Wildes Herz
sie wieder auf und ließ Ty ohne Widerspruch auf sich sitzen.
„Ich habe Ihnen gesagt, dass sie nichts dagegen hat“, erklärte Janna. „Sie sind schon früher auf ihr geritten.“
„Erinnere mich nicht daran“, antwortete er. „Der Ritt bereitet mir noch heute Albträume.“ Er beugte sich hinunter und bot ihr den linken Arm. „Halte dich mit der linken Hand oberhalb des Ellenbogens fest, und stell dir vor, mein Arm wäre Zebras Mähne. Dann sitz hinter mir auf.“
Sie befolgte die Anweisungen. Er hievte sie mit atemberaubender Leichtigkeit auf die Stute. Oben ließ Janna ihn sofort los; die Hitze und die kräftigen Muskeln in seinem Arm waren nur allzu spürbar. Direkt vor ihrem Gesicht erstreckten sich sein mächtiger nackter Rücken und die breiten Schultern.
„Heilt der R... Rücken gut?“ fragte sie.
„Das musst du mir sagen. Du siehst ihn besser als ich.“
Sie biss sich auf die Lippe, verärgert über ihre alberne Frage und seine trockene Antwort. Andererseits war es weniger gefährlich, sich nach seiner Gesundheit zu erkundigen, als ihrem ursprünglichen Impuls zu folgen und mit den Händen über die geschmeidige braune Haut zu streichen. Janna holte tief Luft und zwang sich, nur auf die blasser werdenden Blutergüsse und die frisch verheilten Narben zu achten. Den längsten roten Streifen zeichnete sie mit den Fingerspitzen nach. Ty zuckte zusammen, als hätte ihn ein Peitschenhieb getroffen.
„Lass das“, schnaubte er.
„Tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass die Wunden noch schmerzen. Sie sehen verheilt aus.“
Er öffnete den Mund, aber er widersprach ihr nicht. Sie glaubte, er
wäre vor Schmerz und nicht vor Vergnügen zusammengezuckt. Ihre Finger auf seiner Haut hatten sich angefühlt wie ihre Lippen, die ihn streiften; ein warmer Hauch und die erregende Ahnung zarter Weiblichkeit, versteckt hinter einem jungenhaften Äußeren.
„Wenn wir aus der Stadt zurück sind, streiche ich mehr Salbe darauf.“ .
Er wollte etwas entgegnen, besann sich jedoch anders. Die Verlockung, Jannas zärtliche Hände wieder zu spüren, war zu groß. Die Gelegenheit, von ihr versorgt zu werden, wollte er nicht verpassen.
Stumm presste er die linke Ferse gegen Zebras Flanke. Die Stute gehorchte sofort und wandte sich dem Felsentor zu, das aus dem von hohen Wänden umstandenen Tal herausführte. Bei jeder Bewegung, die das Pferd mit der Hinterhand machte und die durch den nach vom abfallenden Rücken verstärkt wurde, prallte Janna sanft gegen Tys warmen Körper. Ihre breite Hutkrempe streifte seine nackte Haut. Er fuhr erneut zusammen.
„Entschuldigung“, murmelte Janna und schob den Hut aus der Stirn.
Ty brummte.
Zebra trabte weiter. Janna rutschte immer näher an ihn heran.
Noch bevor sie den Felsengang erreicht hatten, war sie nahtlos an Tys Körper gepresst. Wenn sie verhindern wollte, dass ihr Hut oder ihre Lippen seine Haut berührten, konnte sie sich nur in einer unbequemen Schräglage nach hinten lehnen.
Janna entschuldigte sich zum fünften Mal für eine Berührung, die sie nicht verhindern konnte, und ratschte von Ty weg, um mit den Händen auf dem Pferderücken eine Grenze zu bilden. Vorsichtig arbeitete sie sich rückwärts, immer nur wenige Zentimeter auf einmal, damit Zebra nicht unruhig wurde.
Die Last auf dem Pferderücken verlagerte sich nach hinten, und die Stute schlug warnend mit dem Schweif. Die borstigen Haarspitzen trafen auf Tys nackten Schenkel.
„Verdammt, was soll das? Ihr Schwanz sticht wie ... Nesseln.“
Statt einer Antwort ratschte Janna noch einige Zentimeter mehr nach hinten.
Zebra schreckte zusammen und buckelte warnend.
„Was ist los mit ihr?“ Er drehte den Kopf zu Janna. „Was, zum Teufel, treibst du da hinten? Weißt du nicht, wie empfindlich ein Pferd an den Flanken und in der Nierengegend ist? Oder willst du, dass sie uns
beide abwirft und wir im Dreck landen?“
„Ich versuche nur, Ihnen am Rücken nicht wehzutun.“
„Mir? Meinem Rücken geht es ausge...“ In diesem Moment fiel es ihm wieder ein. Sie glaubte, ihn schmerzte der Rücken bei ihrer leichten Berührung. „Ich werd’s überleben“, sagte er grimmig. „Rutsch wieder nach vom, wo du hingehörst. Sonst schmeißt dieser Mustang uns beide ab.“
„Das lasse ich besser“, antwortete sie steif.
Er schwang sein rechtes Bein über Zebras Nacken und glitt zu Boden. „Setz dich richtig hin“, befahl er knapp. „Ich gehe zu Fuß.“ „Nein, ich gehe zu Fuß.“ Janna sprang
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