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Wildhexe 1 - Die Feuerprobe

Wildhexe 1 - Die Feuerprobe

Titel: Wildhexe 1 - Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lene Kaaberbol
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oben und zerquetschte mein Herz. Drückte nach unten, sodass es sich anfühlte, als müsste ich pinkeln.
    »Aber das darfst du nicht«, flüsterte ich. Denn irgendwie war dieser Gedanke noch schlimmer als alles andere. Schlimmer, als dass ich vielleicht eine Wildhexe wie Tante Isa war. Oder dass ich in etwas mehr als einer Woche zweimal beinahe gestorben wäre, dass mich eine Monsterkatze verfolgt hatte und ein Nicht-Engel mich bedrohte und damit sogar Tante Isa Angst einjagte – das alles zusammen konnte ich vielleicht aushalten, solange Mama hier war.
    »Es geht nicht anders«, sagte sie.
    »Kannst du nicht einfach von hier aus arbeiten? Irgendwo in der Nähe kommt man doch bestimmt ins Internet …«
    »Es geht doch nicht um die Arbeit, Clara. Wie kannst du das denken? Du bist doch wichtiger als eine dumme Arbeit .« Sie sah angespannt und unglücklich aus.
    »Worum geht es denn dann?«
    Darauf gab sie mir keine Antwort. Sie legte mir nur den Arm um die Schulter und drückte mich kurz.
    »Clara, wir haben keine Wahl«, sagte sie. »Ich finde es auch schrecklich. Schließlich ist es meine Aufgabe, auf dich aufzupassen und nicht Isas. Aber ich kann dir einfach nicht helfen, nicht in diesem Fall. Ich beherrsche das, was sie kann, einfach nicht.«
    »Ja, aber wie lange soll ich denn hierbleiben?«
    »Bis Isa sagt, dass du gefahrlos nach Hause kannst.«
    Vermutlich wenn ich Selbstverteidigung für Wildhexen, Lektion 1 bestanden hatte. Was auch immer das heißen mochte.
    »Und was, wenn ich nicht einverstanden bin?«
    »Clara-Maus. Du hast keine Wahl. Hörst du? Du musst mir versprechen, dass du alles machst, was Tante Isa dir sagt. Wenn … wenn es einen anderen Ausweg gäbe, denkst du wirklich, ich würde dich hier lassen? Es wird nicht lange dauern.«
    » Wie lange?«
    »Ein paar Wochen vielleicht. Wenn du dich anstrengst.«
    »Und dann wird alles wie früher? Und ich kann wieder nach Hause?«
    »Ja.«
    Ein paar Wochen. Das konnte ich doch wohl aushalten.
    »Okay«, sagte ich. »Dann mache ich es.«
    »Das ist gut, Mäuschen.« Sie küsste mich auf die Haare.
    Sofort nach dem Essen reiste Mama ab. In dieser Nacht schlief ich zum ersten Mal unter der Dachschräge in der kleinen Kammer, während draußen der Wind in den Bäumen rauschte und der Regen gegen das kleine runde Fenster prasselte.

8  FLÖHE, DIE SPRINGEN

    Ich wachte mit dem verwirrenden Gefühl auf, in dieser Nacht besonders wild geträumt zu haben. In der Kammer war es kalt, viel kälter als in meinem zentralbeheizten Zimmer zu Hause. Der Gedanke, mein warmes Nest aus Decken und Steppdecken zu verlassen, war nicht besonders verlockend, aber ich musste aufs Klo und mein Magen knurrte vor Hunger. Ich streckte die Arme nach meinem Pulli und den Jeans aus und zog meine Sachen unter der Decke an. Dann stand ich auf.
    Als ich nach unten kam, hörte ich Stimmen aus der Küche. Erst freute ich mich, denn ich dachte, meine Mutter wäre doch wieder zurückgekommen, aber dann fiel mir auf, dass die zweite Stimme viel heller und jünger war als die meiner Mutter und irgendwie einen fremdartigen Klang hatte.
    »Wie lange bleibt sie hier?«
    »Das weiß ich nicht, Kahla«, antwortete Tante Isa. »Es hängt davon ab, wie sie vorankommt.«
    »Dann lernt sie hoffentlich schnell. Und macht sich nicht jedes Mal vor Angst in die Hosen, wenn ihr etwas begegnet, das größer ist als eine Hausmaus.«
    »Kahla!«
    »Ich sage nur, wie es ist.«
    »Nein. Du sagst, wie du glaubst, dass es ist. Wenn du eine richtige Wildhexe werden willst, wirst du noch einiges über Mitgefühl und Höflichkeit lernen müssen!«
    Ich stand draußen vor der Küchentür und hatte überhaupt keine Lust mehr reinzugehen. Diese Kahla hasste mich. Sie hatte mich noch nie gesehen, und trotzdem konnte sie mich ganz offensichtlich nicht leiden und hielt mich für klein, dumm und lächerlich.
    Natürlich hätte mir das eigentlich egal sein sollen. Oder mich bestenfalls ärgern. Aber so läuft es bei mir einfach nicht. Wenn mich jemand für klein, dumm und lächerlich hält, dann bin ich es auch und kann plötzlich gar nichts mehr. Nicht mal mehr die Küchentür aufmachen.
    »Clara?«, sagte Tante Isa plötzlich. »Komm doch rein.«
    Sie konnte mich nicht sehen, aber wahrscheinlich hatte sie mich gehört. Auf jeden Fall wusste sie, wo ich war. Ich schob die Tür zur Küche auf. Gut, dass ich mich schon angezogen hatte. So stand ich wenigstens nicht in meinem viel zu kleinen Diddl-Schlafanzug und mit

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