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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Stein, und dann sucht er einen weichen Ort, wo er den schmerzlichen Drang lindern kann.“
    Janna senkte den Kopf und war froh, dass die breite Hutkrempe ihr Gesicht verbarg. Sie wusste nicht, ob sie Mad Jack mit dem heißen Tee überschütten oder ihn umarmen sollte, weil er sich solche Mühe gab, ein elternloses Mädchen aufzuklären; eine Aufgabe, auf die er offensichtlich schlecht vorbereitet war.
    „Ich weiß, ich bin zu direkt“, fuhr er hartnäckig fort. „Verdammt. Mädchen. Du hast keine Mutter, keine Tanten, keine Schwestern. Niemand kann dich vor den Männern warnen. Ich sage dir, ehe du dich versiehst, wirst du dick und rund, und das nicht vom Essen. “
    „Dein Tee ist fertig.“
    „Mädchen, verstehst du, was ich dir mitteilen will?“
    „Ich weiß, woher die Kinder kommen und wie sie gemacht werden, wenn du das meinst.“
    „Genau das meine ich“, murmelte Mad Jack.
    Janna blickte auf. Sie sah, wie er mit seinem Messer ein Stück Kautabak abschnitt, und schnaubte ärgerlich. „Kein Wunder, dass dein Magen sauer wird wie die Milch vom letzten Monat. Dieses Zeug würde einem Stinktier die Kehle zuschnüren.“
    Er tat ihren Vorwurf mit einem trockenen Lachen ab. „Für einen Mann in meinem Alter ist Kautabak der einzige Trost. Und gelegentlich ein kleiner Goldfund. Seit dem Tod deines Vaters lief die Sache recht gut. Ich habe nachgedacht. Ich will, dass du einen Teil von meinem Gold nimmst und weggehst von hier.“
    Sie wollte widersprechen, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. Er stopfte sich den Tabakpriem in den Mund und kaute genüsslich darauf herum, ohne mit dem Reden aufzuhören.
    „Pass auf, Mädchen. Es strömen immer mehr Menschen in dieses Land. Eines Tages kreuzt der falsche Mann deinen Weg, einer von der Sorte, die keine süßen Worte und keine Höflichkeit kennt, nur ihr eigenes Vergnügen. Ich meine nicht nur die abtrünnigen Rothäute. Manche der Blauröcke sind genauso schlimm. Auch der Abschaum, der Gewehre an Cascabel verkauft, ist nicht besser.“
    Mad Jack sah Janna an, die sich in einer anmutigen Bewegung über das Feuer beugte. Sie war unverkennbar weiblich. Ebenso unverkennbar war ihre Weigerung, auf ihn zu hören.
    „Für eine Frau wird das Leben hier draußen verdammt gefährlich, auch in Männerkleidern. Und um dich wäre es schade, wenn du allein in der Wildnis bliebst.“
    „Ich habe fünf gute Jahre hier verbracht.“
    Er schnaubte. „Gut, wie? Abgemagert bist du wie eine Stute, die zwei Fohlen säugt. Wenn du einen Mann finden willst, muss Fleisch an deine Knochen kommen.“
    „Meine Mutter war auch nicht rund wie ein Butterfass“, murmelte sie. „Vater hat das nicht gestört.“
    So wenig wie Ty, wenn seine Bewunderung für die Frau auf der Zeichnung ein Hinweis sein konnte.
    Mad Jack fluchte halblaut. „Fühlst du dich nicht manchmal einsam, nur mit den Wildpferden als Gesellschaft? Und du isst so selten, dass du kaum einen Schatten wirfst.“ „Fühlst du dich einsam?“
    „Verdammt, mit mir ist das etwas anderes. Ich bin ein Mann. Du nicht, trotz deiner Kleider. Willst du denn keinen Mann haben und Kinder, mit denen du dich herumplagen kannst?“
    Janna schwieg. Die Antwort tat zu weh. Bevor sie Ty begegnet war, hatte sie nicht wirklich begriffen, was das Leben zu bieten hatte. Dann war er gekommen. Nun wusste sie, was das Wort Einsamkeit bedeutete.
    „Die Wildpferde sind alles, was ich habe.“
    „Und sie werden alles sein, was du haben wirst, wenn du nicht fortgehst.“
    „Wenn ich fortgehe, habe ich nichts mehr. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die die Blicke der Männer auf sich ziehen. Ty hat das klar ausgedrückt, und er ist ein ,Zuchthengst“, der sich auskennt.“ Sie zuckte mit den Schultern, um nicht zu zeigen, wie unglücklich sie war. „Lieber lebe ich bei den wilden Pferden, statt in einer Pension als Köchin zu arbeiten, wo die Männer gierig nach mir greifen, wenn sie sich unbeobachtet glauben.“
    „Aber...“
    „Ich bleibe. Das ist mein letztes Wort.“

9. Kapitel
    Der Teich mit seinen glatten Felsrändern lag in ausreichendem Abstand zu den brodelnd heißen Quellen, die ihn speisten. Bis zum Badebecken kühlte das Wasser auf eine erträgliche Temperatur ab und hatte den Schwefelgeruch fast verloren. Während der kalten Nachtstunden bildete sich ein leichter Nebel über dem klaren blassblauen Teich, und zu allen Zeiten glitzerte er einladend. Das Wasser ließ sich gefahrlos trinken, aber als Lebensraum für Pflanzen war es

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