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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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zur Wand gerichtet. Er schwieg einige Sekunden und sagte wieder mit weicherer Stimme: „Anna war also gewiss nicht gesund. Sie trug unbewältigte Erfahrungsfragmente in sich und bösartige Täterintrojekte. Sie hatte einen problematischen Bewältigungsstil entwickelt: sozialer Rückzug und exzessive Disziplin. Und sie hatte die gefährliche Technik des Dissoziierens erlernt.“
    „ Und dann kam Alaska und hat sie aus der Bahn geworfen!“
    „ Einiges spricht dafür, dass es so gewesen ist. Aber darüber weiß ich sehr wenig.“
    „ Woher weißt du überhaupt all das über Anna?“
    „ Ja, eigenartig, heute Mittag kannte ich noch nicht einmal ihren Namen. Und als sie bei uns eintraf, war aus ihr nichts herauszubekommen. Zum Glück hatte ihre Mutter alle Krankenunterlagen parat, die sie über die Jahre gesammelt hatte, und sie hat sie mir sofort zustellen lassen. Der Eilbote brachte mir die Akte gegen 21 Uhr, ich habe sie studiert und über Anna nachgedacht, bis du geklingelt hast. Ich war so in Gedanken, dass ich eine Weile gebraucht habe, um dir zu öffnen.“
    Jan erinnerte sich an die Assoziation, die Annas Stimme in ihm hervorgerufen hatte, als sie am Telefon von Farid sprach: etwas Grauenhaftes, das aus den Tiefen des Nordmeeres auftauchte. Die Begegnung mit Farid in der Psychiatrie musste sie in ihre Vergangenheit zurückversetzt haben, und Jan hatte einen Hauch dieses Grauens in ihr gespürt.
    Obwohl sein Misstrauen längst entkräftet war, fragte er: „Woher weißt du alles auswendig, wenn du es nur auf die Schnelle gelesen hast?“
    „ Ich kann mir Dinge gut merken. Und sie leider schlecht vergessen.“
    „ Hat dir die Polizei gesagt, dass Anna dich beschuldigt, mit dem Kommissar unter einer Decke zu stecken? Sie glaubt an eine große Verschwörung, die mit unseren Erlebnissen in Alaska zusammenhängt.“
    Farid nickte bedächtig. „Das ist plausibel. Ich verstehe ihre Wut. Sie hat mich heute als einen Mann erlebt, in dessen Gefangenschaft sie sich befand. Jemand, der behauptete, sich um sie zu sorgen, und sie zugleich bedrängte, wenn auch nur mit Fragen. Und auch ohne die Gedankenverbindung mit ihrem Vater erinnerte ich sie an ihren Leidensweg in der Psychiatrie, der gerade von neuem begann. Also macht sie aus mir einen Verschwörer.“
    „ Und was weißt du über Alaska?“
    „ Nur das Wenige, das mir Annas Mutter am Telefon mitgeteilt hat.“
    „ Ich frage mich, ob Annas Krankheit ...“
    „ DIS, Dissoziative Identitätsstörung“, kam ihm Farid zur Hilfe.
    „ Ob ihre DIS schon im Sommer vor einem Jahr wieder akut geworden ist?“ Jan musste seine Gedanken ordnen, ehe er sie mitteilen konnte. „Ich denke mir das, weil sie da wieder ein Trauma erlitten hat. Ein Klassenkamerad, Greg, ist dreimal über sie hergefallen. Das erste Mal in einer Vorratskammer, da kam ich dazwischen. Beim zweiten Mal hat sie ihn gefoltert. Das dritte Mal hat er Rache genommen und sie beinahe verbrannt ... Ist das nicht eigenartig? Ihr Vater ist verbrannt, und dann beinahe sie.“
    „ Ja, das ist bemerkenswert.“
    „ Aber Greg wusste nichts von ihrer Vergangenheit! Wie konnte er auf die Idee kommen, sie anzuzünden?“
    „ Anna muss sie ihm gegeben haben.“
    Jan dachte nach. „Ja, Greg hat sie gewissermaßen imitiert. Sie hat ihn mit einer Kerzenflamme gefoltert, er wollte sie daraufhin mit einer Kerze in Brand stecken. Sie hat ihm psilocybinhaltige Pilze gegeben, und er hat mir einen davon in den Mund gestopft.“
    „ Und wie hat sie das verkraftet?“
    „ Nachdem sie Greg gefoltert hatte, stand sie an einem Fenster und hat in die Nacht gestarrt, und sie hat auf nichts reagiert, wir mussten sie ins Bett bringen, starr und abwesend, wie sie war. Erst am nächsten Morgen ist sie wieder zu sich gekommen, da war sie ungewöhnlich anhänglich. Das hat sich wiederholt, nachdem Greg sie verbrennen wollte. Und ab da war sie gelegentlich ein wenig entrückt und ich habe sie sogar beneidet, dass sie sich dem Schrecken unserer Flucht so entziehen konnte.“
    Jan blickte auf die Mappe vor sich. In jener Gewitternacht mussten ihre alten Identitäten aus den Gräbern gestiegen sein. Ein Terror und auch eine Entlastung, wie der erste Schluck eines Alkoholikers, der den Entzug aufgibt: sich zurücktreiben lassen in eine vertraute Welt. Hatte Anna dagegen angekämpft oder sich dankbar ergeben? Sie hatte gekämpft! Die ganzen letzten Monate hatte er ihrem Kampf beigewohnt. Und heute hatte sie ihn verloren.
    Tränen traten

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