Wildes Lied der Liebe
hatte. »Nimm diesen Ring, Trace Qualtrough und ...« In diesem Augenblick rannte Noah aus der Hütte, erst zur Hälfte angezogen - und überdies noch zur oberen Hälfte. Skye hatte die Verfolgung des Ausreißers bereits aufgenommen. Deshalb wandte sich Bridget nun wieder Trace zu. »... gib ihn einer anderen«, beendete sie ihren Satz.
»Ich habe nicht die Absicht, eine andere zu heiraten«, erwiderte Trace leise, damit Skye und Noah nichts von dieser Unterhaltung hören konnten. »Du wirst meine Frau, verdammt noch mal, mehr gibt es nicht zu sagen.«
Bridget biss die Zähne zusammen und lächelte mit gespielter Freundlichkeit, während Skye den Jungen einfing und zurück ins Haus schaffte. »Es mag sein, Mr. Qualtrough«, meinte sie dann, »dass Frauen in diesem Land nur über wenige Rechte verfügen. Doch bislang habe ich noch nie davon gehört, dass man sie zu einer Ehe zwingen kann, die sie nicht eingehen wollen.«
Er beugte sich zu ihr hinunter und atmete den frischen Duft ihrer Haut ein. So wütend sie ihn im Augenblick auch machte, so konnte er sich doch nur mit Mühe davon zurückhalten, sie in die Arme zu nehmen und leidenschaftlich zu küssen. Tatsächlich hatte sie diesen Wunsch in ihm geweckt, seit sie dreizehn Jahre alt war und damit begonnen hatte, sich das Haar aufzustecken. Bisher war er der Versuchung erst einmal erlegen. »Du bist sehr wählerisch für eine Frau, die allein in einem Indianergebiet lebt.« Seine Bemerkung erfüllte ihren Zweck, denn Bridgets blaue Augen weiteten sich vor Schreck. Dennoch war Trace nicht stolz auf seinen Triumph.
»Wenn du unbedingt heiraten willst, dann geh doch in die Stadt und such dir eine Frau aus.« Bridget hatte sich schon immer schnell von einem Schrecken erholt. »Mal sehen, da wäre Berta, die Schwester des Ladenbesitzers. Sie ist ein ausgesprochen schweres Kaliber, hat einen Bart und spricht nur Deutsch, aber ich vermute, dass sie wenigstens kochen kann. Oder vielleicht gefällt dir Shandy Wheaton besser. Das arme Geschöpf ist übersät mit Pockennarben, und es fehlen ihr einige Zähne, aber dein gutes Aussehen wird schon für euch beide reichen.«
Zwar stand Trace schon förmlich auf Bridgets Zehen, musste aber dennoch den Drang unterdrücken, noch einen Schritt näher zu treten. »Hör mir gut zu. Mitch war der beste Freund, den ich je hatte. Keinen Augenblick hätte ich gezögert, an seiner Stelle zu sterben. Er bat mich, auf dich und Noah aufzupassen, und hier draußen bedeutet das, dich so schnell wie möglich zu heiraten, ganz gleich, was du davon hältst. Also fang besser an, dich an den Gedanken zu gewöhnen, Bridget. Du wirst diesen Ring tragen, noch bevor es in Nevada Herbst wird.«
Sie blickte ihn so wütend an, dass er schon damit rechnete, sie würde ihm eine Ohrfeige versetzen. Beinahe wünschte er es sich, denn ein Schlag hätte zumindest die schier unerträgliche Spannung gelöst. Doch stattdessen machte Bridget auf dem Absatz kehrt und lief ins Haus.
Trace fluchte leise, trat nach einem Klumpen Erde und ging dann zum Flussufer, um sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Der Ehering in seiner Tasche schien sich glühend heiß durch den Stoffseiner Hose zu fressen, als wäre er ein winziges Brandeisen. Jeder andere vernünftige Mann hätte sein Pferd zurückgefordert, Bridget etwas Geld zurückgelassen und sich aus dem Staub gemacht. Doch Trace war nicht wie jeder andere Mann - und wenn es um Bridget ging, durfte er auch nicht als besonders vernünftig gelten.
Während er noch immer am Ufer hockte, mit nassem Gesicht und tropfendem Haar, wandte er sich um und blinzelte im gleißenden Sonnenlicht zur Hütte hinüber. Ich habe noch nie in meinem Leben eine Sache aufgegeben, erklärte er Bridget stumm, und ich werde jetzt bestimmt nicht damit anfangen.
Skye saß auf einer umgedrehten Holzkiste am Tisch, der einmal eine Drahtseilspule gewesen war. Sie hatte das Kinn in die Hände gestützt und blickte verträumt vor sich hin. »Ich würde Trace heiraten, wenn er mich gefragt hätte«, sagte sie. Von Bridget hatte sie nichts über diesen lächerlichen Antrag erfahren, also musste sie gelauscht haben. Dieses Kind steckte seine Nase immer in anderer Leute Angelegenheiten!
»Unfug. Du bist erst sechzehn, viel zu jung, um schon eine Braut zu sein.«
»Du hast Mitch mit siebzehn geheiratet.«
»Ich war ...« Bridget versagte die Stimme. Ich war jung, dachte sie. Nichts als Träume und Flausen hatte ich im Kopf. Sie seufzte.
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