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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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Jan in die Augen. Er wischte sie weg und sagte: „Bisher dachte ich“, er räusperte sich, „bisher dachte ich, dass ihre psychischen Probleme erst im Winter begonnen hatten, als ein gestörter Krimineller sie vergewaltigt hat. Dabei, dass er sie vergewaltigt hat, habe ich nur geschlussfolgert. Jedenfalls hatte sie in seiner Gefangenschaft einen epileptischen Anfall, von dem sie mir erst heute erzählt hat.“
    „ Was immer in Alaska geschehen sein mag, einen epileptischen Anfall hatte sie nicht.“
    Jan musste an die Lüge denken, dass ihr Vater bei einem epileptischen Anfall vom Fahrrad gefallen und tödlich verunglückt war. Hieß das, dass sie selbst auch keine Epilepsie hatte?
    Farids Korbstuhl knirschte. Jan blickte auf – und hatte das Gefühl, dass Farid genau aus diesem Grund seine Position gewechselt hatte: um diskret Jans Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    „ Sie hatte nach dem Tod ihres Vaters einige psychogene Anfälle, die den epileptischen stark ähneln. In ihrer Erinnerung hat sie aus ihrer DIS und den Jahren in psychiatrischer Behandlung eine Epilepsie gemacht. Das war besser verträglich.“
    „ Im Chix-Tal hat mir Anna erzählt, dass sie ihren ersten epileptischen Anfall nach einer Geburtstagsfeier gehabt habe, an der ihre Mutter einen Clown engagiert hatte.“
    „ Passt das nicht zu ihrem Vater? Er war in gewisser Weise Carmens Clown, der auf Befehl die Tochter unterhielt. Und sie hat sich wirklich mit ihm amüsiert. Anfangs. Vielleicht hat er sie gekitzelt, ehe er begonnen hat, sie zu betatschen. Es ist ein gutes Bild.“
    „ Und ihr Vater ist daran umgekommen: an ihrer Epilepsie – an ihrer Störung. Sie hat ihn also wirklich angezündet.“
    „ Sie hat sich nie daran erinnert. Oder zumindest hat sie nie davon gesprochen. Niemand weiß mit letzter Sicherheit, dass sie es getan hat. Und erst recht nicht, wie – sie war damals erst elf.“
    „ Keine Epilepsie ...“, sagte Jan ungläubig. „Aber wieso hatte sie dann diese Tabletten? Luminal.“
    „ Luminal? Das ist verschreibungspflichtig! Eine Überdosis davon ist tödlich.“
    Jan erschrak. „Die Packung war leer. Vielleicht hat sie die Tabletten herausgenommen und irgendwo versteckt.“
    „ Vielleicht. Aber hätte sie dann die Packung liegen lassen?“
    „ Nein, die hätte sie in irgendeinen Mülleimer auf der Straße gestopft.“
    „ Das heißt: Die Packung sollte eine Botschaft vermitteln. Und nebenbei ist eine leere Packung einfacher zu besorgen.“
    „ Aber was wollte sie mir damit sagen?“
    „ Eine leere Packung Luminal ...“ Farids Blick wurde unscharf, er senkte die Lider. „Das könnte eine Suiziddrohung gewesen sein. Hast du das eben nicht so ausgelegt? Aber sie konnte nicht annehmen, dass du das auf diese Weise interpretieren würdest. Du hättest zwar selbst hinter die Tödlichkeit einer Überdosis kommen können, es lag allerdings nicht auf der Hand.“
    „ Im letzten Sommer, im Chix-Tal, da dachte ich einmal, sie habe sich in einen Fluss gestürzt, um sich umzubringen und so dem Mörder zu entgehen. Das war das einzige Mal. Seit wir zusammenleben, hatte ich Sorge um sie und um unsere Beziehung, am Anfang nur unterschwellig, dann immer deutlicher, aber ich habe nie gedacht, dass sie Selbstmord begehen könnte.“
    „ Was hätte sie dir sonst damit sagen können?“
    „ Keine Ahnung, eigentlich haben wir über alles gesprochen. Zumindest habe ich das versucht, sie ist nur bedingt darauf eingegangen. Die Tabuzone war vor allem ... ob wir miteinander schlafen. Sie hat sich jede Nacht im Wohnzimmer die Couch eingerichtet. Ich habe ihr natürlich das Schlafzimmerbett angeboten, aber sie bevorzugte es andersherum.“
    „ Sie wollte nicht mit dir schlafen und nicht darüber reden. Und dann hat sie dich eine leere Packung Luminal finden lassen. Sie wollte dir damit sagen, dass du keinen Druck auf sie ausüben solltest, weil sie das einen Anfall oder in den Tod treiben könnte. Aber wenn sie der Sex so beschäftigt hat, dass sie derartige Abwehrmechanismen ergriffen hat, obwohl du nicht darauf gedrängt hast, oder zumindest nicht mehr als zuvor, dann könnte das bedeuten – und das ist nun sehr spekulativ, trotzdem will ich es in den Raum stellen –, dass sie sich dem Entschluss näherte, mit dir zu schlafen.“
    „ Wieso das? Das ist doch ein Widerspruch in sich!“ Jan stockte. „Du hast recht, am Abend vor unserer Verhaftung hat sie mich mit Kerzen und Wein erwartet, und sie hatte sich ein verführerisches

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