Wildes Herz
Mädchen. Den Indianern hat sie weisgemacht, sie wäre eine bruja, eine Hexe. Die Mustangs halten sie für ein Pferd auf zwei Beinen. “
Ty brummte.
„Na ja“, fuhr Mad Jack fort und betrachtete Ty, der halb nackt dastand. „Wenn ein Kerl mit beinahe nichts auf dem Leib herum-
rennt, Leuten auflauert und hofft, sie halten ihn für einen Indianer, kann man das doch verstehen. Das erklärt vielleicht, warum diese junge Dame lieber für einen Jungen gehalten werden möchte.“ „Dame?“ Ty musterte Janna. „Weiblich mag sie sein, Jack, aber keine Dame. Eine Dame wäre lieber tot, als in diesen Lumpen gesehen zu werden.“
Sie unterdrückte den Schmerz, den seine bissigen Bemerkungen auslösten. Lieber behielt sie ihren brodelnden Zorn. Sie wandte sich an Mad Jack und sprach mit der kultivierten Stimme, die ihr Vater sie gelehrt hatte, um Shakespeare zu lesen.
„Du musst verstehen, Ty ist ein Gentleman und Kenner, was Damen anbelangt. Achte auf den eleganten Schnitt seiner Hose und das makellos weiße Leinenhemd. Sein Gehrock ist aus feinstem Wolltuch und maßgeschneidert. Die handgemachten Stiefel entsprechen höchsten Qualitätsansprüchen und passen wie eine zweite Haut.“ Mad Jack brach in schallendes Gelächter aus und verschluckte fast seinen Priem, lange bevor Janna mit ihrer bitteren Beschreibung fertig war. Ty verzog die Lippen zu einem süffisanten Lächeln.
„Ein Mann ist mehr als seine Kleider.“
„Und eine Frau nicht?“
„Mädchen, dir fehlen die Kurven, um eine Frau zu sein.“ Er wandte sich ab, bevor sie antworten konnte. „Ich gehe in die Wanne.“ Er benutzte Jannas scherzhafte Bezeichnung für den Teich, in dem beide getrennt badeten. „Überleg erst gar nicht, ob du nachkommen und mir den Rücken schrubben sollst. Ich schaffe das gut allein.“
Ty stapfte vom Lager weg. Janna blickte ihm mit bemüht ruhiger Miene nach. Dann wandte sie sich um und begann für Mad Jack einen Kräutertee zuzubereiten.
„Tut mir Leid, Mädchen“, sagte er und sah ihr bei der Arbeit zu. „Wäre wohl besser gewesen, ich hätte die Klappe gehalten. Soll ich hier bleiben?“
Janna schüttelte den Kopf. „Nicht nötig. Ich weiß, wie unruhig du nach wenigen Stunden im Lager wirst. Ty ist verärgert. Er beruhigt sich wieder. “
„Das glaube ich nicht. Er weiß jetzt, dass du eine Frau bist. Vielleicht willst du deswegen nicht länger mit ihm allein sein.“
„Es wird keine Schwierigkeiten geben“, antwortete sie unglücklich. „Du hast seine Worte gehört. Für ihn bin ich so attraktiv wie ein Zaunpfahl.“ Sie zuckte mit den Schultern und versuchte, ihren Mangel an weiblicher Verführungskraft gelassen hinzunehmen.
Mad Jack sah sie mit seinen blassen Augen nachdenklich an. „Du wünschst dir, es wäre anders“, sagte er nach einer Weile.
Sie öffnete den Mund, besann sich dann aber anders. Die Wahrheit zu leugnen war sinnlos, auch wenn sie schmerzte.
„Ja, ich möchte, dass er mich anziehend findet. Welche Frau wünscht sich das nicht? Er ist ein Mann durch und durch.“ Sie füllte Kräuter in die kleine Kanne. „Und er hat einen guten Charakter. Er war vor Schmerz fast wahnsinnig, trotzdem hat er mich zuerst beschützt. Gewalt würde er mir nie antun.“ Janna verzog wehmütig das Gesicht. „Dazu hätte er kaum Gelegenheit. Wahrscheinlich würde ich schneller zustimmen, als er denken kann.“
Mad Jack zögerte. Dann seufzte er. „Mädchen, ich weiß nicht, wie viel dein Vater dir über Schwangerschaft und solche Dinge erzählt hat. Aber es gibt genug Frauen, die ihr Leben lang bereuen, nicht Nein gesagt zu haben. Wenn einen Mann der Trieb packt, raspelt er Süßholz und macht Versprechungen, die er niemals einzulösen gedenkt.“
„So würde Ty mich nie anlügen.“
„Das müssen keine richtigen Lügen sein. Wenn einem Mann die Lenden wehtun, kann er nicht mehr zwischen wahr und unwahr unterscheiden. Seine Natur treibt ihn. Es gäbe kaum genug Kinder, die Welt zu bevölkern, würden sich Männer mit dem Gedanken aufhalten, was richtig und was falsch ist.“
Sie räusperte sich und rührte den Kräutertee um. Trotz der schwachen Röte in seinem wettergegerbten Gesicht fuhr Mad Jack tapfer mit seiner Warnung vor der unzuverlässigen Natur des Mannes fort.
„Was ich zu sagen versuche“, murmelte er und suchte in seiner fleckigen Hemdtasche nach einem Tabakstück, „er ist ein prächtiger Zuchthengst und wird bald völlig gesund sein. Eines Morgens wacht er auf, hart wie
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