Wildnis
Jetzt spülte das Wasser sie sauber. Als sie in dem kalten Badezimmer stand, fröstelte sie. Da sie keine Sachen zum Wechseln mitgebracht hatten, wickelte sie sich, so gut es ging, in ein Handtuch ein und ging ins Wohnzimmer. Das Feuer zuckte, der Raum wurde schon warm und roch nach Holzrauch. Aaron rührte sich nicht.
Nackt stellte sie sich vors Feuer und rubbelte sich trocken. Sie war nicht gern nackt, es machte ihr Angst. Sie hatte das Gefühl, angestarrt zu werden, wenn sie nackt war. Sie sah an ihrem nackten Körper herunter. Die Kratzer auf ihrem Bauch waren verblasst, kaum mehr zu sehen. Das feuchte Haar ringelte sich zu krausen Löckchen. Wenn sie trockneten, würden sie weicher werden. Die Waschmaschine rumpelte durch den letzten Gang und wurde still. Sie ging, das Handtuch festhaltend, hin und steckte die nassen Sachen in den Trockner. Es war schwierig mit einer Hand, aber sie schaffte es. Noch immer in das Handtuch gewickelt, ging sie in die Küche. Im Kühlschrank waren Bier und Wein, im Gefrierfach lagen Steaks. Im Vorratschrank standen Dosen mit Baked Beans und eine Flasche Bourbon, danebenlag ein Laib Roggenbrot, ungeschnitten, in einer Zellophanhülle, die mit einem grünen Drähtchen verschlossen war. Sie nahm das Steak aus dem Gefrierfach, holte den Bourbon aus dem Schrank, griff sich ein Glas, tat zwei Eiswürfel hinein und goss Bourbon dazu. Sie trank die Hälfte, schüttelte sich und stellte das Glas ab. In einem Schrank unter der Spüle fand sich ein Kochtopf. Sie griff nach zwei großen Dosen Baked Beans mit Schweinefleisch. In der Schublade war ein Dosenöffner. Sie versuchte, die Büchse aufzumachen und dabei das Handtuch festzuhalten, aber das ging nicht.
„Was soll’s“, sagte Janet, ließ das Handtuch fallen und machte die erste Dose auf. Die Hälfte aß sie kalt mit einem Stück Brot, das übrige tat sie in den Topf und stellte es zum Aufwärmen in den Backofen. Das Steak ließ sie zum Auftauen auf der Arbeitsfläche liegen, griff sich die Bourbonflasche und das Glas und sah auf das am Boden liegende Handtuch, aber sie hatte keine Hand frei. Nackt ging sie ins Wohnzimmer, setzte sich in einen Sessel ans Feuer und trank den Bourbon in kleinen Schlucken. Er rann warm durch ihren Körper, und die Wärme des Feuers verbreitete sich im Raum.
Das Feuer zischte leise. Aus einem Holzscheit trat Feuchtigkeit aus, lief auf die Glut, verwandelte sich in Dampf und löste sich auf. Die unteren Scheite sanken tiefer und wurden zu roter Glut. Sie stand auf, legte noch zwei Scheite nach und sah nach ihrem Mann. Erlag noch immer ganz regungslos da, nur der Oberkörper hob und senkte sich mit seinen gleichmäßigen Atemzügen. Speichel war ihm aus dem offenen Mund gelaufen, das Sofakissen hatte einen kreisförmigen kleinen nassen Fleck. Sie hatte noch das Glas in der Hand. Es war fast leer. Sie hob es ihm entgegen. „Nicht schlecht“, sagte sie laut. Er regte sich nicht, und sie leerte das Glas. Unten lag noch ein kleiner Eiswürfel. Sie ließ ihn in den Mund gleiten und lutschte daran, ihn von einer Wange in die andere schiebend, während sie ihm beim Schlafen zusah. Dann ging sie zurück in die Küche, holte Eis, ging wieder ins Wohnzimmer, schenkte sich Bourbon nach, saß nackt am Feuer, sah in die Glut und trank schluckweise ihren Bourbon.
33
Als Newman aufwachte, stieg ihm der Geruch von Essen in die Nase. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Der Raum war warm, das zuckende Licht des Feuers verbreitete leise Helligkeit. Er setzte sich auf. Sein rechter Schenkel, an dem Karls Knie ihn getroffen hatte, tat weh. Sein Nacken schmerzte, Unterarme und Schultermuskeln schmerzten. Er schwang seine Füße auf den Boden.
Janet saß in einem Sessel am Feuer. Sie hatte nichtsan und trank schlückchenweise aus einem großen, mit Eis und Bourbon gefüllten Glas. Sie hielt das Glas mit beiden Händen umfasst – und sie trank nicht oft. Sie sah ihn an.
„Hallo“, sagte er.
„Hallo“, sagte sie.
„Du bist ziemlich textilfrei.“
„Ich habe unsere Sachen gewaschen und geduscht, wir haben nichts zum Wechseln.“
„Ich rieche Essen“, sagte er.
„Ich habe Bohnen in den Ofen gestellt, und es ist Steak da.“
„Hast du noch nichts gegessen?“
„Ein paar Bohnen. Mit dem Steak wollte ich auf dich warten.“
Er saß noch immer auf der Couch und sah sie an. „Du sitzt sonst nicht nackt herum.“
„Im Kühlschrank ist Bier. Willst du eins?“
„Ja.“
„Ich hol es dir, aber geh erst
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