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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
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– auch im Flieger. Gekauft wurden sie in der Regel in Sri Lanka, und sie verließen den asiatischen Raum nicht – bis auf jene Exemplare, die für Mr. Noh bestimmt waren. Die wanderten regelmäßig in Müllers Reisegepäck, erfahre ich. Zu dem Zeitpunkt, als er erschossen wurde, muss er laut Salzmann Steine im Wert von annähernd 2,5 Millionen Euro im Haus gehabt haben. Geplant war allerdings mitnichten, sie in Deutschland zu Geld zu machen, sondern sie nach Asien zurückzuführen und sich dorthin abzusetzen. Müller hatte gute Verbindungen nach Sri Lanka und wollte sich dort ein neues Leben aufbauen, sein Flug war bereits gebucht. Er hatte mir sogar erzählt, dass sein Haus bereits verkauft sei, wenn er mir auch nicht den wahren Grund dafür genannt hatte. Und asiatische Mädchen aus Fleisch und Blut massieren vermutlich besser als blöde europäische Wassermassageliegen, da wäre der Abschiedsschmerz wohl gut zu verkraften gewesen, denke ich. Oder vielleicht doch nicht so gut? Wie soll ich mir sonst erklären, was er von mir gewollt hat? Es noch einmal ordentlich krachen lassen, vermutlich. Noch einmal richtig sentimental werden dürfen nach all dem Stress.
    Aber dann hat Waskovic Wasserwellen-Tom einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nichts mehr mit Asien – aus der Traum vom süßen Leben. Vom Leben überhaupt, genauer gesagt.
    Kemper und der Kreismeister müssen in der Mordnacht Müllers Steine an sich gebracht haben, um sie mir später unterzujubeln, zumindest einen Teil davon. Als vermeintliches Mordmotiv. So weit, so gut, doch der Plan hat einen kleinen Schönheitsfehler: Die Zertifikate und Kaufbelege für die Steine fehlen, wie Salzmann mir mitteilt. Die hat nämlich er. Müller verwaltete die Steine, Salzmann die Zertifikate, als gegenseitige Garantie – so lautete der Deal zwischen ihnen.
    »Ich hatte keine Erklärung dafür, was genau zwischen Müller und Ihnen gelaufen ist«, sagt Salzmann und sieht mich an. »Aber ich weiß, dass Sie Müller nicht ermordet haben. Das habe ich von Anfang an gewusst.«
    »Das haben Sie gewusst?!«
    »Ich habe Durst«, meint Salzmann, steht auf und geht in die Küche. Er kehrt mit Wassergläsern und der Sektflasche zurück, die er geschickt öffnet. »Auch ein Glas?«
    »Nein danke.«
    Er füllt seines zur Hälfte, trinkt es in einem Zug leer und schenkt sich nach. »Als in jener Nacht Ihr Anruf kam, hat’s mich ziemlich von den Socken gehauen«, erzählt er. »Ich habe mich sofort ins Auto gesetzt und bin zu Müller rübergefahren.« Wollte er Müller warnen oder die Beute sichern?, überlege ich, behalte die Frage jedoch für mich.
    »Mein Gefühl sagte mir, es wäre besser, nicht direkt vor dem Haus anzuhalten, also parkte ich ein Stück weiter die Straße hoch. Prompt stand Kempers Wagen in der Zufahrt, und ich versteckte mich einige Zeit hinter einer Hecke. Schließlich sah ich Kemper und diesen Typen aus dem Haus kommen.«
    »Welchen Typen?«
    »Waskovics Mann fürs Grobe. Ein drahtiger, unauffälliger Kerl, dem man allerdings lieber nicht im Dunkeln begegnet.«
    Der Sprintkreismeister. »Name?«
    »Kleefuß, glaube ich.«
    »Kleefuß, und weiter?«
    »Keine Ahnung, wir haben uns nicht geduzt. Als ich den Kerl in jener Nacht sah, wusste ich jedenfalls, dass es gelaufen war, und bin sofort abgehauen.« Salzmann fährt sich über das Kinn. »Wenn diese Johanna Schiller zu Waskovic gehört, warum zum Teufel hätte sie mich und Müller warnen sollen?, habe ich mich später gefragt. Es hätte doch überhaupt keinen Sinn gehabt.« Er hebt den Blick und sieht mich an. »Als Vanessa sagte, Sie wären mit Müller unterwegs, dachte ich, ihr wärt zusammen durchgebrannt. Waskovics Leute hätten Müller in jener Nacht also vielleicht gar nicht angetroffen. Die Sache ist nur die, dass die Steine ohne die Zertifikate längst nicht so viel wert sind, und deshalb ging ich davon aus, dass ihr sie euch später holen würdet – bei mir. Aber es meldete sich niemand, und als ich schließlich hörte, dass Müllers Wagen in den Siegauen gefunden worden war, wusste ich, dass meine Theorie nicht stimmen konnte. Ich war mir sicher, dass Waskovic ihn hatte ermorden lassen – und zwar gleich in jener Nacht, in der Ihr Anruf kam. Ich hatte Kemper und diesen Typen ja sogar gesehen.« Salzmann greift nach seinem Glas und trinkt. »Aus Ihrer Rolle wurde ich aber nach wie vor nicht schlau«, meint er und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund. »Bis eben habe ich geglaubt, dass

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