Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
Vom Netzwerk:
verrätst, gebe ich auf und bringe mich um. Ohne dich schaffe ich es nicht. Besser tot, als in der Psychiatrie um den Verstand gebracht zu werden. Bitte! Deine Anna.“

9. Kapitel
    Dennis schaute erwartungsvoll, er musste bemerkt haben, wie bewegt Jan war. Jan wich seinem Blick aus und dachte darüber nach, wie er der Polizei entkommen könnte. Aus dem Fenster klettern wie Anna wollte er sicher nicht. Außerdem würde die Polizei auch die Hofzufahrt beschatten. Er müsste also mit seinen Bewachern im Schlepptau aufbrechen und sie unterwegs abschütteln. So einfach wie das letzte Mal würde man es ihm nicht machen. Diesmal würden ihm mehr Beamte folgen, und sie würden damit rechnen, dass er versuchen würde durchzubrennen.
    „ Kann ich ... kann ich dir helfen?“, erkundigte sich Dennis.
    „ Besser nicht, sonst gerätst du in Schwierigkeiten.“
    Dennis fuhr mit dem Finger eine Rille in seinem Sitzball nach. „Du musst mir auch nichts sagen. Nur ... du brauchst mir nur genug zu sagen, damit ich dir helfen kann.“
    „ Du würdest Ärger mit der Polizei kriegen.“
    „ Sag es mir einfach!“, forderte Dennis energisch und schaute ihm in die Augen.
    Jan war so überrascht, dass er antwortete: „Anna hat psychische Probleme, die Polizei jagt sie und ich muss sie überzeugen, dass sie freiwillig in die Psychiatrie zurückkehrt. Sie hat mir geschrieben, wo ich sie treffen kann. Jetzt muss ich unentdeckt aus dem Haus.“
    Dennis nickte heftig und wippte auf dem Gummiball. Er brauchte einige Sekunden, um seine Idee in Worte zu fassen: „Der Schlüssel zur Dachluke ... weil ich auch Hausmeister bin. Manchmal schaue ich mir von dort oben einen Sonnenuntergang an.“
    Wahrscheinlich fiel dieser Missbrauch seines Schlüsselprivilegs zu Sonnenuntergangszwecken für Dennis in die gleiche Kategorie wie die Hilfe, die er Jan gerade gewährte: Es war etwas Verbotenes, das ihm niemand zutraute, im weitesten Sinne eine Form von Widerstand gegen die gnadenlosen Regeln dieser Welt, die Menschen unter anderem abverlangten, schneller wohlformulierte Antworten zu geben, als Dennis dazu in der Lage war.
    Sie verwarfen die Klassiker, die ihnen sogleich einfielen – Frauenkleider, Schlafmittel, Feueralarm – und einigten sich auf einen realistischeren Plan. Jan bat den Polizisten herein, der sich gerne einen Espresso Macchiato aus Dennis‘ blitzblanker Kaffeemaschine servieren ließ. Bedauerlicherweise redete er lieber über Hertha als über das Guinness Buch der Rekorde, auf das Dennis und Jan das Gespräch lenkten – bis er sich mit Jan nicht über den höchsten Sieg in der Geschichte der deutschen Fußballnationalmannschaft einigen konnte. Er schwor Stein und Bein, dass Deutschland zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Russen mit 16:0 geschlagen habe, woran Jan partout nicht glauben wollte, da im Guinness Buch nur ein 9:0 gestanden habe. Als Jan ankündigte, er werde das Buch holen, war es dem Polizisten nur recht und auch gegen einen Espresso Ristretto hatte er nichts einzuwenden.
    Jan lief an seiner Wohnungstür vorbei hinauf in den fünften Stock, lehnte die Leiter an die Luke, öffnete das Vorhängeschloss, kroch aufs Dach und zog die Leiter nach. Das Dach war mit rauen, roten Kunststoffschindeln belegt, ein Material, wie Jan es von Sportplätzen kannte, und nicht allzu steil, so dass er die Leiter einfach liegen lassen konnte. Um weder von unten gesehen zu werden noch ins Rutschen zu geraten, robbte er zum Nachbarhaus. Dort hangelte er sich auf eine Dachterrasse hinunter.
    Hinter einer Glasfront saß eine Familie beim Frühstück, und obwohl Jan die leeren Hände hob, bevor er entdeckt wurde, brach Chaos aus. Erst als die Frau mit den Kindern verschwunden war, kippte der Mann ein Fenster auf. Jan erklärte, dass er von einer anderen Dachterrasse käme, seine Freundin habe ihn versehentlich ausgeschlossen und sei zur Arbeit gefahren. Der Mann ließ ihn durch seine Wohnung ins Treppenhaus.
    Niemand begegnete Jan auf dem Weg nach unten und auch die Straße war leer bis auf ein Taxi, das gerade an ihm vorbeifuhr, als er das Haus verließ. Er meinte, Carmen darin erkannt zu haben, schaute sich jedoch nicht um, sondern marschierte zügig davon. Bald darauf überholte ihn das gleiche Taxi, er winkte es heran und ließ sich zum Hauptbahnhof bringen. Carmen rief an – er wusste nicht, was er sagen sollte, und drückte das Gespräch weg. Sie versuchte es noch einige Male und er schaltete auf stumm. Unterwegs bat er den Fahrer zu

Weitere Kostenlose Bücher