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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
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und dran bin, aufzulegen. Leider ist jetzt nicht die Zeit für Animositäten.
    »Kannst du mir einen Gefallen tun?«, frage ich gereizt.
    »Denke schon«, meint Denise heftig Kaugummi kauend. »Kommt ein bisschen drauf an, welchen.«
    »Robbie Williams hat eben angerufen«, sage ich. »Er braucht Personenschutz für seine Deutschland-Tournee.«
    »Ha, ha, sehr lustig.«
    »Kannst du mir eine Ferienwohnung mieten oder am besten ein Haus?«
    »Willst du Urlaub machen?«
    »So ungefähr. Ich brauche einen Stützpunkt für eine längere Observation.«
    »Okay, kein Problem. Und wo?«
    »In der Gemeinde Windeck«, erkläre ich, »vielleicht in der Nähe von Öttershagen oder Schladern.« Andere Ortsbezeichnungen wollen mir gerade nicht einfallen – abgesehen von Herchen, wo ich mich nach meinem modernen Postraub auf keinen Fall blicken lassen will.
    »Nähe was ?«, hakt Denise nach.
    »Öt-ters-ha-gen oder Schla-dern, vielleicht.«
    »Nie gehört.«
    Wen wundert’s. Die Gemeinde Windeck zieht sich über 40 Kilometer und zählt meines Wissens an die 60 Dörfer, von denen Stadtgewächse wie Denise garantiert noch kein einziges zu Gesicht bekommen haben. Fakt ist, dass ich bei den hiesigen Entfernungen nicht gerade in der letzten, mir womöglich völlig unbekannten Ecke landen möchte, sofern es sich verhindern lässt. Öttershagen liegt allerdings gefährlich nahe an der Grube, fällt mir ein. Doch wer sollte Verdacht schöpfen, wenn ich mich einen Tag nach dem Mord dort einmiete? Tue das Unerwartete.
    »Möglichst kein Zimmer im Haus des Vermieters oder so was in der Art«, ergänze ich noch.
    »Schon klar. Wann brauchst du die Wohnung?«
    »Heute.«
    »Heute?« Denise klingt wenig begeistert. »Das wird eng.«
    »Wieso, musst du zur Krabbelgruppe oder ist zur Abwechslung Babyschwimmen dran?«
    »Jojo, willst du jetzt was von mir, oder nicht?«, gibt sie in genervt-gelangweiltem Ton zurück.
    »Sorry, war vermutlich nur der Neid. Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist.«
    »Du hast keinen Grund, neidisch zu sein«, erklärt Denise gelassen. »Es zwingt euch ja niemand, Yannick als Einzelkind großzuziehen.« Sie lässt das Gesagte Kaugummi kauend nachwirken. »Also Merle wird auf keinen Fall allein bleiben«, resümiert sie nicht zum ersten Mal. »Wenn sie aus dem Gröbsten raus ist, legen wir nach, Eric und ich, das ist abgemachte Sache. Wäre auch ein Hotelzimmer in Ordnung?«
    »Nein, kein Hotelzimmer«, widerspreche ich, froh darüber, wieder beim Thema zu sein. »Nichts Offizielles, nichts, wo viele Leute ein und aus gehen.«
    »Ist die Sache heikel?« Langsam wird Denise misstrauisch.
    »Geht so«, weiche ich aus.
    »Brauchst du jemanden, der auf dich aufpasst?«
    Jemanden, der auf einen aufpasst, kann man immer brauchen, was Denise allerdings meint, ist professioneller Personenschutz. Erwähnte ich bereits, dass sie einen Waffenschein besitzt? Herbert besitzt einen, Denise besitzt einen – nur ich nicht. Ich verlasse mich auf meine intellektuellen Waffen, ha, ha!
    Eine Securitylady, die ständig Pausen einlegen muss, um ihre Milch abzupumpen, ist allerdings nicht gerade das, was mir weiterhelfen würde. Und nie und nimmer könnte ich verantworten, dass meinem gefälligen Muttertier etwas zustößt.
    »Ich komme klar, Denise. Danke. Nur mit der Wohnung würdest du mir echt helfen. Und du musst inkognito buchen, hörst du? Am besten unter deinem Namen.« Letzteres muss leider sein, weil ich Gabriele Kronenberg in Freudenberg verbrannt habe. Meine schöne Gabriele – ich weiß noch gar nicht, wie ich den Verlust kompensieren soll.
    »Okay«, meint Denise. »Ist das alles?«
    »Nein.« Jetzt komme ich zu meinem größten Problem. »Ich brauche außerdem einen Wagen. Du müsstest ihn besorgen und hierher bringen.«
    Heftiges Kaugummikauen. »Auch heute, nehme ich an?«
    » Ja, so schnell wie möglich.«
    »Ich sehe, was ich tun kann. Wie erreiche ich dich?«
    »Ich melde mich bei dir. Sagen wir, in einer Stunde?«
    »Alright.«

    Ich bin froh, dass es draußen zu regnen beginnt, so habe ich einen Grund mehr, an meinem warmen, trockenen Sitzplatz zu bleiben. Bei einem Glas Saft überlege ich, ob es nicht besser gewesen wäre, gleich ein Taxi zu nehmen und zu Salzmann nach Waldbröl zu fahren, ehe er das Weite suchen kann. Oder wäre es womöglich klüger gewesen, sich das Telefonat zu sparen und ihm einen Überraschungsbesuch abzustatten?
    Vielleicht. Allerdings bin ich nicht das SEK, und Salzmann ist nicht

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