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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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Kleinwüchsige zerrte Jan zum Lieferwagen. Er öffnete die Hintertür, hielt einen Stuhl fest, der ihm entgegenrutschte, setzte ihn ab und räumte mehrere leichte Möbelstücke aus dem Wagen, bis er die seitliche Luke einer Kiste aufklappen konnte. Auf der Kiste stand ein Sofa, das sich nicht bewegen ließ, ohne andere Objekte zuvor zu entfernen. Wer nicht wusste, dass die Kiste über eine seitliche Luke verfügte, würde die Idee für abwegig halten, dass darin ein Entführungsopfer auf die Schnelle versteckt worden war. Bei einer Polizeikontrolle müsste er ausreichend Lärm machen, um gefunden zu werden, dachte Jan, während er sich mit den Beinen voran in die Kiste zwängte. Der Maskierte presste ihn tiefer hinein, bis nur sein Kopf halb überstand. Die Knie schmerzten, die linke Hand war eingequetscht. Sie durften ihn nicht da drinnen lassen! Das war nicht auszuhalten!
    Der Mann hielt ihm ein Tuch auf die Nase. Ein süßlicher Geruch benebelte Jans Bewusstsein, ein bisschen wie in Beths Hütte ... Er bekam noch mit, wie ihm der Mann den Kopf auf die Brust drückte und die Luke schloss.
     

9. Kapitel
    Licht fiel auf seine Lider. Er lag weich gebettet und fühlte sich gerädert. Am schlimmsten schmerzte der Nacken. Wo war er? Was war geschehen? Ihre Flucht! Er hatte Anna gerettet. Die Gangster waren ihm gefolgt, statt Anna in ihrem Gebüsch aufzustöbern. Mittlerweile war sie wahrscheinlich bei der Polizei in Sicherheit.
    Er blinzelte. Grelle Deckenleuchten. Geblendet kniff er die Augen zusammen und öffnete sie langsam wieder. Das Zimmer war quadratisch, die Seiten etwa doppelt so lang wie das Bett, das mit dem Kopfende an einer der unverputzten Betonwände stehend in den leeren Raum hineinragte. An der linken Seite hingen dunkelblaue Vorhänge von der Decke bis zum Boden. Rechts war eine rote Leinwand mit violetten Klecksen angebracht, vielleicht moderne Malerei. Unmittelbar davor schwebte ein riesiger Haken an einer Stahltrosse.
    Wollte man ihn daran aufhängen?
    Jan kämpfte die aufwallende Panik nieder. Der Haken gehörte wohl zur Kunst-Installation.
    Was besagte dieses bizarre, karge Reich über das Monster, das es geschaffen hatte? Nun, er würde diesen Albert kennenlernen. Denn der brauchte Informationen, um Oliver zu fangen.
    Was sollte er sagen? Gab es irgendetwas, das er nicht preisgeben durfte, einen falschen Eindruck, den er erwecken musste? Er würde glaubwürdig andeuten müssen, dass er Albert nützlich sein konnte, so dass der ihn für weitere Verhöre am Leben ließe. Allerdings könnte Albert ihn foltern lassen, um schnell alles aus ihm herauszuquetschen. Da war es besser, von Anfang an sein bescheidenes Wissen über Oliver mitzuteilen. Doch Anna konnte bei Oliver sein, falls der sie daran gehindert hatte, sich der Polizei zu stellen. Dann durfte Jan sie nicht in Gefahr bringen.
    Es klopfte, er schreckte auf – noch hatte er sich keine Strategie zurechtgelegt. Ein kleinwüchsiger Indio-Mestize in dunklem Anzug trat ein. Eine Narbe zog sich von seinem Kragen über den Hals bis zur Wange. Ohne Anteilnahme erkundigte er sich nach Jans Befinden und erklärte, er werde ihn zum Hausherrn führen.
    Behutsam rutschte Jan zum Rand des Bettes. Rücken und Nacken stachen bei jeder Bewegung. Wie lange hatten sie ihn in der Kiste eingesperrt? Fürsorgliche Liebe brachte ihm dieser Großvater jedenfalls nicht entgegen.
    Neben dem Bett standen Hausschuhe. Er schlüpfte hinein. Sie liefen durch einen Flur in einen Empfangsraum, von dem aus eine sich nach oben verengende Treppe abging. Überall Betonwände und moderne Malereien unterschiedlichen Formats, vor denen ein skurriles Potpourri hing: eine ausgestopfte Meeresschildkröte, der Kotflügel einer Luxuskarosse, eine Geige. Sie stiegen die Treppe hinauf in einen weiteren Saal.
    Auch hier bedeckten Sammlerstücke die Wände: ein Ballkleid, eine Partitur, eine Perlenkette. Jan verlangsamte, doch sein Führer packte ihn am Arm und schob ihn durch den Saal, klopfte an einer Doppeltür, öffnete einen Flügel, ließ Jan ein und schloss hinter ihm.
    Jan hatte das Gefühl, in die Winternacht hinauszutreten. Die Längsseite vor ihm war verglast, sein Blick glitt aus dem schwach beleuchteten Raum über ein verschneites Tal zum Sternenhimmel. Auf der rechten Seite standen zur Glasfront hin ein zierlicher Barock-Schreibtisch, dessen Goldeinlagen matt schimmerten, und ein Stuhl gleichen Stils. Zur Linken waren zwei mächtige Ledersessel mit hohen Lehnen so

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