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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Bursche. Es gibt eine Menge wirklicher Damen, die das bestätigen können.“
    Im Geist verglich sie sich mit dem Bild ihrer Mutter; unförmige zerlumpte Kleider gegen raschelnde Seide, Indianerzöpfe gegen kunstvoll aufgetürmte Locken. Der Vergleich tat zu weh. Wie die Tatsache, dass Ty das Bild ihrer Mutter gefiel, während er, was die nicht vorhandenen Reize der Tochter betraf, kaum deutlicher hätte werden können.
    Tränen sammelten sich in Jannas Augen. Sie war entsetzt bei dem Gedanken, Ty könnte sie weinen sehen. Wortlos klopfte sie sich den Staub von den Händen und schob sich an ihm vorbei, ohne ihn anzublicken. Trotz ihrer bissigen Bemerkung wusste sie, wie gut seine Beobachtungsgabe war. Ihm entging nie, in welcher Stimmung sie sich befand.
    Janna hatte die Grenze zum Grasland in ihrem Tal erreicht. Sie legte die Hände trichterförmig um den Mund und ahmte den Schrei eines Habichts nach, um Zebra anzulocken. Menschliche Ohren konnten ihn nicht von dem eines echten Vogels unterscheiden, für die Stute kam das Signal jedoch einer Trompetenfanfare gleich. Nach wenigen Augenblicken trabte Zebra eilig auf Janna zu.
    „Hallo, meine Hübsche“, murmelte die junge Frau. Sie streichelte den Hals der Stute und zupfte Grashalme aus den langen Haaren an Mähne und Schweif. „Zeig mir deine Hufe.“
    Sie ging langsam um das Pferd herum und nahm ein Bein nach dem anderen an den Fesseln hoch. Zebra hob die Hufe und blieb geduldig stehen, während Janna mit einem kurzen spitzen Stock die Schlammreste und Schotterstücke entfernte, die sich in Furchen und Ecken festgesetzt hatten.
    „Mit einem Hufkratzer aus Stahl wäre die Sache einfacher“, sagte
    Ty.
    Janna verhinderte mit knapper Not, dass sie zusammenzuckte. Auf dem Gras war er auf bloßen Füßen lautlos wie ein Schatten herangetreten.
    „Wenn ich einen Hufkratzer kaufe, werden sich die Leute fragen, wofür ich ihn brauche. Außer mir weiß nur ein Mensch von den gezähmten ..." Ihre Stimme erstarb. Nicht nur Mad Jack, auch Ty wusste von ihrem Kontakt zu Lucifers Herde. „Könnte das unser Geheimnis bleiben?“ fragte sie und sah ihn an. Ihr Kopf schmerzte vor Anspannung. „Schlimm genug, dass ich gelegentlich mit Gold auf-tauche. Sollten ein paar Männer, die sich in der Gegend herumtreiben, auch noch erfahren, dass Lucifer meine Nähe duldet, hetzen sie mich wie einen tollwütigen Hund, um an den Hengst heranzukommen.“
    Ty schaute in das Gesicht, das stumm flehend zu ihm emporblickte. Ihm war, als hätte er einen Tritt in die Magengrube erhalten. Der Gedanke, Janna zu benutzen, um an Lucifer heranzukommen, war in seinem Kopf, seit er wusste, dass Zebra zum Harem des schwarzen Hengstes gehörte.
    Sie hetzen mich wie einen tollwütigen Hund, um an den Hengst...
    Bevor Ty begriff, was er tat, griff er ihr tröstend unters Kinn.
    „Ich werde niemandem ein Wort verraten. Das verspreche ich, Janna. Und ich werde dich nicht benutzen. Ich will diesen Hengst haben, und ich kriege ihn, dafür sorge ich - aber nicht auf diese Weise. Du sollst nicht das Gefühl haben, einen Vertrauensbruch begangen zu haben.“
    Jannas heiße Tränen auf seiner Haut erschreckten ihn, doch nicht so sehr wie die zarten Lippen, mit denen sie wie ein Schmetterling seine Hand streifte, bevor sie sich abwandte.
    „Danke“, erwiderte sie heiser, wieder über Zebras Huf gebeugt, so dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. „Was ich vorhin gesagt habe, tut mir Leid. Sie sind ein Gentleman, ganz gleich, was Sie anhaben.“
    Er schloss die Augen und kämpfte gegen die prickelnden Schauer, die von seiner Handfläche zum Magen jagten und sich bis in die Fußsohlen ausbreiteten.
    Du hattest zu lange keine Frau, erklärte er sich die widerstrebende Mischung aus Zärtlichkeit und wildem Verlangen.
    Und das Gegenmittel hat einen Namen. Janna Wayland.
    „Nein“, sagte er laut und grob.
    „Was?“ Sie blickte auf.
    Er sah sie nicht an. Er stand starr und angespannt da, das Gesicht verzerrt, als hätte er Schmerzen. Als sie sprach, hob er die Lider. Sie wollte die Schatten vertreiben, die sie in seinen Augen wahrnahm. Ty schnitt ihr das Wort ab.
    „Ich bin nicht der, für den du mich hältst.“ Seine Stimme klang rau. „Ich giere viel zu sehr nach einer Frau, um mich wie ein Gentleman zu benehmen. Du darfst mir nicht vertrauen, Janna. Auf keinen Fall, hörst du?“

10. Kapitel
    Unter ihrem wachsamen Blick schwang er sich behände auf Zebras Rücken. Die Stute legte die Ohren an, richtete

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