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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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zärtlich und alle Hochzeitsgäste klatschen begeistert in die Hände.
    Meine Mutter sieht mich erwartungsfroh an. Sie denkt doch nicht etwa, ich werde jetzt auch eine Rede halten, oder? Oh nein, das kann ich nicht.
    Irgendetwas flüstert sie in Steves Ohr, denn nun sieht auch er hoffnungsvoll zu mir herüber.
    Mir wird bewusst, dass es so etwas wie einen Brautvater oder eine Brautmutter nicht gibt. Verflixt, warum habe ich mir nicht vorher ein paar Gedanken darüber gemacht?
    Aber weil ich sie nicht enttäuschen will, stehe ich auf und klopfe an mein Glas, in der Hoffnung, dass viele bereits wieder mit ihrem Kuchen, einem anregenden Gespräch oder dem Blick ins Dekolleté der Nachbarin beschäftigt sind.
    Na gut, dann improvisiere ich eben ein bisschen, wird schon schiefgehen.
    Ich beginne mit dem Spruch von Wilhelm von Schelling, den ich den beiden bereits in ihre Hochzeitskarte geschrieben habe: »Das ist das Geheimnis der Liebe, dass sie solche miteinander verbindet, deren jedes für sich sein könnte und doch nichts ist und sein kann ohne den anderen. Liebe Mama, lieber Steve, ich finde, dieses Zitat passt ganz besonders gut auf euch zwei. Ihr hattet beide ein eigenes gutes Leben, das euch ausgefüllt hat. Doch die richtige Erfüllung habt ihr erst gefunden, als das Schicksal euch zueinander geführt hat. Tausende von Kilometern und ein riesiger Ozean lagen zwischen euch. Doch die Liebe gab euch die Kraft und den Mut, dies zu überwinden. Solange ihr euch liebt und so glücklich seid wie am heutigen Tag, ist es ganz egal, ob euer Zuhause in Amerika oder in Deutschland sein wird. Alles Glück der Welt für euch.«
    Ich hebe mein Glas und die anderen tun es mir nach. Wir trinken auf zwei Menschen, die sich noch einmal auf ein neues Leben einlassen.
    Wie alle glücklichen Tage, geht auch dieser viel zu schnell vorbei. Am Abend bewundern alle das tolle Buffet, das der Partyservice geliefert hat, und hören begeistert die wunderbare Musik der Lakeboys dazu. Romantischer könnte die Stimmung nicht sein, denn die untergehende Abendsonne taucht den Himmel und den See in ein zauberhaft roséfarbenes Licht. Im Garten haben wir viele Fackeln aufgestellt sowie Lämpchen aufgehängt und es ist so warm, dass man noch wunderbar draußen sitzen kann. Die ersten Gäste haben, nachdem das Brautpaar den Tanz eröffnet hat, auf der Terrasse zu tanzen begonnen und Nini, Emily und ich kommen kaum noch nach, die Gläser aufzufüllen. Emily sieht mich dabei komisch von der Seite an und fragt dann, als wir gerade mal kurz allein in der Küche sind:
    »Sag mal, Maja, ich wollte dich nicht gleich fragen, aber wo ist Christian denn eigentlich?«
    »Ach, der«, schnaube ich wütend und werfe den Spüllappen in die Spüle. »Der kann mich mal.«
    »Dacht’ ich’s mir doch, dass da was nicht stimmt bei euch. Was ist denn los?«, fragt Emily mitfühlend.
    »Er hat mir gestern Abend per SMS mitgeteilt, dass er heute bei der Hochzeit nicht dabei sein kann. Und zwar nicht, weil er einen wichtigen Termin hat oder was er mir sonst immer erzählt, sondern weil es seiner Exfrau nicht gut geht. Emily, was sagst du dazu?«
    »Hmmm, das kommt mir komisch vor. So wie ich Christian kenne, glaube ich nicht, dass er dir irgendetwas vormacht, um sich vor diesem Familienfest zu drücken. Er weiß, wie viel dir deine Mutter und der heutige Tag bedeuten. Also wird es schon wichtig sein, was ihn davon abgehalten hat. Habt ihr denn darüber gesprochen?«
    »Nein, ich habe versucht, ihn zurückzurufen, aber sein Handy war nicht an. Und danach habe ich mein Handy ausgemacht«, antworte ich, nach wie vor wütend.
    Es sieht fast so aus, als hätte Emily auch noch Verständnis für Christian.
    »Bestimmt hat er versucht, dich anschließend zu erreichen, Maja. Sieh doch mal nach.«
    Emily zwingt mich, mein Handy zu holen und anzuschalten. Es sind tatsächlich acht verpasste Anrufe von Christian darauf.
    »Ich habe aber keine Lust, mit ihm zu reden«, bocke ich, als Emily mich überreden will zurückzurufen.
    Ich erzähle ihr, dass ich mich in letzter Zeit von Christian oft im Stich gelassen fühle und gar nicht mehr glaube, dass er eine ernste Beziehung mit mir führen will.
    »Kennst du den alten Fassbinder-Film ›Angst essen Seele auf‹?«, fragt Emily mich da. »Man könnte das auch umwandeln in ›Misstrauen essen Liebe auf‹.«
    Emily nimmt mich in den Arm, als sie bemerkt, dass mir die Tränen kommen.
    Den ganzen Tag habe ich mich so zusammengerissen, dass

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