Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
unmöglich sprechen können. Ihre Hände zitterten, als sie sie nach dem kostbaren Gegenstand ausstreckte.
    Skye hatte die Lampe gelöscht und stand nun auf der anderen Seite des Bettes. Im Schein des Mondlichts, das durch die Dachleinwand schimmerte, sah Bridget, dass die Schwester lächelte.
    »Er hat es für dich gekauft«, erzählte sie. »Es ist ein Geschenk. Ich hatte mich schon gefragt, wann du es endlich entdecken würdest.«
    Die Knie wurden Bridget weich, und sie setzte sich mit dem Rücken zu Skye auf die Bettkante, eine Hand vor den Mund gelegt, mit der anderen fest das Buch umklammernd. Sie hatte sich nicht einmal den Titel angesehen, doch das machte nichts. Es war ein Buch. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Es ist eine Liebesgeschichte«, flüsterte Skye und kletterte vorsichtig ins Bett, um Noah nicht zu wecken. »Eine sehr traurige. Es geht um ein Pferd, und jemand stirbt, obwohl ich nicht glaube, dass es das Pferd ist. Jedenfalls wird es dich sicher zu Tränen rühren.«
    Bridget antwortete nicht, denn sie weinte bereits und wollte nicht, dass Skye etwas davon merkte.
    Trace, rief sie im Stillen in die Dunkelheit hinein, die sie von ihm trennte. O Trace.

4
     
    Trace hatte bereits Wasser vom Fluss geholt und das Herdfeuer angezündet, als Bridget am nächsten Morgen die Augen aufschlug. Skye und Noah schliefen noch, und der Junge lächelte im Schlaf, während Skye sich unruhig hin-und herwälzte.
    »Guten Morgen«, sagte Trace mit leisem Lachen. »Ich hatte schon befürchtet, du würdest den ganzen Vormittag verschlafen.«
    Da die Sonne noch nicht einmal aufgegangen war, wusste Bridget, dass er sie nur aufziehen wollte. Dennoch stand sie schnell auf, hüllte sich in ihr altes Umschlagtuch und schlüpfte in die Schuhe, ohne sie zuzuknöpfen. Der Lehmboden war morgens immer so lange kalt, bis die Sonne ihn im Laufe des Tages durchwärmte, doch Bridget ging ohnehin nur selten barfuß. Zu viele Gefahren lauerten am Boden, von spitzen Steinen bis hin zu Schlangen. Schon eine kleine Wunde, verursacht durch einen rostigen Nagel, konnte unter Umständen zu Wundstarrkrampf führen.
    Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Duft des heißen, frisch gebrühten Kaffees, der die kühle Morgenluft erfüllte. Draußen lag noch Tau auf dem Gras, da sich die Sonne noch immer hinter den Hügeln im Osten versteckte. Sicher war der Boden hart und kalt gewesen. Bridget fühlte sich schuldig, weil sie es Trace gegenüber so sehr an Gastfreundschaft mangeln lassen musste.
    »Hast du gut geschlafen?«, fragte sie und nahm einen Schluck Kaffee aus dem Becher, den er ihr gereicht hatte.
    Trace lächelte zwar, doch seine Augen wirkten auf eine sanfte, genügsame Weise ernst. »Ich habe schon an weitaus schlimmeren Orten geschlafen als in weichem Gras, Bridget«, versicherte er ihr.
    Unvermittelt spürte Bridget eine tiefe Sehnsucht, von all seinen Erfahrungen und Empfindungen zu erfahren, sagte sich jedoch, dass dieser Wunsch nur etwas damit zu tun hatte, dass Trace und Mitch dieselben Dinge erlebt und durchlitten hatten. »Wo?«
    Nach einem tiefen Atemzug antwortete Trace: »Auf steinigen Feldern, in hohlen Baumstümpfen, auf der kahlen Erde oder im Geäst eines Baumes. In Scheunen, ausgebrannten Häusern und sogar in einem Hühnerstall.«
    Bridget rümpfte die Nase. »In einem Hühnerstall?«
    Das amüsierte Lachen, das Trace von sich gab, schien Bridget ein so überaus männliches Geräusch zu sein, das sie vermisst hatte, seit ihr Großvater und Mitch nicht mehr lebten. »Es war nicht so schlimm«, erwiderte er nachdenklich, doch mit einem humorvollen Blitzen in den Augen. »Tatsächlich konnten wir uns glücklich schätzen, dort zu lagern, denn es regnete in Strömen. Außerdem gab es im Umkreis von zehn Meilen keinen anderen Unterschlupf.«
    Prüfend blickte Bridget ihn an. »Wir? War Mitch bei dir?« Die Antwort auf diese Frage war Bridget unendlich wichtig, obwohl sie nicht zu sagen vermocht hätte, warum.
    Er nickte. »Ja, Mitch und neun andere Männer.« Gedankenverloren blickte er in die Ferne. »Einer von ihnen war schwer verletzt und blutete stark. Wir haben versucht, ihn durchzubringen, doch am Morgen war er tot.«
    Mitfühlend berührte Bridget seinen Arm. »Das tut mir Leid, Trace.«
    »Es ist schon gut«, versicherte er leise. »Schon gut.« Er ging zum Fenster und beobachtete, wie die ersten Strahlen der Morgensonne auf den Wassern des Primrose Creek zu funkeln begannen. Bridget kannte den einmaligen,

Weitere Kostenlose Bücher