Wildnis
Feuer lockerte ihre Bewegungen und wärmte sie. Etwas später rücktesie zur Seite und half ihm, in sie einzudringen. „Ja“, sagte sie, hob Kopf und Schultern und küsste ihn, während ihre Körper sich in instinktiver Einheit bewegten.
Als es vorbei war, als sie sich verausgabt hatten, sah sie in dem rosigen Halbdunkel zu ihm auf und sagte: „Ich liebe dich sehr.“
„Und ich liebe dich“, sagte er. Sein Gesicht war nass von Tränen. Sie hielten sich in den Armen und sahen ins Feuer. Ein Scheit, das in der Mitte durchgebrannt war, bewegte sich, und die beiden Hälften sanken langsam zur Mitte hin nach unten.
„Erwarte beim nächsten Mal nicht zu viel“, sagte sie mit geschlossenen Augen. Ihr Kopf lag auf seinem rechten Arm.
„Ich nehme, was ich kriegen kann.“ Seine Stimme klang heiser.
Sie öffnete die Augen und sah ihn an, ohne den Kopf zu heben. „Ziemlich hart hier auf dem Fußboden.“
„Stimmt.“
„Lass uns aufstehen und essen.“
„Okay. Aber vor dem Essen sollten wir uns anziehen, ich friere wie ein Schneider.“
Die Sachen waren noch warm vom Trockner. Sein Hemd war mit dem Rucksack verloren gegangen. Er zog die Weste auf den nackten Oberkörper. Sie trank schluckweise ihren Bourbon, während sie vor dem Feuer den Tisch deckte. Er legte mit der Gabel das angetauteSteak auf den Ausschwenkgrill, das sofort zu brutzeln anfing. Es hatte sich eine dicke Glutschicht gebildet, und der Kamin war sehr heiß. Sie brachte ihm noch ein Bier und er trank einen Schluck. Sie stellte den leise brodelnden Topf mit den Bohnen auf einen Untersetzer, brachte Brot, Ketchup, Gewürzgurken, zwei Teller, Messer und Gabel. Er wendete das Steak und holte sich Brandblasen von der Hitze. Als sie fertig gedeckt hatte, setzte sie sich in einen Sessel und trank ihren Bourbon. Das Steak brutzelte noch drei Minuten auf dem Grill, dann legte er es auf einen Teller, trug es zum Tisch, schnitt es mit dem Taschenmesser in der Mitte durch, gab ihr die eine Hälfte und legte sich die andere auf den Teller. Dann setzte er sich, und sie aßen.
Sie aßen stumm. Das Essen nahm sie völlig in Anspruch. Und sie dachten daran, wie sie zum Abendessen einen Keksriegel gehabt hatten.
„Essen ist etwas Wunderbares“, sagte sie.
Er gab Ketchup auf seine Bohnen. „Ja. Eine denkwürdige Mahlzeit.“
Sie waren fertig und wischten mit dem letzten Brot die Teller blank. Er ging in die Küche und machte Kaffee. In dicken Steingutbechern, die mit Gemüsebildern verziert waren.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Janet.
Newman trank seinen Kaffee. „Wir fahren den Wagen von Chris nach Hause, und zwar so, dass wir nochin der Nacht ankommen, stellen ihn im Dunkeln in seine Garage, gehen heim und nehmen unser Leben wieder auf. Es gibt keinerlei Verbindung zu uns. Die Miete für das Haus ist im Voraus bezahlt. Wenn die Woche um ist, sind wir eben abgereist, der Besitzer wird sich nichts dabei denken. Ehe wir morgen losfahren, wische ich alles noch einmal ab, wegen der Fingerabdrücke.“
„Alles? Da hast du ja zu tun.“ Sie hielt den Becher auf Kinnhöhe und atmete in den Dampf hinein.
„Nein, nur den Kühlschrank, die Armaturen in der Spüle, im Badezimmer und in der Toilette und solche Sachen. Auf Stoff, auf dem Boden und so weiter halten sich Fingerabdrücke nicht.“
„Woher weißt du das von den Fingerabdrücken?“
„Ist doch logisch. Es müssen glatte Flächen sein, auf denen das Fett von den Fingerspitzen eine Spur hinterlässt.“
Sie schüttelte den Kopf. „Wenn du es sagst … Ich habe keine Ahnung von Fingerabdrücken. Was macht der Arm? Als ich ihn verbunden habe, machte er einen sauberen Eindruck.“
„Gar nicht schlecht, ich habe ihn mir unter der Dusche angesehen. Scheint nicht entzündet zu sein, er ist weder geschwollen noch besonders rot. Wir warten erst mal ab. Wenn er schlimmer wird, lasse ich mich in der Unfallstation von irgendeinem Vorstadtkrankenhausbehandeln. Unter falschem Namen. So was kommt alle Tage vor.“
„Woher weißt du denn das nun wieder?“
„Ich habe Teddy Schroeder gefragt, er hat in der Unfallstation im United Hospital seine Assistenzzeit gemacht. Ich brauchte es für ein Buch. Gar kein Problem, sagt er. Sie melden es der Polizei, aber das ist nur Routine, und man braucht nicht einmal den Ausweis zu zeigen.“
Sie lächelte. „Was du alles weißt. Nimm nur das Dach für den Unterschlupf im Wald. Ich weiß genau, dass du so was noch nie gemacht hast.“
„Ja, aber ich habe
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