Wildrosengeheimnisse
verspricht, bald wieder vorbeizukommen und ein bisschen mehr Zeit mitzubringen.
Als ich sie zur Tür bringe, kommt gerade ein Blumenbote und überreicht mir einen wunderschönen Strauß mit roten Rosen und einer Karte, auf der steht: ›Alles Liebe zum Geburtstag. Christian.‹ Nicht mehr.
Mein Herz klopft so laut, dass man es wahrscheinlich noch in Konstanz hören kann.
Was soll das? Kann er nicht wenigstens anrufen? Oder erwartet er, dass ich das jetzt tue, um mich für den blöden Blumenstrauß zu bedanken? Da kann er lange warten. Ich kann auch stur sein, oh ja.
Wie erwartet, ist bei dem schönen Wetter viel Betrieb auf der Terrasse. Doch Nini und meine Mutter weigern sich hartnäckig, mich zu verlassen, bevor ich abgeschlossen habe. Auch danach wollen sie partout nicht gehen und bestehen auf einem Gläschen Prosecco auf der Terrasse, zu dem ich mich widerstrebend überreden lasse. Als sie danach immer noch sitzen bleiben, werde ich kribbelig. Ich gähne demonstrativ und schlage vor, dass es jetzt Zeit zum Schlafengehen wäre.
»Wir lassen dich doch an deinem Geburtstag nicht allein«, protestieren sie einhellig.
Doch ich schiebe meine Mutter zur Tür hinaus.
»Nach der letzten Nacht und dem heutigen Tag bin ich total fix und fertig, Mama. Glaub mir, ich mache mir nur noch einen Tee und hüpfe kurz in die Wanne. Dann ab aufs Sofa und danach direkt ins Bett. Aber ich danke euch beiden, dass ihr den ganzen Tag hier wart. Das Feiern holen wir nach, wenn das Café Ruhetag hat, einverstanden?«
Und somit braucht auch Nini kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie den schönen Sommerabend mit ihren Freunden am See ausklingen lassen möchte.
Als beide gegangen sind und ich gerade auf dem Weg in mein Bad bin, klingelt es an der Tür.
Vielleicht hat eine der beiden etwas vergessen, denke ich und öffne.
Aber vor der Tür steht Leon, der doch tatsächlich singt:
»Happy birthday to you …«
Leon mag ein guter Winzer sein und ein noch besserer Kaufmann, nur singen kann er definitiv nicht, weshalb ich herzhaft lachen muss.
»Danke, Leon, dass du an meinen Geburtstag gedacht hast.«
»Wie könnte ich nicht? Schließlich waren wir drei Jahre zusammen.«
Er wedelt mit zwei Karten, die er in der Hand hält.
»Hast du Gäste oder kann ich dich entführen?«
Ich bin todmüde und möchte nur noch schlafen. Und traurig sein, weil Christian nicht angerufen, sondern nur Blumen geschickt hat. Andererseits – die Karten machen mich nun wirklich neugierig.
»Lass mal sehen.«
Aber Leon versteckt sie hinter dem Rücken.
»Was ist, kommst du mit?«
Ich zögere immer noch.
Der Gedanke an ein heißes Bad und mein gemütliches Sofa ist so verführerisch.
Aber warum eigentlich nicht mitgehen? Es ist mein 40. Geburtstag und ich bin allein. Warum soll ich auf dem Sofa sitzen und Trübsal blasen?
»Gib mir eine Minute«, entscheide ich mich deshalb schnell, damit ich es mir nicht anders überlegen kann, und flitze nach oben, um mich rasch in ein hübsches Sommerkleid zu werfen.
Nur fünf Minuten später stehe ich, mit etwas ›Soir de Lune‹ besprüht und kirschrotem Lippenstift bestückt, in meinem roten Kleid vor ihm.
»Kann losgehen.«
Und in der nächsten Minute sind wir bereits mit seinem neuen silbergrauen Porsche am See entlang unterwegs.
Als wir in Immenstaad am Hafen ankommen, erblicke ich Leons Überraschung.
Hier liegt die ›Hohentwiel‹, der wohl schönste historische Schaufelraddampfer, den der Bodensee je gesehen hat. Auf dem laut Fachpresse am besten restaurierten Dampfschiff Europas erinnern die wertvollen Hölzer wie Mahagoni, Teak und Kirschbaumholz an Deck und das wunderschöne restaurierte Interieur an glanzvolle Zeiten.
Als wir an Bord gehen, erklingt leise Musik und Leon führt mich zu einem ganz in Weiß gedeckten Tisch.
»Darf ich dich zum Captain’s Dinner einladen, meine Teure?«, scherzt er.
»Aber Leon, das kann ich doch nicht annehmen, das ist doch viel zu teuer«, antworte ich, überrascht und gleichzeitig entzückt.
Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich etwas anderes angezogen.
»Oh doch, das kannst du«, lacht Leon. »Wenn wir auch kein Paar mehr sind, so sind wir doch gute Freunde, nicht wahr?«, und blickt mir dabei tief in die Augen.
Das sieht mir nun nicht gerade nach einem freundschaftlichen Blick aus. Aber das mit uns ist doch Vergangenheit.
Und wie sagt das Sprichwort: Man soll nicht zweimal in denselben Fluss steigen. Oder so ähnlich.
Allerdings muss ich
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