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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
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beendet hat, oder war es Waskovic? Ich starre den gelben Knochen an und bemerke irgendwann, dass der Blick des Rothaarigen ebenfalls auf den Riesentasten haftet.
    »Das ist nicht meins«, stottere ich. »Dieser Waskovic hat mir mein Smartphone geklaut, das heißt, er hat es klauen lassen, und stattdessen lag das Ding hier in meinem Kofferraum.«
    Der Rotschopf nickt mit besorgtem Gesichtsausdruck. »Eine Entführung hat es aber nicht gegeben?«
    »Nein, Gott sei Dank nicht. Das heißt, ich …«
    »Können wir Sie irgendwo hinbringen?«
    Ja, in die nächste Klapse bitte, denke ich, und ich sehe dem Rothaarigen an, dass ihm dasselbe Ziel vorschwebt. Kein Wunder: Ich halte noch immer das gelbe Ungetüm in Händen, um meine Schuhe hat sich eine Pfütze gebildet, die Jeans ist klatschnass und hat matschige braune Knie. Ich wage nicht, mir vorzustellen, wie mein Gesicht aussieht.
    Soll ich jetzt noch auf die Leiche in meinem Kofferraum hinweisen? Dann werde ich allerdings nicht mehr als harmlose Irre durchgehen und komme garantiert nicht so schnell wieder an die frische Luft.
    Also Klappe halten. Abhauen. Nach Hause, zu meiner Familie. Bitte, lieber Gott! Lass Yannick und Markus dort sein.

6
    Der Flüchtige hat einen Weg, der Verfolger hundert.
    Unbekannt

    Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Kaum bin ich durch die Hintertür in unser Haus gestolpert, siecht sie schlagartig dahin. Es ist zu still. Viel zu still. Wider besseres Wissen schreie ich nach Mann und Kind – und bekomme keine Antwort.
    Vor Enttäuschung knalle ich meine Stirn gegen die Küchentür, wieder und wieder, bis ich den Schmerz nicht mehr aushalte. Mir das Hirn zu Mus zu schlagen, ergibt keinen Sinn. Wenn die beiden noch leben, brauchen sie mich, und zwar im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte.
    Ich werde noch einmal die Polizei benachrichtigen müssen, und dieses Mal werde ich sie herbestellen. Gerade will ich den Notruf in das Festnetztelefon tippen, da klingelt es. Hastig gehe ich ran.
    »Mama? Hallo, Mama!«, ruft Yannick fröhlich.
    Mir bleibt die Luft weg. »Hallo, Schatz, wo bist du?«
    »Ich habe ein Lichtschwert bekommen, das leuchtet im Dunkeln!«
    Vor Erleichterung knicken mir die Knie ein. Ich setze mich auf den Fußboden. »Das ist ja super! Geht es dir gut?«
    »Es kann auch Geräusche machen, willst du mal hören?«
    Ein Knattern und Jaulen erreicht mein Ohr: Nie habe ich Lieblicheres vernommen. »Wirklich toll, mein Schatz! Ist alles in Ordnung mit euch?«
    Das Lichtschwert knattert weiter.
    »Jojo?«
    »Markus! Was ist los, wo steckt ihr?«
    »Wir sind noch in Düsseldorf.«
    »Alles okay? Geht’s euch gut?«
    »Wir sind okay, aber du klingst völlig durch den Wind.«
    »Ich habe mir Sorgen gemacht!«
    »Dachtest du, uns hätte jemand gekidnappt?«, meint Markus. Er kann ja nicht ahnen, wie nah er der Wahrheit kommt.
    »Warum habt ihr euch nicht gemeldet?«
    »Wir haben’s ein paar Mal probiert, aber du bist nicht ans Handy gegangen.«
    »Nein, ich …«
    »War ein ganz schönes Durcheinander hier. Jemand hat meinen Rucksack geklaut, und das hat uns erst mal ziemlich ausgebremst.«
    »Jemand hat deinen Rucksack geklaut?«
    »Ja, heute Morgen am Bahnhof, kurz bevor wir in den Zug steigen wollten. Da kommt ein Typ angerannt und meint, es wäre ein Unfall passiert, ich solle den Rettungswagen rufen, er habe kein Handy dabei. Als ich den Notruf wählen will, schnappt er sich das Handy und reißt mir auch gleich den Rucksack von der Schulter. War alles drin: Brieftasche, Knete, Papiere, Hausschlüssel …«
    »… und das Rülpsmonster«, ergänze ich tonlos.
    »Woher weißt du das?«, wundert sich Markus.
    »Nur eine böse Ahnung, wegen des Lichtschwerts«, behaupte ich. »Und den Rucksack hast du nicht zurückbekommen?«
    »Ach was! Wir waren zwar bei der Polizei, aber was soll die schon machen.«
    »Kommt so bald wie möglich nach Hause, okay? Ich hatte wirklich Angst.«
    »Hey, du weißt doch: Unkraut vergeht nicht.«
    »Hast du Geld?«
    »Glücklicherweise habe ich noch 20 Euro in der Tasche, sonst müssten wir schwarzfahren. Ich denke, wir sind in einer Stunde da.«
    »Gut, ich hole euch ab.«
    »Okay.«
    »Markus, ich …«
    »Yannick! Lauf nicht so nah an der Straße, du siehst doch, dass hier Autos fahren! Sorry, Jojo, was war?«
    »Ich wollte nur sagen, dass es sein kann, dass …«
    »Yannick, lässt du den Blödsinn! Gleich nehme ich dir das Ding weg! Hör mal, Jojo, lass uns später reden. Ich habe hier gerade ein

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