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Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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atemberaubenden Anblick, hatte sie doch selbst oft genug dort gestanden.
    Dennoch gesellte sie sich nicht zu ihm, sondern kümmerte sich um die Zubereitung des Frühstücks. Maisbrei mit Melassesirup und einer der kostbaren Obstkonserven, die Trace am Tag zuvor in der Stadt gekauft hatte. »Vielen Dank für das Buch«, sagte sie, so schüchtern wie ein Schulmädchen, das die Rosen eines Verehrers annimmt. Sie fragte sich, was Trace nur an sich haben mochte, das sie immer wieder so sehr aus der Fassung brachte. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, wäre sie beinahe auf den Gedanken verfallen, dass ...
    Nein.
    Trace drehte sich nicht um. Die kühle Brise, die durch das offene Fenster hereinwehte, erfüllte die Hütte mit angenehmer Frische und einer Vielzahl von Geräuschen: dem Gesang der Vögel, dem Rauschen des Flusses, der seine immer währende Geschichte erzählte, und dem leisen Schnauben und Wiehern der Pferde, die einander begrüßten.
    Aus der Tiefe ihrer Seele fühlte Bridget eine allumfassende Liebe für diesen Ort in sich aufsteigen. Mochte sie Virginia auch noch so sehr vermissen - und die wehmütige Erinnerung daran würde sie bis ans Ende ihrer Tage begleiten Primrose Creek war jetzt ihr Zuhause. Sie stellte den gusseisernen Kessel auf den Herd und goss Wasser aus einem der Eimer hinein. Dabei gab sie sich keine Mühe mehr, leise zu sein. Es gab viel zu tun, und sie würde Skyes Hilfe brauchen.
    »Ich habe es gern getan«, antwortete Trace ein wenig verspätet. »Während du und Sky euch anzieht, werde ich nach den Tieren sehen.« Er ging hinaus.
    Skye murmelte im Halbschlaf etwas Missmutiges, und Bridget musste lächeln. Der Morgen war nicht gerade die große Stunde ihrer Schwester. Noah dagegen war hellwach, sobald er die Augen aufschlug, und sprang bereits auf der Strohmatratze auf und ab.
    »Ich habe auch nicht ins Bett gemacht!«, rief er fröhlich.
    »Untersteh dich«, murmelte Skye. Mehr als einmal hatten sie die Matratze schon nach draußen in die Sonne legen müssen, damit sie trocknete und auslüftete.
    »Ich bin stolz auf dich, Noah«, lobte Bridget ihn.
    Am Vormittag arbeiteten Bridget und Skye im Gemüsegarten, während das Geräusch von Traces rhythmischen Axtschlägen aus dem Wald ertönte. Noah saß auf der Erde und ließ seinen Kreisel auf einem flachen Stein tanzen. Die Sonne brannte heiß auf sie alle herunter.
    »Mama?«, rief Noah in einem Tonfall freudiger Verwunderung, und nur einen Herzschlag später, in einem Augenblick eigenartiger Stille, hörte Bridget es - ein kurzes, unheilvolles, zischendes Klappern. Sie rannte auf ihren Sohn zu, stolperte durch Ackerfurchen und bahnte sich mit den Armen einen Weg durch den beinahe schulterhohen Mais. Ihr kam es vor, als müsste sie in der kurzen Zeit eine unendliche Strecke zurücklegen.
    Eine kleine Klapperschlange hatte sich links neben Noah zusammengerollt. Bridget überlegte nicht und gab nicht einmal einen Schreckenslaut von sich, sondern handelte. Sie ergriff die Schlange mit der rechten Hand, und spürte gleich darauf einen stechenden Schmerz im Unterarm. Dann warf sie das Reptil mit aller Kraft in den Steinhaufen am Ende des Gartens. Der Biss brannte wie ein Säuretropfen auf ihrer Haut und eine ungesunde Hitze stieg in ihr auf, die Schweißausbrüche verursachte. Ihr Magen schien sich zusammenzukrampfen, und alles drehte sich um sie herum.
    »Bring ihn ins Haus«, befahl sie Skye atemlos. »Bring Noah hinein. Jetzt!«
    Skye gehorchte, die für Bridget im Augenblick nichts war als eine verschwommene, schluchzende Gestalt. Dann rannte sie strauchelnd auf das Gehölz zu, kämpfte sich durch Dornenbü- sche und hohes Gras, und rief verzweifelt nach Trace.
    Währenddessen nahm Bridget den Sonnenhut ab und versuchte, mit den Bändern ihren Arm abzubinden. Dann beugte sie sich vor und übergab sich.
    Trace kam auf sie zu, gerade als ihr die Sinne zu schwinden drohten, nahm sie auf die Arme und trug sie in die Hütte zum Bett.
    »Lieg still«, hörte Bridget ihn sagen. Seine Stimme schien aus weiter Ferne an ihr Ohr zu dringen, wie aus einem tiefen Brunnenschacht. »Bleib ganz ruhig liegen.«
    Bridget schloss die Augen, fühlte jedoch, wie sie in eine nicht enden wollende Finsternis zu sinken drohte, und öffnete sie wieder. Sie durfte nicht - nein, sie würde nicht sterben! Noah brauchte sie, Skye brauchte sie. Verdammt noch mal, sie brauchte sich selbst!
    Trace dagegen schien nicht Teil dieser Aufzählung zu sein. Oder doch?
    »Es

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