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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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vergessen, dass er mich gleich verlassen wird. Stattdessen gebe ich mich ganz meinem Gefühl und seiner Zärtlichkeit hin. Danach liege ich glücklich in seinen Armen und lasse mich tragen von meiner Liebe zu ihm. Während Christian sich anzieht, betrachte ich mein erhitztes Gesicht im Spiegel und mir wird klar, warum man sagt, dass Sex schön macht. Trotz wirrer Haare, verschmierter Wimperntusche und roten Wangen sehe ich auf eine gewisse Weise richtig hübsch aus. Es ist wahrscheinlich das Glück, sich geliebt und begehrenswert zu fühlen, welches meine Augen strahlen und mich allen Kummer vergessen lässt.
    Als Christian seinen dunklen Mantel anzieht, nimmt er mich noch einmal in die Arme und ich atme ein letztes Mal den Duft seiner Haut ganz nah an seinem Hals. Ich möchte mich mitnehmen lassen, in diesen Mantel, in diese Wärme, in diesen Duft. Doch er küsst mich nur und ist auch schon aus der Tür. Ich winke ihm traurig nach, als sein Volvo die Einfahrt verlässt, und ziehe die Tür hinter mir zu. Als Nini nach Hause kommt, sitze ich bereits beim zweiten Glas Rotwein und starre trübsinnig vor mich hin.
    »Was is’n los?«, fragt sie fröhlich. Offenbar hatte sie einen lustigen Abend im ›Galgen‹. »Lass mich mal raten: Christian ist wieder weg, ja? Wegen dringender Termine.« Obwohl ich eben noch wütend auf ihn war und Nini mit ihren Worten genau ins Schwarze getroffen hat, fühle ich mich verpflichtet, ihn zu verteidigen.
    »Nini, du weißt doch, dass er einen anstrengenden Beruf hat. Er musste nach Kanada zu einem wichtigen Klienten.«
    »Alles klar«, nickt Nini mir und sich selbst zu. »Und da muss er, wenn er schon so wenig Zeit hat, heute auch noch Ski fahren gehen ohne dich?«
    »Ich hätte doch sowieso arbeiten müssen. Du weißt doch, was heute im Café los war«, nehme ich Christian immer noch in Schutz.
    »Zur Abwechslung hätte er dir ein bisschen helfen können, wenn schon so viel Betrieb war.
    Beispielsweise beim Aufräumen und Abspülen. Er hätte auch Getränke aus dem Keller holen können und so weiter. So wie Ben und ich das machen, wenn viel zu tun ist. Dann wäre er doch auch bei dir gewesen. Oder etwa nicht?«
    Natürlich hat Nini recht. Wie konnte ich nur glauben, sie sei eifersüchtig auf Christian? Wenn es jemand gut mit mir meint, dann meine kluge Tochter.
    »Ach, Nini«, seufze ich und nehme sie in die Arme, vor allem, damit sie die Tränen nicht sieht, die ich krampfhaft zurückhalte.
    »Sorry, Mami, ich wollte dich nicht aufregen. Ich habe nur das Gefühl, dein Christian kommt und geht, wie es ihm gerade passt, ohne Rücksicht auf deine Gefühle. Und dass dich das belastet. Ich möchte doch nur, dass du glücklich bist. Wenn du das mit Christian bist, ist ja alles gut. Dann musst du nur lernen, damit umzugehen, dass er außer dir noch ein anderes Leben hat, und dich in dieser Zeit um dein eigenes kümmern. – Pass auf, wir machen es uns jetzt richtig schön, ja? Ganz bestimmt kommt er schon bald wieder«, baut sie mich auf.
    Mit diesen Worten verschwindet sie in die Küche, um für uns beide eine heiße Schokolade zu bereiten. Dann sehen wir uns gemeinsam, einige tröstende Schokokekse verdrückend, den ›Tatort‹ im Fernsehen an.

    *

    Der nächste Tag beginnt düster und grau. Dicke Nebelschwaden hängen über dem See.
    Über welchem See? Genau genommen, kann man ihn nämlich gar nicht mehr erkennen. Es sieht so aus, als hätte die graue Suppe alles verschluckt. Genauso dunkel und düster wie die Stimmung draußen ist auch meine Stimmung. Mein Kopf schmerzt und ich bin nicht sicher, ob das an dem nasskalten Wetter oder am gestrigen Rotwein liegt. Trübsinnig sitze ich, noch im Bademantel, vor meinem Morgenkaffee, höre Norah Jones und sehe aus dem Fenster. Warum nur reagiere ich bei Christian so emotional, grübele ich vor mich hin.
    Als ich noch mit Leon zusammen war, gab es doch auch kein Problem, wenn wir uns einmal ein paar Tage nicht sehen konnten. Zudem sollte ich froh darüber sein, dass ich genügend Zeit für meine Tochter, mein Café und nicht zuletzt für mich selbst habe. Ich wünschte, ich könnte die Stunden, die uns bleiben, unbeschwert genießen und in der Zeit dazwischen nicht die Tage zählen, bis er wiederkommt. Aber dadurch, dass mich Christian oft genauso überraschend wieder verlässt, wie er gekommen ist, entsteht bei mir das Gefühl, ich sei für ihn nur eine kleine Abwechslung in seinem Alltag. Aber vielleicht täusche ich mich und erwarte ganz

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