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Wildhexe 1 - Die Feuerprobe

Wildhexe 1 - Die Feuerprobe

Titel: Wildhexe 1 - Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lene Kaaberbol
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bleibt nichts anderes übrig, als ein paar Tage Urlaub zu machen. Du und ich. Bei Tante Isa.«

7  SELBSTVERTEIDIGUNG FÜR WILDHEXEN

    Es ist nicht sehr groß«, sagte Tante Isa. »Aber wenn wir ein bisschen aufräumen, wird es schon gehen.«
    Sie schaute sich in der Dachkammer um, als erwarte sie, dass Kartons, Kisten und Klamottenberge plötzlich einfach aufstehen und von selbst aus der Tür marschieren würden.
    »Das kann ich übernehmen«, sagte Mama. »Du musst mir nur sagen, was ich mit den Sachen machen soll.«
    »Das meiste kann rüber in den Dachboden über dem Stall«, sagte Tante Isa.
    »Kann ich nicht einfach wie letztes Mal auf dem Sofa schlafen?«, protestierte ich.
    »Da schläft Tumpe.« Tante Isa hob einen verstaubten Umzugskarton von dem alten eisernen Bettgestell herunter, das unter der Dachschräge stand.
    »Es ist sicher das Beste, wenn du dein eigenes Zimmer bekommst.«
    Das klang so … dauerhaft. Als sollte ich hier einziehen und nicht nur »ein paar Tage Urlaub« machen, wie Mama gesagt hatte.
    Bis vor zwei Wochen war ich Tante Isa noch nie begegnet und jetzt sollte ich plötzlich mein eigenes Zimmer bei ihr haben. Ich konnte mir leicht zusammenreimen, dass das mit all dem anderen zusammenhing, mit all dem Seltsamen – dem Kater, dem Engel, dem Nebel … Aber was hatte es zu bedeuten?
    »Könnte mir eine von euch vielleicht langsam erzählen, was hier eigentlich los ist?«, bat ich.
    Mama und Isa sahen sich an. Dann nickte Mama, langsam und widerwillig.
    »Übernimmst du das?«, fragte sie Isa. »Du kannst das besser als ich.« Und dann schaute sie weg, als wäre das etwas, wofür sie sich schämte. Tante Isa runzelte die Augenbrauen.
    »Wie lange willst du noch –«, setzte sie an, aber dann unterbrach sie sich selbst. »Nein. Das können wir später immer noch diskutieren. Komm, Clara. Ich mache uns einen Tee und dann werde ich versuchen, deine Fragen zu beantworten.«
    Und während Mama oben unter dem Dach herumrumorte und aufräumte, saßen Tante Isa und ich in der Küchenecke an einem kleinen Tisch mit karierter Decke und tranken Tee. Tumpe hatte sich unter den Tisch zwischen unsere Beine gequetscht, obwohl da eigentlich gar nicht genug Platz für ihn war. Und auf der Fensterbank an der Spüle lag eine Amsel in einer Schuhschachtel voller Papierstreifen und beobachtete uns aus schwarzen Knopfaugen, während sie sich in aller Ruhe das Gefieder ihres Flügels putzte.
    »Was willst du wissen?«, fragte Tante Isa.
    Ungefähr eine Million Sachen, dachte ich. Aber was war das Wichtigste?
    »Werde ich sterben?«, platzte es aus mir heraus, ohne dass ich mich eigentlich dafür entschieden hatte, es laut auszusprechen.
    Tante Isas Augenbrauen schossen nach oben, sodass sich tiefe Furchen auf ihrer Stirn bildeten.
    »Wie kommst du darauf?«, fragte sie.
    »Weil … weil – erst war da dieser Kater und die Bakterien, an denen man sterben kann … und dann … gestern … da kam dieser Engel und wollte mich mitnehmen. Und dann wären Oscar und ich beinahe von einem Laster überfahren worden.«
    Isa stellte ihren Teebecher ab. »Wie sah diese Engelsgestalt aus?«, fragte sie.
    »Groß«, sagte ich. »Das heißt, ihre Flügel waren groß. Total riesig. Und sie waren nicht weiß, eher so grau-braun gestreift. Und sie hatte gelbe Augen, womit ich bei einem Engel ja eher nicht gerechnet hätte.«
    Für einen Moment schloss Isa die Augen. Als sie sie wieder aufmachte, sah sie mich lange an. So lange, dass mir ganz mulmig wurde.
    »Das war kein Engel.«
    »Was denn dann?«
    »Früher war sie eine Wildhexe. Was sie heute ist … ich glaube, darauf kann nicht einmal sie selbst eine Antwort geben.«
    Es war nicht so, dass die Flamme der Öllampe plötzlich stärker geflackert hätte, oder ein eisiger Windhauch durch das Zimmer gezogen wäre. Aber trotzdem kam es mir vor, als wäre es mit einem Mal dunkler und kälter in der Küche geworden.
    »Wer ist sie?«, fragte ich, mit einer Stimme, die noch dünner klang als sonst.
    »Sie nennt sich Chimära. Aber erwähne ihren Namen nie außerhalb dieses Hauses, sie findet dich auch so schon viel zu leicht.«
    »Mich finden? Was will sie von mir?«
    Isa streckte ihre Hand aus und strich mir leicht über die Wange.
    »Ich weiß es nicht, Clara. Aber wir werden dafür sorgen müssen, dass sie dich nicht erwischen kann.«
    Tante Isa ließ mich Jacke und Stiefel anziehen und nahm mich mit nach draußen. Wir gingen ein Stück den Kiesweg hinunter, überquerten die

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