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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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Kleid angezogen und ich war mir sicher, dass der Augenblick gekommen war.“
    Farids Blick verdüsterte sich zusehends.
    „ Was ist?“
    „ Gleich, ich muss das erst noch ...“ Farids Worte wurden leiser und seine Augen schlossen sich. Auf seiner Stirn vertieften sich zwei senkrechte Falten.
    Endlich öffnete Farid die Augen, die Stirn glättete sich. Aus seinem Blick ließ sich nichts ablesen. „Wie würdest du ihr Verhältnis zu gleichaltrigen Männern beschreiben?“
    „ Naja, sie wusste, dass sie hinreißend war. Sie hat so getan, als wäre ihr das gleichgültig. In Wirklichkeit hat sie damit gespielt. Zum Beispiel dieser Rainer, eine Tänzerin aus ihrer Schule hat mir erzählt, dass der auf sie scharf war und sie ihn angespitzt hat, besonders in der Zeit, in der er mit einer Anderen zusammen war. Ich glaube, das ist typisch für sie. Sie hat die Männer zugleich angezogen und zurückgestoßen. Aber nicht wie eine ... wie manche Frauen eben, die das zum Vergnügen tun. Es war mehr ...“
    „ Eine Zwangshandlung? Ein psychischer Ausgleichsmechanismus?“
    „ Ja, so etwas in die Richtung.“
    „ Ich werde dir jetzt eine eigenartige Frage stellen. Hat sie Gregs Vergewaltigungsversuche im Chix-Tal herausgefordert?“
    „ Nein! Sie konnte ihn nicht leiden und hat mit ihm fast nicht gesprochen. Und wenn, dann haben sie sich gestritten.“
    „ Sie hat sich nicht für ihn in Pose geworfen?“
    „ Nein.“
    „ Und –“
    „ Warte! Sie hat Michael in dieser Zwischenposition gehalten, in der er weder von ihr weg noch an sie ran kam. Er hat sich im Chix-Tal darüber beklagt, dass sie das schon seit längerem mit ihm macht und er deswegen sogar seine Freundin verlassen hat. Und Michael hat eine tragische Rolle darin gespielt, dass alles so außer Kontrolle geraten ist. Er hat Greg ganz subtil angestachelt, weil er sich Hoffnung machte, so selbst an Anna ranzukommen.“ Jans Herz klopfte schneller. Er hatte das Gefühl, auf einem Weg abwärts zu laufen und nicht mehr anhalten zu können. „Und mit Greg ... Sie hat ihm nie schöne Augen gemacht oder so, aber dass sie sich so isoliert und mit allen zerstritten hat, ich meine, wenn sie einen Schritt auf die Anderen zugemacht hätte, dann hätte Greg sie nicht so wie Freiwild behandeln können ... Und ich habe mich auch gefragt, warum sie überhaupt mitgekommen ist. Ich glaube, es war allen klar, dass es bei der Reise auch um Sex ging. Michael und Greg haben das untereinander ganz offen zugegeben und bei Laura war das selbstverständlich, sie hat ja auch gleich damit losgelegt, und Jenny hat es insgeheim wohl auch gehofft, so wie ich. Anna kann nicht als Einzige so naiv gewesen sein, dass sie nichts geahnt hat.“
    Farid wartete, bis Jan Atem geschöpft hatte, und sagte: „Ich werde dir meine Hypothese darlegen. Sie wird dir nicht gefallen, und mir gefällt sie auch nicht. Im Kern lautet sie: Anna hat Vergewaltigungsversuche provoziert. Dem muss ich gleich zwei Anmerkungen hinterher schicken. Erstens ist es ein widerwärtiges Klischee von Männern, dass Frauen ‚es so gewollt haben‘. Meine Hypothese hat damit nichts gemein. Zweitens will auch Anna ganz sicher nicht vergewaltigt werden. Ganz im Gegenteil, die Furcht vor sexueller Gewalt beherrscht ihr Unbewusstes. Deswegen sprach ich von Vergewaltigungsversuchen. Indem sie diese zurückschlägt, beweist sie sich, dass sie kein wehrloses Mädchen mehr ist.“
    „ Das heißt“, Jan rang um Luft, „dass sie auch Rainer hinabgestoßen hat?“
    Farid nickte. „Mittlerweile halte ich das für sehr wahrscheinlich. Sie wollte sich ihre Kontrollfähigkeit beweisen, indem sie einen zudringlichen Mann drastisch abwehrte – bevor sie sich dir hingeben würde.“
    Es war wie ein Schlag. Sie hatte es für ihn getan! Er stützte sich benommen auf dem Schreibtisch ab.
    Sie schwiegen.
    Jan erhob sich. „Ich muss auf Toilette.“
    „ Du weißt ja, wo sie ist.“
    Er öffnete die Tür und machte Licht an, der Gang lag leer da. Er ging an Farids Schlafzimmer vorbei zur angelehnten Muscheltür und drückte sie auf. Er knipste das Licht im Bad an und zog den Duschvorhang zur Seite – er war wirklich allein. Erst jetzt schloss er ab.
    Im Spiegel begutachtete er den blauen Fleck an seinem Hals, den ihm Annas Schläge in der Küche beigebracht hatten. An der abgeschürften Stelle hatte sich eine dünne Kruste gebildet.
    Auf dem Rückweg beeilte er sich, ein wenig wie ein Kind, das aus einem bedrohlichen Keller zurück in die

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