Wildrosengeheimnisse
mit Mairöschen und Maiglöckchen geschmückt sind. Die Gläser sind gespült, das Besteck poliert, jede Menge Kuchen gebacken und einige Tische für das Buffet aufgebaut und dekoriert. Morgen wird der Partyservice ein nach unseren Wünschen zubereitetes deutsch-amerikanisches kalt-warmes Buffet liefern und Thomas und seine Lakeboys haben außer ihrem tollen Bar-Jazz auch noch Tanzmusik und sogar einen Hochzeitswalzer eingeübt. Es ist ein wunderschöner Frühlingsabend und wir sind glücklich, dass wir alles so kreativ und ansprechend vorbereitet haben, und stoßen schon einmal mit einem Gläschen Prosecco an. Erstaunlicherweise ist meine Mutter die Ruhe selbst, sie scheint sich richtig auf den morgigen Tag zu freuen. Gerade als wir uns alle verabschieden, piepst mein Handy. Während ich noch allen eine gute Nacht wünsche und winke, lese ich die SMS, die gerade hereingekommen ist.
›Liebste Maja, sei nicht böse – aber ich kann nicht kommen. Daniela geht es sehr schlecht.
Morgen mehr … Feiert schön, LG Christian.‹
Das glaube ich jetzt nicht. Wie kann er mir das antun? Ich spüre, wie mir das Blut vor Ärger zu Kopf steigt. Christian weiß genau, wie viel mir dieser Tag morgen bedeutet. Es handelt sich nicht um irgendeinen Gast aus dem Café, sondern um meine Mutter, die heiratet. Außerdem ging es doch auch mir in der letzten Zeit alles andere als gut. Aber anscheinend interessiert Christian das nicht. Es sieht so aus, als sei ihm seine Ex wichtiger als ich. Was denkt er sich, mir das auch noch per SMS mitzuteilen, dass er nicht dabei sein wird? Wie feige. Das soll er mir doch bitteschön sagen und vor allem erklären. Und ich hoffe für ihn, dass er eine gute Begründung hat, als ich seine Nummer wähle. Doch offenbar hat Christian sein Telefon ausgeschaltet, denn nur die Mailbox geht an. Wütend werfe ich das Handy auf das Sofa. Am liebsten hätte ich es allerdings gegen die Wand geschmettert. Dieser Mistkerl. Vor lauter Aufregung schlafe ich die ganze Nacht fast gar nicht und sehe am nächsten Morgen entsprechend aus. Mit Hilfe von viel Make-up gelingt es mir, die Augenränder und das blasse Gesicht einigermaßen nett aussehen zu lassen, doch ich fühle mich elend und enttäuscht. Soll er doch das Händchen dieser Daniela halten, wenn sie Schnupfen hat. Das Wetter könnte schöner nicht sein, denke ich, als ich aus dem Fenster sehe. Der Himmel ist so strahlend blau wie das Wasser, auf dem sich weiße Schwäne und Segelboote deutlich abheben. Die Vögel zwitschern und im Garten leuchtet ein buntes Meer aus blühenden Blumen und Bäumen. Da ich schon früh auf bin, beschließe ich, noch kurz zu meiner Mutter rüberzulaufen, um zu sehen, ob sie so entspannt ist wie gestern Abend. Im Garten sehe ich Steve, der mit seinem dunklen Anzug und der Fliege ein umwerfend toller Bräutigam ist. Er sitzt geruhsam in dem Korbstuhl, auf dem Frieda immer saß, und raucht Pfeife. Um ihn herum hüpfen seine Enkelinnen, die kleinen Blumenstreu-Mädels, die mit ihren rosa Kleidchen und dem Blumenschmuck im Haar entzückend aussehen.
»Maja, guten Morgen. Wie schön, dass du kommst«, begrüßt Steve mich freundlich. »Da wird sich deine Mutter bestimmt freuen. Sie ist oben, um sich hübsch zu machen«, zwinkert Steve mir zu. »Als ob sie das müsste. Übrigens, du siehst auch bezaubernd aus. Was für tolle Frauen ihr doch seid.«
Als ich das Schlafzimmer betrete, sehe ich meine Mutter am Fenster stehen und träumerisch aus dem Fenster blicken.
»Maja. Ich wusste, du würdest kommen.«
»Alles in Ordnung, Mama?«
Meine Mutter sieht einfach reizend aus. Das pfirsichfarbene Kleid passt perfekt zu ihrem warmen Teint und das gekonnte Make-up lässt sie mindestens zehn, wenn nicht 15 Jahre jünger erscheinen. Wie die kleinen Blumenstreu-Mädchen hat auch sie sich ein Mairöschen in ihr Haar gesteckt, was neben einem Paar Perlen-Ohrringen der einzige Schmuck ist, den sie trägt.
»Ja, natürlich«, sagt sie, aber ich sehe ihr an, dass sie nun doch aufgeregt ist. »Es ist nur … Weißt du, Maja, es ist so ganz anders als bei meiner ersten Hochzeit mit deinem Vater damals.« Sie sieht wieder gedankenverloren aus dem Fenster. »Damals waren wir jung und verliebt und freuten uns auf ein Leben zu zweit. Wir wollten etwas Gemeinsames aufbauen, Kinder haben … Das haben wir auch alles geschafft. Und ich bin stolz darauf, vor allem auf dich, Maja. Aber dann, als dein Vater krank wurde … und mich zurückließ, da habe ich
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