Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
Vom Netzwerk:
sagt er: »Machen Sie sich mal keine Gedanken, Frau Winter. Sie gelten zwar als Spätgebärende, aber medizinisch gesehen, ist das heute doch alles gar kein Problem mehr.«
    Seine Worte nehme ich nur noch zur Hälfte wahr. Ich denke die ganze Zeit, wie das nur passieren konnte. Das Picknick mit Christian. Etwas anderes fällt mir nicht ein. Obwohl, es könnte rein theoretisch auch vorher schon passiert sein, wenn ich an unsere leidenschaftlichen Nächte denke. Herr Dr. Krüger dreht sich um, geht zu einem Sideboard und drückt mir allerhand Informationen über das werdende Leben in die Hand. Als ob ich das alles nicht schon wissen würde. Ich habe schon ein Kind und zwar seit 18 Jahren.
    Vermutlich habe ich gerade so etwas wie ein Déjà-vu-Erlebnis. Oder ich liege noch in meinem Bett und träume.
    »Wenn das erste Vierteljahr herum ist, hört das mit der Übelkeit von allein auf.« Übelkeit? Ach richtig, deshalb bin ich hier. Ich hätte längst selbst darauf kommen können, dass ich schwanger sein könnte, schließlich habe ich diesen Zustand schon einmal erlebt. Allerdings war mir bei Nini damals nie schlecht, versuche ich, mich irgendwie vor mir selbst zu verteidigen.
    »Gönnen Sie sich etwas Ruhe und kommen so in zwei bis drei Wochen wieder. Frau Winter? Ist alles in Ordnung? Soll ich Ihnen ein Taxi rufen lassen?«
    Herr Dr. Krüger wundert sich vermutlich, warum ich so verwirrt bin.
    »Nein, nein, alles in Ordnung. Vielen Dank.« Ich verabschiede mich von dem freundlichen Doktor. Er kann schließlich nichts dafür, dass mein Leben ein einziges Chaos ist.
    Die Sache mit dem Baby macht es nicht gerade leichter.
    Was soll ich denn jetzt bloß tun?
    Es heißt, ein Spaziergang in der Natur hilft der Seele zu atmen. Und da mir genau das und frische Luft schon immer geholfen haben, setze ich mich auf mein Rad und radle zum Hafen nach Überlingen. Ohne zu überlegen, stelle ich es am Hafen ab und steige auf das Schiff nach Wallhausen. Wie herrlich sich der warme Fahrtwind auf der Haut anfühlt. Wie so oft, empfinde ich große Dankbarkeit, in dieser traumhaften Landschaft, in der so viele Menschen Urlaub machen, leben zu dürfen.
    Überlingen wird kleiner und es kommt mir so vor, als ob auf einmal auch meine Sorgen kleiner werden.
    »Ganz ruhig bleiben, Maja«, rede ich mit mir selbst und bemerke erst dann, dass mich eine ältere Dame auf meiner Bank misstrauisch beäugt. Vermutlich denkt sie, ich sei nicht ganz dicht, und um diesen Verdacht noch zu untermauern, lächele ich sie schief an.
    Okay, ich bekomme ein Kind. Soll ich den Gedanken an eine Abtreibung ins Auge fassen? Doch bereits in dem Moment, in dem ich daran denke, verwerfe ich diesen unwiderruflich.
    Niemals. Ein Kind von meiner großen Liebe Christian, das könnte ich nie und nimmer abtreiben lassen. Auch zur Adoption würde ich es niemals weggeben.
    Also gibt es nur eine Möglichkeit, wenn ich mich nicht deshalb in den See stürzen möchte – die Dame neben mir erwartet vermutlich eine derartige Aktion. Sie lässt mich nicht aus den Augen, was von mir hin und wieder mit demselben schiefen Lächeln belohnt wird: Ich bekomme das Kind.
    Das kleine Schiff legt in Wallhausen an und ich beschließe, ein wenig am See spazieren zu gehen und zu überlegen, was zu tun ist. Mein Weg führt mich zu dem wunderschönen Strandbad in Dingelsdorf, wo ich mir einen Cappuccino und eine Butterbrezel kaufe und mich damit unter die hohen, schattigen Bäume setze.
    Es ist so friedlich hier, einfach dazu einladend, alle Sorgen und Probleme zu vergessen. Auf der anderen Seite ist Überlingen im Sonnenlicht zu sehen, doch ich kann es gar nicht richtig genießen, denn es geht mir so viel durch den Kopf. Zudem denke ich an die viele Arbeit, die im Café auf mich wartet. Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich das Pärchen, das neben mir auf einer Decke liegt, gar nicht bemerke. Doch dann höre ich eine Stimme, die ich kenne, auch wenn sie gerade sehr leise und zärtlich spricht. Neugierig werfe ich einen Blick auf die beiden, die sich gerade tief in die Augen blicken und sich zärtlich küssen.
    Fast könnte man neidisch werden, so entrückt sehen sie aus. Und doch gönne ich ihnen ihr Glück, selbst wenn es nicht sein darf. Ich kenne sie: Es ist die ruhige, sanfte Ruth und der Mann an ihrer Seite ist – Hubert. Der Mann der übellaunigen und ständig lästernden Jutta. Ich kann mir das Lachen nicht verkneifen und verschlucke mich an meiner Brezel, als mir Juttas Satz ›So

Weitere Kostenlose Bücher