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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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mähen kann.«
    Sie fährt fort: »Steve liebt das alles auch hier, euch, den herrlichen See und Deutschland im Allgemeinen. Aber sein Lebensmittelpunkt ist eben in Detroit. Und somit auch meiner, denn ich bin seine Frau und habe bei der Hochzeit versprochen, ihm zu folgen. Ob mir das gefällt oder nicht.«
    »Ach, Mami.«
    Ich kann ihr jetzt unmöglich von meiner Schwangerschaft erzählen. Es ist schon schwer genug für sie, das sehe ich. Da will ich ihr Herz nicht noch schwerer machen.
    »Was ist denn aus dem Gedanken mit der Bed & Breakfast-Pension geworden? Konnte sich Steve dafür nicht erwärmen?«
    »Doch, natürlich. Wir haben jeden Tag davon geträumt und geplant. Bestimmt würden die Leute gern in diesem schönen Haus direkt am See ihre Ferien verbringen. Und bei dir in der ›Butterblume‹ Kaffee trinken und Seehupferl essen. Auch Steve war ganz begeistert von der Idee, weil er dann auch eine Aufgabe hätte. Doch je mehr Zeit verging, desto mehr spürte ich, dass er stiller wurde. Zuerst wollte er nicht mit der Sprache heraus und da habe ich es ihm auf den Kopf zugesagt: ›Steve, du willst nach Hause, stimmt’s?‹ Und er hat nur genickt.«
    Meine Mama seufzt.
    »Ich liebe ihn, Maja. Und ich kann es nicht sehen, dass er unglücklich ist. Weißt du, ich war so lange ohne Partner und hätte nie zu hoffen gewagt, noch einmal das Glück der Liebe erleben zu dürfen. Deshalb kann ich ihn auch nicht allein zurückgehen lassen, Maja. Auch wenn es mir das Herz bricht, von euch wegzumüssen. Das verstehst du doch, oder?« Ich nehme ihre Hand, die nach dieser emotionalen Rede ein bisschen zittert.
    »Aber sicher verstehe ich dich, Mami. Ich würde es ganz genauso machen.«
    Würde ich das wirklich? Wenn Christian von mir verlangen würde, mit ihm nach Kanada zu gehen, zum Beispiel…, könnte ich aus Liebe zu ihm das alles hier verlassen? So ganz sicher bin ich mir auf einmal selbst nicht mehr. Aber hat nicht Frieda so oft zu mir gesagt, dass man immer seinem Herzen folgen muss? Hat sie nicht auch ihre Heimat aufgegeben, um zu ihrer großen Liebe an den Bodensee zu kommen? Schließlich war das damals eine Riesenentfernung und erforderte mit Sicherheit jede Menge Mut.
    »Weißt du, Mami, wenn ich daran denke, wie glücklich du in den letzten Monaten warst…«, sage ich daher. »Nicht nur an dem Tag, an dem dir Steve auf der Mainau den Ring an den Finger gesteckt hat. Auch in solch banalen Situationen, wenn ich euch beide beim Abendbrot gesehen habe, dann weiß ich, dass du mit ihm gehen musst. Selbst wenn ich dich am allerallerliebsten hierbehalten möchte. Und ich dich jeden einzelnen Tag vermissen werde.«
    Mein Herz ist unendlich schwer, doch ich meine jedes einzelne Wort so, wie ich es sage.
    »Wir haben das schon einmal überstanden. Es gibt Telefon und E-Mails und, hey, Detroit ist nicht das Ende der Welt. Es gibt einen Flughafen und wir können uns besuchen.«
    Meine Mama nickt. Sie sieht immer noch traurig aus, doch sie lächelt. Meine Worte scheinen sie bestärkt zu haben, das Richtige zu tun.
    »Versprich mir, dass du uns bald besuchen kommst. Und im Frühling kommen wir wieder und wer weiß? Vielleicht wird das doch noch was mit der Bed & Breakfast-Pension?«
    Aber wer kann schon sagen, was im nächsten Frühling sein wird …
    Im Moment weiß ich selbst nicht einmal, wie mein Leben weitergehen soll. Ohne Nini und meine Mama kann ich das alles jedenfalls unmöglich schaffen.
    »Maja, nun schau nicht so traurig. Wir werden uns wiedersehen. Bald, ja?«
    Meine Mutter steht auf und nimmt mich in die Arme. Dann können wir beide die Tränen nicht länger zurückhalten. Denn keiner von uns weiß, wann wir uns wiedersehen werden.

    *
    Auf dem Heimweg bin ich so in Gedanken versunken, dass ich erst kurz vor der ›Butterblume‹ bemerke, dass da jemand ist. Jojo hat wie immer die Nase am Boden und schnüffelt nach anderen Hunden. Schöner Wachhund. Ich sehe ganz deutlich einen Lichtschein, wie von einer Taschenlampe, über den Rasen gleiten.
    Der könnte auch mal wieder gemäht werden. Seltsam, dass mir das jetzt in dieser Situation gerade einfällt. Wer soll das in Zukunft machen, wenn Steve nicht mehr hier ist? Ich ziehe Jojo hinter einen parkenden Van, die das Ganze mit einem Knurren beantwortet. Wahrscheinlich denkt sie, ihr Frauchen spinnt so langsam. Versteckt sich vor ihrem eigenen Zuhause.
    Da ist es wieder. Ein Lichtschein gleitet durch die Wildrosenhecke.
    Was ist das? Und vor allem: Wer ist

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