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Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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entknotete sie ihr Kleid und schüttelte den Rock aus. Sie war dankbar für die Dunkelheit, die sie einhüllte. Zwar mochte Trace ihre Beine gesehen haben, doch ihre Verwirrung und die Röte ihrer Wangen blieben ihm glücklicherweise verborgen.
    »Das hättest du nicht tun sollen«, sagte sie.
    »Was denn?« Seine Stimme klang rau, und er schien ehrlich erstaunt zu sein.
    »Du hättest nicht all diese Lebensmittel kaufen sollen. Ich kann dir das Geld nicht zurückzahlen und fühle mich anderen Menschen nicht gern verpflichtet.«
    Er seufzte. »Von Verpflichtung kann nicht die Rede sein,
    Bridget. Ich dachte, wir wären Freunde? Hatten wir uns nicht erst heute Morgen darauf geeinigt?«
    Bridget konnte ihm nicht böse sein, denn sie wusste, dass Großzügigkeit in seiner Natur lag. Außerdem hatte er Skye und Noah mit dem Ritt in die Stadt sehr glücklich gemacht. »Ja«, stimmt sie zu, »das hatten wir.« Trace gab ihr die Laterne und hob mit einem übertriebenen Ächzen eine der Lebensmittelkisten auf. »Du hast doch tatsächlich all diese Sachen allein über den Fluss geschafft. Erinnere mich daran, dass ich mich niemals von dir zum Armdrücken herausfordern lasse.«
    Lachend erwiderte Bridget: »Das will ich dir gern versprechen.«
    Trace trug die Kiste ins Haus und stellte sie neben dem Herd ab. Während er wieder hinausging, um die restlichen Vorräte zu holen, machte Bridget sich daran, die Schätze zu verstauen - Zucker, Kaffee, Mehl, Salz. Tee, Gewürze und Butter. Getrocknete Erbsen, Pökelfleisch und sogar einige Dosen mit Gemüse und Obst. Zwei Stück Seife, eines für die Wäsche, das andere zum Baden. Kerosin für die Lampen. Bridget hatte all diese Dinge schon so lange entbehren müssen, dass der Anblick der gefüllten Regale sie schier überwältigte.
    Skye hatte nicht ein einziges Mal von ihrem Buch aufgeblickt. Bridget lächelte. Auch sie hatte das Lesen schmerzlich vermisst. Seit sie von Virginia fortgezogen waren, hatte Bridget zweimal die Bibel durchgelesen, dabei allerdings schlechten Gewissens das Vierte Buch Mose und die Klagelieder übersprungen, in der Hoffnung, der Herr würde es verstehen. Nun sehnte sie sich nach einer Geschichte, die sie noch nie gehört, gelesen oder am Lagerfeuer erzählt bekommen hatte. Vielleicht würde Skye ihr das hübsch gebundene Buch mit den epischen Gedichten ausleihen, sobald sie es zwei-oder dreimal gelesen hatte.
    Plötzlich bemerkte sie Trace, der am Eingang der Hütte stand und sie zu beobachten schien, obwohl sie ihn nicht mit der letzten Kiste hatte hereinkommen hören. Nach kurzem Zögern drehte sich Bridget zu ihm um.
    Er stand genauso da, wie sie es vermutet hatte, und der Schein von Skyes Leselampe verlieh seinem blonden Haar einen goldenen Schimmer.
    Schuldbewusst gestand Bridget sich ein, welch sündige Empfindungen sein Anblick in ihr wachrief, insbesondere da sie untrennbar mit dem unaussprechlichen Zorn verquickt zu sein schienen, der in ihrem Innern wütete. Sie überlegte, wie es wohl sein mochte, Trace ihre tiefsten Geheimnisse anzuvertrauen und endlich an seiner Schulter weinen zu dürfen, weil Mitch und Großvater nicht mehr lebten und ihr Haus, ihr Erbe und ihre Heimat unwiederbringlich dahin waren. Bridget wollte ihm gestehen, wie oft sie Todesängste ausgestanden hatte, sie aber nicht zu zeigen gewagt hatte, weil Skye und Noah außer ihr niemanden hatten, auf den sie sich verlassen konnten. Nicht einmal an dem Tag, als die Paiutes auf ihren kurzbeinigen, zotteligen Ponys angeritten gekommen waren, bewaffnet mit Äxten und Pfeil und Bogen. Bridget war nahe daran gewesen, vor Angst die Besinnung zu verlieren, als sie vom Waschbrett aufgeblickt und die Indianer auf der anderen Seite des Flusses entdeckt hatte, die sie mit unbewegten Gesichtern beobachtet hatten.
    So verängstigt war sie, dass sie nicht einmal den stattlichen Schecken bemerkte, den die Wilden mit sich führten. Nur an ihren Sohn und ihre Schwester konnte sie denken - und an all die schrecklichen Geschichten über Frauen und Kinder, die sich in der Gewalt von Indianern befunden hatten.
    Einer der Männer ritt durch die Furt und deutete mit seinem Speer auf das Ochsengespann, die beiden ausgemergelten
    Tiere, die den Planwagen von Virginia bis in die Berge Nevadas gezogen hatten.
    »Nehmt sie«, sagte Bridget. »Wenn ihr die Ochsen haben wollt, dann nehmt sie.« Sie hatte Skye die strikte Anweisung gegeben, sich keinesfalls blicken zu lassen, falls es je zu einer Begegnung mit

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