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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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Mutter sieht man an, dass sie sich wie im siebenten Himmel fühlt, sie übertrifft mit ihrem Strahlen sogar die vielen wunderschönen bunten Blumen der Insel Mainau. War sie heute früh noch so zweifelnd und ängstlich, so bin ich angesichts dieses Glücks doch der felsenfesten Überzeugung, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat.
    Da ich ein wenig abseits stehe, um in Ruhe die vielen Hochzeitsgäste und Gratulanten betrachten zu können, bemerke ich ihn erst, als er direkt vor mir steht.
    »Leon. Was machst du denn hier?«, frage ich überrascht.
    »Ach, ich war gerade in der Gegend …«
    Das kann er seiner Großmutter erzählen. Was macht er, bitte schön, an einem Samstagvormittag in der Gegend der Insel Mainau?
    »… und da dachte ich, ich schau mal vorbei und gratuliere deiner Mutter und ihrem Mann.
    Immerhin wäre sie beinahe meine Schwiegermutter geworden.«
    Leon grinst verlegen.
    »Wie geht es dir, Maja? Du siehst fantastisch aus.«
    Anerkennend wandert sein Blick über mein schönes Kleid zu meinen hochgesteckten Locken.
    »Du solltest nicht die Grundregel verletzen und schöner sein als die Braut.«
    »Danke, Leon. Du siehst aber auch gut aus.«
    Und das ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Leon sieht unglaublich gut aus.
    Sein Teint ist sonnengebräunt, was toll zu seinen grauen Schläfen passt. Er trägt einen perfekt geschnittenen dunklen Anzug und, wie immer, teure Schuhe.
    Was für ein Gegensatz zu Christian, der, wenn er bei mir ist, fast nur in Jeans und Pulli herumläuft. Aber an den will ich gerade nicht denken. Zu tief sitzt die Enttäuschung darüber, dass er an diesem bedeutsamen Tag nicht gekommen ist. Noch dazu wegen seiner Exfrau.
    »Tja, so eine Hochzeit ist schon etwas Schönes«, sagt Leon mit einem Blick auf die glücklichen Gesichter des Brautpaares. »Vor allem, wenn man die Richtige oder den Richtigen ausgewählt hat, stimmt’s?«
    »Da hast du recht. Ich freue mich auch so sehr für meine Mutter, dass sie noch einmal jemanden gefunden hat, der zu ihr passt.«
    »Das Finden allein reicht nicht«, stellt Leon bedeutungsvoll fest. »Man muss sein Glück auch erkennen und festhalten. Das Glück ist flüchtig. Wenn man nicht aufpasst, dann entflieht es einem schneller, als man denkt.«
    Darauf kann ich nicht antworten, denn ich weiß genau, was er meint. Es gab eine Zeit, da glaubten wir beide auch, wir seien glücklich. Doch wir verpassten die Chance, die wir hatten. Und als ich Christian kennenlernte, erkannte ich, was mir an Leons Seite gefehlt hatte, und trennte mich von ihm.
    »Tja, also dann will ich mal wieder weiter, Maja. Ich wünsche euch allen noch einen wundervollen Tag«, verabschiedet sich Leon, noch bevor ich ihn fragen kann, ob er vielleicht mit uns und den anderen mit einem Gläschen Sekt anstoßen möchte, welches die netten Serviererinnen der ›Schwedenschenke‹ gerade herumreichen.
    Leon zieht mich kurz an sich, gerade lange genug, um seinen Duft ›Dior Homme‹ zu riechen, den ich so sehr an ihm liebte. Und dann verschwindet er auch schon in der Menge der Hochzeitsgratulanten und lässt mich irritiert zurück.

    *

    Die ganze Überfahrt von der Insel Mainau zurück nach Unteruhldingen denke ich über diese Begegnung und das, was mir Emily vor Kurzem über Leon erzählt hat, nach. Kann es sein, dass dieser wohlhabende und gut aussehende Mann mir nachtrauert? Man sollte doch meinen, dass er sich die schönsten und reichsten Frauen auf dem Golfplatz oder sonstwo aussuchen kann. So blöd der Gedanke auch ist, er drängt sich mir trotzdem auf: Wäre ich noch mit Leon zusammen, hätte ich am heutigen Tag einen Partner an meiner Seite gehabt.
    Zurück in der ›Butterblume‹, habe ich jedoch keine Zeit mehr, derartig unsinnige Überlegungen anzustellen, denn die Hochzeitsgesellschaft will zunächst einmal mit Kaffee und Kuchen versorgt werden.
    Mein neuer Stiefvater Steve klopft an sein Glas und hält eine Rede auf Deutsch: »Meine liebe Luise, meine Frau. Als wir angefangen haben, uns Briefe zu schreiben, hätte ich niemals geglaubt, dass wir heute diesen schönen Tag zusammen mit unserer Familie erleben. Ich bin so froh, dass du nach Amerika gekommen bist, mich zu besuchen, und wir in Liebe gefallen sind. Das macht mich sooo glücklich. Ich liebe dich.«
    Worauf meine Mutter aufsteht und auf Englisch antwortet: »My dear husband. I am also happy that we found each other. You are so wonderful and I will always love you.«
    Die beiden küssen sich

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