Wildrosengeheimnisse
wird es schaffen«, lächelt Emily, die ich gerade mit ein paar Orangenblüten-Küsschen versuche, wieder aufzupäppeln.
»Ja, mit deiner Hilfe.«
Ich freue mich so für meine Freundin.
»Maja, ich weiß, ich habe dich auch vernachlässigt in der letzten Zeit. Aber es gab für mich nichts Wichtigeres als Tom, verstehst du das?«
»Na, hör mal. Das ist doch klar. Ich habe eher Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich mich so gar nicht um dich kümmern konnte. Aber das Café …«
»Wie läuft es denn so?«, unterbricht mich Emily interessiert.
»Echt super. Nur ist es manchmal ein bisschen viel für mich. Vor allem jetzt, da meine Mutter wieder in die Staaten zurückgeflogen ist und Nini bald ihr Studium in Mannheim beginnt.«
»Na, wunderbar. Jetzt hast du mich. Ich werde in Zukunft ganz bestimmt wieder viel mehr Zeit haben. Und glaub mir, ich bin soo froh, wenn ich mal etwas anderes sehe als das Krankenhaus.«
»Emily, das möchte ich nicht. Du hast mit Tom sicher viel zu tun und …«
»Keine Widerrede. Ich helfe dir und damit basta. Meine größte Sorge war, dass Tom nicht aus dem Koma erwachen würde. Ich stand in den letzten Wochen komplett neben mir. Aber jetzt ist alles verändert. Natürlich werde ich ihn weiterhin jeden Tag besuchen, sonnenklar. Aber ich bin auch ganz froh, wenn ich für ein paar Stunden mal etwas Abwechslung und ein bisschen Leben um mich habe.«
»Ach, Emily, wenn du wüsstest, dass du heute genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen bist. Ich war schon kurz davor, das alles aufzugeben.«
»Was? Aber warum denn? Das ›Café Butterblume‹ war dein Traum. Und du hast soo hart dafür gekämpft, Maja. Da kannst du nicht einfach aufgeben.«
»Ich weiß, ich hänge auch ganz furchtbar an allem hier. Aber es haben sich eben ein paar Sachen ergeben, die es sehr schwer machen für mich weiterzumachen.«
»Sachen? Was haben sich denn für Sachen ergeben? Mir scheint, ich war schon länger nicht mehr hier.«
»Ich bekomme ein Kind, Emily. Von Christian. Und mit Christian ist es aus. Verstehst du jetzt, dass ich Angst habe, das alles nicht allein zu schaffen?«
Emily sieht mich ungläubig an.
»Du bekommst ein Kind? Mensch, Maja, das ist wunderbar.«
Sie nimmt mich in die Arme.
»Und jetzt? Was ist aus der Maja ›Ich schaffe das alles mit links und ihr könnt mich mal kreuzweise und spiralförmig‹ geworden? Doch nicht etwa ein kleiner, zimperlicher Angsthase.« Emily blickt mich herausfordernd an. »Schau mal, du hast mit dem Café etwas ganz Tolles geschaffen und das aus eigener Kraft.«
»Na ja, nicht ganz. Wenn ich dich und Frieda nicht gehabt hätte … und Nini …«
»Genau, und Nini. Das ist nämlich deine Tochter, falls du’s vergessen haben solltest. Auf die du, nebenbei bemerkt, stolz sein kannst. Die du ganz allein zu dem fantastischen Mädchen gemacht hast, das sie heute ist. Und warum solltest du das nicht noch einmal schaffen? Mit dem Café und deiner Selbstständigkeit ist das Leben doch viel einfacher, als wenn du dich für einen fremden Chef abrackern müsstest. Ich helfe dir dabei, versprochen. Und jetzt hol mal deinen inneren Schweinehund wieder heraus und sei ein bisschen mutig«, grinst sie. »Wir werden das Kind schon schaukeln, ja?«
Es geht nicht anders: Emilys Glück und die wiedergewonnene Lebensfreude übertragen sich automatisch auf mich.
Offenbar begeistern sich alle derart für dieses kleine Wesen, das da in mir heranwächst, dass auch ich beschließe, mich ab jetzt von Herzen darauf zu freuen und nicht mehr länger zaghaft und unglücklich zu sein. Emily hat so recht: Ich habe es schon einmal allein geschafft und werde es auch diesmal hinkriegen.
*
Am späten Nachmittag, als Emily schon längst wieder weg ist, widme ich mich meinen Zuckerbäcker-Tätigkeiten. Ich liebe es, in der Küche herumzuwerkeln, dabei kann man so schön seinen Gedanken nachhängen. Sogar Gartenarbeit hat manchmal etwas Meditatives, finde ich. Ich bin gerade dabei, Äpfel für Apfel-Ingwer-Seehupferl zu schälen, als Leon hereingestürmt kommt.
»Genug gearbeitet für heute, schöne Frau. Ich entführe dich jetzt.«
Ich kann nicht anders, ich muss mich über Leons Spontanität freuen.
»Leon, ich kann mich nicht entführen lassen, ich bin eine schwer arbeitende Frau«, lache ich.
»Das sehe ich. Aber irgendwann muss auch mal Pause sein. Und es heißt Ruhetag, weil die Arbeit an diesem Tag ruhen soll. Zieh dir was Hübsches an und komm mit.«
Damit geht
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