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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
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in sieben Stunden, und bis Amsterdam ist es noch ein Stück.«
    »Ihr Flug?«
    »Ich habe eine Pauschalreise nach Thailand gebucht, das ist am unverfänglichsten«, erklärt Salzmann. »In Bangkok setze ich mich ab und reise weiter.«
    Er vertraut mir, denke ich.
    »Ich würde Ihnen raten, sich aufs Ohr zu legen«, sagt er jetzt. »Ruhen Sie sich aus, schonen Sie Ihr Bein. Sie werden Ihre Kräfte brauchen.« Er hält inne und scheint nachzudenken. »Was war eigentlich mit Ihnen und Müller?«, fragt er schließlich.
    »Ein Sportsfreund«, antworte ich. »Einmal hat er zu viel gebechert und ist ein kleines bisschen zudringlich geworden. Leider ausgerechnet zu der Zeit, in der Waskovic mich beschatten ließ. Ein dummer Zufall, mehr nicht. Es klingt verrückt, aber ich wusste nicht mal, was er beruflich macht oder für wen er arbeitet.«
    Salzmann nickt versonnen. Er wendet sich ab, dreht sich plötzlich noch einmal um und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu. Ehe ich mich versehe, zieht er mich auf die Füße und presst mich an sich. Ein Arm umschlingt meinen Rücken, der andere drückt meinen Kopf an seine Schulter. Ich spüre seinen Atem an meinem Ohr, spüre seinen Herzschlag, schnell und kräftig.
    »Viel Glück!«, raunt er. »Und färb dir nie die Haare schwarz.« Dann gibt er mich frei.
    »Viel Glück«, flüstere ich, aber da hat er den Raum schon verlassen. Die Tür fällt ins Schloss, und ich bin allein. Draußen springt ein Motor an, ein Wagen fährt davon, dann wird es still. So still, dass ich glaube, das Blut in meinen Adern rauschen zu hören. Die Stille lastet schwer, und an der Stelle, die Salzmann in den letzten neun Stunden ausgefüllt hat, gähnt plötzlich ein Loch.
    Ich schalte die Aufnahmefunktion von Vanessas Handy ab, greife nach Salzmanns Sektglas, das er halb voll zurückgelassen hat, und trinke es in einem Zug leer.

30
    Freund in der Not, Freund im Tod, Freund hinterm Rücken, sind drei starke Brücken.
    Deutsches Sprichwort

    Nach sechs Stunden Schlaf fühle ich mich einigermaßen ausgeruht. Zwar schmerzt mein Knöchel, ebenso der Nacken, aber ich bin halbwegs beweglich. Ich mache mir eine Tasse Tee, stelle zur vollen Stunde das Radio an, höre die Nachrichten. Noch immer nichts von irgendwelchen Morden. Also schalte ich das Radio wieder aus und schnappe mir mein Handy.
    »Pavel? Hier spricht Johanna.«
    »Ah, Frau Schiller! Schön, von Ihnen zu hören. Möchten Sie mich zum Essen einladen?«
    »Später vielleicht. Können wir reden?«
    »Sicher.«
    »Es ist niemand bei dir?«
    »Nein, ich bin allein.«
    »Gut, dann setz dich!«
    »Wieso? Ist was …?«
    »Galina ist tot, Pavel«, sage ich.
    »Tot?«
    »Ja.« Ich lasse ihm einen Moment Zeit, die Nachricht auch nur ansatzweise zu verdauen.
    »Aber sie wollte doch … Sie sollten ihr doch helfen!«, stottert er hilflos.
    »Als ich zum vereinbarten Treffpunkt kam, war sie schon tot«, erkläre ich. »Ich habe sie gefunden.«
    Schweigen.
    »Pavel, ich weiß, wer das getan hat. Es waren Waskovics Leute.«
    Er sagt noch immer nichts.
    »Waskovic hat sie umgebracht, verstehst du?«
    »Ja«.
    Nur dieses ›ja‹, mehr nicht.
    »Ich möchte ihn drankriegen, Pavel. Ich möchte, dass er dafür bezahlt. Und dafür brauche ich deine Hilfe.«
    »Okay. Was soll ich tun?«
    Ich hole tief Luft. »Du müsstest ihn in eine Falle locken«, erkläre ich. »Ich frage dich und niemand anders, weil Waskovic weiß, dass du Galina nahegestanden hast, und weil er … weil er keine große Angst vor dir hat. Im Gegenteil, er denkt …« Ich suche nach halbwegs moderaten Worten.
    »Er denkt, ich bin eine dämliche kleine Schwuchtel«, kommt Pavel mir zu Hilfe.
    »Genau. Wenn du ihn also lockst, wird er nicht unbedingt mit seinen Gorillas auftauchen. Es ist wichtig, dass er allein kommt. Du sagst nur, du wolltest mit ihm über Galina sprechen, sie hätte dir ein paar Dinge erzählt. Es muss den Anschein erwecken, dass du ihn erpressen willst, ohne dass du zu deutlich wirst. Er soll glauben, du wüsstest etwas, das ihm schaden könnte. Der Sinn des Ganzen ist, ihn für eine Weile abzulenken, während ich in sein Büro einsteige.«
    »Verstehe.«
    »Ich weiß nicht, Pavel. Es ist gefährlich. Ich wäre dir nicht böse, wenn du es nicht machen würdest. Vielleicht überlegst du es dir in Ruhe, und ich rufe dich irgendwann später wieder an – sagen wir in fünf Minuten. Viel Zeit bleibt mir nämlich nicht.«
    »Ich brauche keine Bedenkzeit«, meint Pavel.
    »Also

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