Wildrosengeheimnisse
kleinen Küche zusammen sind und sie mit ihren vertrauten Händen die Blaubeeren auf den Kuchen legt.
»Franziska.«
»Franziska?«
Mir fällt das melancholische Wesen wieder ein, welches hierher zum Lernen kam. Und nie, absolut nie auch nur ein Krümelchen unserer herrlich leckeren Dinge zu sich genommen hat.
»Ja, Franziska. Ich hab’ dir ja erzählt, wie streng ihre Eltern sind. Sie kümmern sich einen Dreck um sie und erwarten immer nur, dass sie funktioniert. In der ganzen Zeit vor dem Abi hat sie mir ständig was vorgeheult, dass ihre Eltern erwarten, dass sie einen sehr guten Abschluss macht. Sie soll an irgendeiner Elite-Uni studieren, wo Franziska aber gar nicht hin will. In dieser Zeit fing das an, dass sie öfter mal einen Joint rauchte. Weil ihre Eltern aber schon ausrasten, wenn sie ab und zu eine Zigarette raucht oder gar Alkohol trinkt, fing sie an, das Zeug in meinen Taschen zu verstecken. Sie wusste, dass du mir vertraust und mir nicht hinterherschnüffelst. Ich glaube, sie beneidet mich um das Verhältnis, das wir beide haben. Das ist nämlich etwas ganz Besonderes.«
Nini umarmt mich noch einmal und gibt mir einen Kuss.
»Somit bestand also keine Gefahr, entdeckt zu werden. Ich hab’ zwar ein paar Mal versucht, ihr das auszureden, aber ohne Erfolg. Ehrlich gesagt, bin ich ganz happy, dass sie keine härteren Sachen nimmt.«
»Denkst du, dass dieser Typ dahintersteckt? Der mit dem tollen BMW, meine ich?«
Insgeheim bin ich erleichtert, dass das Zeug nicht Nini oder Ben gehört. Auch wenn ich es schrecklich finde, dass die kleine Franziska Probleme hat.
»Du meinst Achim Klein? Nein, das glaube ich nicht. Ich habe ihn inzwischen kennengelernt und finde ihn ganz nett. Also, klar ist er viel zu alt für sie, aber das ist ihre Sache. Vielleicht kümmert er sich einfach um sie. Und außerdem steht sie auf das High- Society-Leben, das er ihr bieten kann, mit schön essen gehen und teure Clubs besuchen, verreisen, Geschenke und so. Aber mit Drogen hat der nix am Hut. Das ist eher so ein richtiger Gesundheitsfreak, geht joggen und ernährt sich vernünftig. Wahrscheinlich, damit er jung bleibt«, grinst Nini. »Vielleicht könnte er sie sogar beeinflussen, dass sie das Zeug lässt. Aber ich glaube, der weiß das gar nicht. Jedenfalls hat sich Franzi angeblich nur mir anvertraut, und ich möchte ihr Vertrauen jetzt nicht missbrauchen und hinter ihrem Rücken mit ihm reden, verstehst du?«
Klar verstehe ich das. Dann wäre das oberste Gebot der Freundschaft verletzt und das Vertrauen missbraucht.
»Mach dir keine Sorgen, Mami. Ich glaub’, sie hat das nur gebraucht, um hin und wieder den Stress auszuhalten. Das wird jetzt sicher aufhören, schließlich haben wir das Abi in der Tasche.«
Ganz überzeugt bin ich nicht davon. Wenn Franziskas Eltern so hohe Ansprüche an ihre Tochter stellen, wird der Leistungsdruck beim Studium nicht kleiner, sondern größer.
Nini steckt sich eine Blaubeere in den Mund.
»Mami, du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich dir heute im Café helfe?«, grinst meine Tochter schelmisch. »Heute Abend wollen wir dann mit Bens Freund Marco ein Stückchen auf den See rausfahren und dort seinen Geburtstag feiern. Er hat ein kleines Motorboot und wir machen ein Picknick an Bord und gehen ein bisschen schwimmen.«
»Das klingt ganz toll.«
Ich bin so glücklich, dass zwischen Nini und mir wieder alles in Ordnung ist. Auch meine Mutter wird froh sein, dass sie den heutigen Tag mit ihrem Liebsten verbringen kann.
Traurig bin ich nur, wenn ich daran denke, dass auch Christian und ich im letzten Jahr eine kleine Bootstour mit Picknick und Schwimmen unternommen haben und ich mich dabei rettungslos in ihn verliebte.
12. Kapitel: Die Leiche am Teufelstisch
Spät am Abend, als ich gerade dabei bin, auf dem Sofa einzudösen, klingelt wieder einmal das Telefon. Insgeheim hoffe ich noch immer, es könnte Christian sein, der mir seine Liebe beteuert und sich mit mir vertragen will.
Doch als ich abnehme, höre ich nur ein komisches Rauschen und dann eine dünne Stimme:
»… Leiche treibt im Wasser, … Polizei rufen.« Dann bricht die Verbindung ab.
Da es sich nach Ninis Stimme anhörte, rufe ich sie sofort an, doch es meldet sich nur die Mailbox.
Anschließend klingelt es noch einmal und als ich rangehe, wird wieder aufgelegt.
Was war das mit einer Leiche, die im Wasser treibt? Und wer soll jetzt die Polizei rufen?
Ich bin äußerst beunruhigt und rufe deshalb Michael
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