wyoming müssen Zauberspiegel an den Wänden hängen“, sagte Janna und blickte ungläubig auf ihr eigenes Spiegelbild. „Das kann unmöglich ich sein.“
Silver MacKenzie lächelte. Sie tupfte einen Rougepinsel auf Jannas Wangen, trat einen Schritt zurück und betrachtete das Ergebnis. „Erstaunlich, was drei Wochen regelmäßiges Essen und ausreichend Schlaf bewirken können, nicht wahr?“
„Mehr als vier Wochen“, entgegnete Janna.
Silver schloss für einen Moment die eisblauen Augen und atmete tief ein. Bei dem Gedanken, Logan zu verlieren, krampfte sich ihr Herz zusammen.
„Ich bin sicher, die Männer sind bei bester Gesundheit“, sagte Silver fest. „Sie müssen nur größere Schwierigkeiten haben, das Gold zu finden, als sie anfangs dachten. Das ist alles. Vielleicht konnte Ty sich nicht mehr genau an den Ort erinnern, wo er die Satteltaschen losgeschnitten hat. Ihr seid ziemlich überstürzt aufgebrochen, wie Case erzählte.“
Janna lächelte wehmütig. „Ja, das stimmt. Zumindest Ty hatte es ziemlich eilig, uns zu verlassen.“
„Da wir gerade vom Verlassen sprechen ...“, begann Silver, eifrig bedacht, das Thema zu wechseln.
Bei der Erinnerung an die Nacht, als sie in Wyoming eingetroffen waren, kroch Röte über Jannas Gesicht. Case hatte sie auf der Türschwelle abgesetzt und Silver mitgeteilt, er habe Janna hergebracht, damit sie gebürstet und gestriegelt würde wie ein Zuchtpferd. Sie wäre vielleicht schwanger von Ty. Silver hatte sie freundlich aufgenommen, Cassie war wie ein Engel zu ihr gewesen, während Janna den ersten unbeobachteten Augenblick genutzt hatte und durch das Fenster im zweiten Stock geflohen war.
Am nächsten Morgen hatte Case sie eingefangen, sie vor der Haus-tür abgeladen und ihr erklärt, sie habe die Wahl; entweder gäbe sie ihr Wort, bis zu Tys Rückkehr nicht wieder Reißaus zu nehmen, oder sie würde die Wartezeit gefesselt verbringen, mit zusammengebundenen Armen und Beinen, wie ein Suppenhuhn, das auf dem Transport zum Markt nicht weglaufen soll.
„... jetzt weißt du, warum es einem Mann gefällt, wenn eine Frau sich in Wolken von Seide hüllt“, schloss Silver. Sie blies eine silberblonde Haarsträhne von den Lippen und bückte sich, um den bauschigen Rock ihres Ballkleides aus cremefarbenem Satin gerade zu zupfen.
„Was?“ fragte Janna, noch ganz in ihren Erinnerungen versunken. „Mit dem wippenden Reifrock, den vielen Rüschen und Schleifen kämen wir nicht weit, wollten wir einen Mann verlassen. Wir bringen höchstens ein heiter gefasstes Gesicht und einen würdevollen Rückzug aus dem Zimmer zu Stande.“
Janna lächelte. Im selben Moment richtete sich Silver auf. Sie war die Ältere und starrte hingerissen auf Jannas Erscheinung. Das dunkelrote Haar war zu einem Berg aus kunstvoll geschlungenen und mit Perlensträngen durchflochtenen Locken aufgetürmt. Eine Kette aus kleinen Perlen mit einem Rubin als Mittelstück schmückte ihren Hals. Die Kette war seit dreihundert Jahren im Besitz von Silvers Familie. An Jannas Ohren baumelten Gehänge aus Perlen und tropfenförmig geschliffenen Rubinen. Das schulterfreie Abendkleid hatte ein mäßiges Dekollete und zeigte den Brustansatz als dunklen Schatten, was ebenso verführerisch wirkte wie der schlichte Kleiderschnitt. An der tiefsten Stelle betonte eine Brosche aus Perlen und Rubinen den Ausschnitt. Bei jeder Bewegung und wenn Janna atmete, flammten die Rubine auf, als feuriger Widerschein ihrer leuchtend roten Haare.
„Schattenflamme“, murmelte Silver. „Die Abtrünnigen haben dich gut beschrieben. Du bist wirklich aufregend. Das Kleid steht dir tausend Mal besser als mir, und die Rubine kommen an dir erst richtig zur Geltung.
„Was du sagst, ist sehr nett von dir.“
„Die Wahrheit ist selten nett“, erwiderte Silver dumpf.
Janna sah die Schatten in Silvers Gesicht und wusste, sie machte sich Sorgen um ihren Ehemann.
„Ich bin sicher, Logan geht es gut“, sagte Janna. „Er ist ein kluger und tapferer Mann.“
„Alle
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