Wildrosengeheimnisse
lächle.
Sie kann sich darauf verlassen, dass kein Wort über diesen Tag in Wallhausen je über meine Lippen kommen wird.
16. Kapitel: Das Seenachtsfest
Schon eine Woche später heißt es Abschied nehmen von meiner Mutter und Steve.
Ich habe ihr immer noch nicht gesagt, dass ich ein Baby bekomme, weil ich weiß, dass es ihr den Abschied nur umso schwerer machen würde. Oder sie vielleicht sogar deshalb hierbleiben würde. Und das möchte ich auf keinen Fall. Sie soll in Ruhe mit ihrem Mann mitgehen und nicht den Ehefrieden bereits jetzt gefährden.
Außerdem kann ich ihr auch noch am Telefon davon erzählen, wenn sie wieder in Amerika ist.
»Maja, mein Liebes. Pass auf dich auf«, sagt sie zum Abschied, als wir uns umarmen. »Arbeite nicht zu viel. Ich bin zwar unglaublich stolz auf dich und das, was du in dieser kurzen Zeit erreicht hast. Aber pass auf, dass es dir nicht über den Kopf wächst, hörst du? Sonst kommst du zu mir, wenn du Erholung brauchst.«
»Ich pass schon auf mich auf, Mama. Dir brauche ich das nicht zu sagen: Du hast ja jetzt jemanden, der auf dich aufpasst«, antworte ich mit einem Blick auf Steve, der gerade liebevoll den Arm um sie legt.
»Ich werde deine Himbeer-Mandel-Seehupferl soo sehr vermissen. Und erst die Karamell-Vanille-Küsschen. Hmmmm … Sag mal, Liebes? Naschst du eigentlich selbst davon? Es kommt mir so vor, als hättest du ein klitzekleines bisschen zugelegt, aber das kann auch täuschen. Steht dir jedenfalls gut.«
Wir drücken uns alle noch mal ganz fest, dann biegt der Mietwagen der beiden um die Kurve und weg sind sie.
Wie war das noch mal? Das Loslassen der Menschen, die wir lieben, tut am meisten weh und ist doch am wichtigsten für unsere Entwicklung. Also krempele ich die Ärmel auf und mache weiter, auch wenn der Abschiedsschmerz widerlich ist. Heute ist Ruhetag in der ›Butterblume‹ und somit kann ich in Ruhe in Friedas Haus nach dem Rechten sehen. Meine Mutter hat, wie ich es erwartet hatte, alles sauber und ordentlich hinterlassen und sogar die Bettwäsche abgezogen und schon in die Waschmaschine gesteckt. Was soll nun aus diesem schönen Haus werden? Es wäre fantastisch geeignet für eine Bed & Breakfast-Pension, wie die beiden es angedacht hatten. Ich beschließe, den Gedanken ein wenig im Auge zu behalten. Schließlich weiß ich noch gar nicht, ob und wie es mit der ›Butterblume‹ weitergehen wird. Christian hat sich nach meinem Besuch in seiner Wohnung in Stuttgart nicht ein einziges Mal gemeldet. Seine Exfrau hat ihm sicher erzählt, dass ich da war. Wie konnte ich mich nur so täuschen in ihm. Hat ihm das alles mit mir so wenig bedeutet? Am liebsten würde ich ihm sagen, was für ein Blödmann er ist. Aber das lässt mein Stolz nicht zu. Am allerbesten wäre, ich würde die ›Butterblume‹ aufgeben und in Friedas Haus einziehen. Allein schaffe ich die Arbeit mit dem Café sowieso nicht und dann mit einem Baby? Ausgeschlossen.
Doch das Leben versteht es immer wieder, uns zu verblüffen. Es gibt Momente, in denen man glaubt, die Welt geht unter. Doch dann geschieht etwas Neues und auf einmal weiß man, wie es weitergeht. Als ich mit einem in Friedas Garten abgeschnittenen Strauß Hortensien nach Hause zurückkomme, erwartet mich dort nämlich eine Überraschung.
Auf den Treppenstufen sitzt Emily und lacht mir entgegen.
»Ich dachte schon, du kommst nicht mehr. Ausgerechnet heute, wo ich einen Cappuccino mit dir trinken will, ist Ruhetag.«
»Emily. Wenn du wüsstest, wie schön es ist, dich zu sehen«, umarme ich meine Freundin herzlich. Ich spüre, dass etwas anders ist als in der letzten Zeit, wenn wir uns gesehen haben:
Es ist der Ausdruck in ihrem Gesicht.
»Emily?«
Emily nickt und die Tränen laufen ihr über ihr kleines, zartes Gesicht.
»Er ist aufgewacht«, flüstert sie.
»Jetzt wird alles gut. Oh Süße, du weißt nicht, wie glücklich mich das macht. Ich habe so sehr für euch gebetet.« Nun kommen auch mir die Tränen.
»Ich weiß, Maja. Und das hat auch was genutzt, siehst du.«
Blass sieht sie aus, noch dünner als sonst und angegriffen. Die vergangene Zeit war hart für sie und hat sie verändert. Aber dieses kleine Persönchen war die ganze Zeit über so was von stark und konnte sogar etwas von ihrer Kraft weitergeben an den Mann, den sie von ganzem Herzen liebt. Ohne dabei selbst aus der Kurve zu fallen. Das ist mehr als bewundernswert und ich sage es ihr.
»Vor uns liegt noch ein langer Weg. Aber ich weiß, er
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