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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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das?
    Schon wieder Einbrecher? Ich fühle kurz, ob mein Handy noch in der Tasche ist, und wähle Michaels Nummer.
    »Michael. Da ist jemand in meinem Garten«, flüstere ich.
    »Maja? Kannst du bitte etwas lauter sprechen? Ich verstehe dich nicht.«
    »Nein, kann ich nicht. Da ist jemand.«
    Das Licht flackert noch eine Weile in der Hecke herum und dann bewegt es sich auf einmal Richtung Straße.
    »Psst«, versuche ich, Jojo zu beruhigen, die schon wieder ein leichtes Knurren von sich gibt, und verstecke mich noch weiter hinter dem Van.
    Das Licht irrt genau in unsere Richtung – und dahinter erscheint …
    »Herr Grothe.«
    Mutig trete ich mit Jojo hinter dem Van hervor, in der festen Gewissheit, immer noch Michael am Handy zu haben.
    »Was machen Sie in meinem Garten?«
    Ronny Grothe blickt mich total verdattert an. Er will sich umdrehen und abhauen, doch so leicht kommt er mir nicht davon. Ich halte ihn an der Jacke fest, völlig den Gedanken verdrängend, dass er als gewalttätig gilt.
    »Halt, halt. Erst mal sagen Sie mir bitte, was Sie hier verloren haben.«
    »Verloren? Als ob Sie das nicht wüssten. Meine Frau natürlich.«
    »Ach, und Sie glauben, Sie finden diese in meiner Rosenhecke?«, frage ich wütend.
    »Blödsinn. Natürlich nicht. Aber hier war sie nun mal zuletzt, und da habe ich auch ihre Haarspange gefunden. Vielleicht ist da noch mehr, irgendwas, das mir sagt, wo zum Teufel sie ist.«
    Fast tut er mir leid. Dieser grobschlächtige Typ, der auf den ersten Blick ziemlich brutal wirkt, ist verzweifelt.
    »Jeder denkt, ich habe sie umgebracht«, bricht es aus ihm heraus. »Sie doch auch, stimmt’s? Aber das habe ich nicht. Glauben Sie mir. Ich will nur wissen, wo sie ist, verdammt noch mal.«
    Mein Gott, der Typ ist echt fertig.
    »Ich weiß, ich habe Fehler gemacht. Ich wünschte, ich könnte das rückgängig machen. Ich will nur wissen, ob sie noch lebt und wo sie ist … und ob es ihr gut geht. Verstehen Sie das?«
    Irgendwie schon. Ich habe zwar immer noch eine Stinkwut, dass sich dieser Ronny heimlich in meinem Garten herumtreibt. Aber ich kann auch verstehen, dass ihn diese Ungewissheit, wo seine Frau geblieben ist, kaputt macht. Zumal nicht gerade wenige Leute ihn für einen Mörder halten.
    »Hören Sie, ich kann verstehen, dass Sie alles daransetzen, Ihre Frau zu finden. Aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das in Zukunft nicht mehr in meinem Garten tun würden, okay? Sie haben mich nämlich zu Tode erschreckt. Und hören Sie bitte mit diesen Anrufen auf.«
    »Anrufen? Welchen Anrufen? Ich habe Sie noch nie angerufen, ehrlich nicht.«
    »Ach, tun Sie doch nicht so. Hören Sie damit auf und alles ist gut.«
    »Soll das heißen, dass Sie nicht die Polizei rufen?«
    »Nein, obwohl ich der Meinung bin, Sie sollten die Polizei nach Ihrer Frau suchen lassen und nicht selbst diesen Job übernehmen.«
    Wie auf ein Stichwort tauchen auf einmal Scheinwerfer auf und Michaels Geländewagen biegt um die Ecke. Ich hatte ganz vergessen, dass er noch an meinem Handy war.
    Als ich mich wieder umdrehe, ist Ronny Grothe in der dunklen Nacht verschwunden.

    *

    »Maja, was ist los?«
    Wieder einmal bin ich so froh, dass Michael da ist. Ich bitte ihn herein und erzähle ihm in wenigen Worten bei einer Tasse Tee, was passiert ist.
    »Dieser Grothe«, knurrt Michael.
    »Der kann was erleben. Er hatte versprochen, er würde sich von hier fernhalten.«
    »Lass mal gut sein, Michael«, beruhige ich ihn zur Abwechslung einmal.
    »Dieser Grothe ist ein ganz armer Mann …«
    »Maja, du bist zu gut für diese Welt. Da kommt dieser Kerl spätabends, taucht mit der Taschenlampe in deinem Garten auf und erschreckt dich zu Tode und du nimmst ihn auch noch in Schutz. Kannst du mir das erklären?«
    »Es ist nur so ein Gefühl. Aber ich kann mir nicht helfen, er tut mir leid. Ich glaube nämlich, dass er zutiefst verzweifelt ist. Seine Frau ist verschwunden. Die er geliebt hat. Und zu allem Überfluss glauben alle, dass er etwas damit zu tun hat, dass er sie vielleicht getötet hat. Aber ich glaube das nicht. Er weiß genau, dass er sie schlecht behandelt hat. Vermutlich hatte er Angst, sie zu verlieren, und hat sie deshalb auch eingesperrt. Bestimmt bereut er auch, dass er gewalttätig war. Ich will sein Verhalten in keinerlei Weise in Schutz nehmen, denn ich halte es für höchst verwerflich, wenn man andere Menschen, noch dazu die, die man vorgibt zu lieben, derart behandelt. Aber ich glaube nicht, dass es

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