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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
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auf Urlaub in seiner Waldbröler Datscha, sondern hält sich dort versteckt. Er wird gerüstet sein für den Fall, dass man ihn aufspürt. Vermutlich ist er bewaffnet und schießt, sobald sich jemand nähert. Oder er verfügt über eine geheime Kellerluke, in die er mich bloß zu schubsen braucht. Nein, in dieser Angelegenheit muss der Heimvorteil klar bei mir liegen, ich muss diejenige sein, die Treffpunkt und Regeln bestimmt – und ich kann nur hoffen, dass Denise mich nicht im Stich lässt.
    Es ist Vanessas vibrierendes Handy, das mich aus meinen Gedanken reißt. Ich krame es aus meinem Rucksack hervor und sehe, dass sie eine SMS erhalten hat.

    Wo steckst du, Häschen? Habe großen Appetit und will dich heute Abend vernaschen. Bert

    ›Meine liebe Freundin Vanessa ist momentan leider verhindert‹, tippe ich spontan zurück, und füge noch etwas sehr Unanständiges hinzu. ›Beste Grüße, Johanna Schiller‹. Auf ›Senden‹ getippt, und ab geht die Post! Gleich wirst du Augen machen, Waskovic!

    Die Serviererin beginnt, das Buffet abzuräumen – Zeit, mich aus dem Staub zu machen, zumal es aufgehört hat zu regnen. Ein lauer Wind weht mir um die Nase, als ich auf die Straße trete, der milchige Himmel kündigt besseres Wetter an. Ich versichere mich, dass mir niemand folgt, und gehe zum Fluss hinunter, den das regnerische Wetter der letzten Wochen hat stark anschwellen lassen. Wie von unbeherrschbarer Ungeduld getrieben, strömt er dahin, auf den Wasserfall zu. Dort, wo er fällt, glitzern Sprühnebelfontänen im Morgenlicht.
    Am überschwemmten Ufer suchen Enten und Gänse nach Essbarem. Ein besonders fetter, aggressiver Ganter verfolgt mich laut schnatternd, offenbar sauer darüber, dass ich ihm nichts anzubieten habe.
    Vor dem Siegfall weicht der Uferweg nach rechts ab und zieht eine Schleife um ein Sumpfgebiet, das von einer Wasserrinne gespeist wird. Ein Steg führt auf direktem Wege zur anderen Seite.
    ›Achtung Einsinkgefahr!‹ verkünden Schilder. Unwillkürlich muss ich an Müller denken. Hier wäre auch ein guter Ort gewesen … Dumm nur, wenn die Sieg Niedrigwasser hat, überlege ich, während ich den Steg überquere. Vermutlich trocknet der Sumpf dann aus.
    Ich steige die Anhöhe zu dem pilzförmigen Aussichtspunkt hinauf, von dem man nicht den Wasserfall und die Umgebung gut im Blick hat.
    Unter mir strömt der Fluss über eine glatte Kante abwärts, flutet über zahlreiche steinerne Stufen und bricht sich an großen, scharfkantigen, wie von Riesenhand verstreuten Felsbrocken, die die Wucht des Wassers mildern sollen. Als ich zuletzt hier war, an einem heißen, trockenen Sommertag, kraxelten Markus, Yannick und ich barfuß zwischen den Steinen herum und kühlten uns in der dahinplätschernden Sieg die Füße. An einem Tag wie heute würden uns die Wassermassen fortreißen.
    Ich schaue einen Augenblick auf das Wasser hinunter, checke die Umgebung, setze mich dann auf die Bank unter dem runden Schutzdach und rufe Denise an.
    »Du hast Glück, dass keine Ferien sind«, meint sie. »Ich habe ein schnuckeliges Häuschen für dich aufgetan, nennt sich das ›Rote Fachwerkhaus‹. Es war zwar eigentlich schon vermietet, aber die Leute haben kurzfristig abgesagt.«
    »Hervorragend. Wo ist es?«
    »In Langenberg, ganz in der Nähe von deinem Otter-Dings.«
    »Öttershagen. Wann kann ich hin?«
    »Die Vermieterin könnte dir ab drei Uhr die Schlüssel bringen. Ich habe gesagt, ich würde mich gleich noch einmal wegen der genauen Ankunftszeit melden. Ich wollte mich erst mit dir abstimmen.«
    »Gut, dann mach die Sache klar.«
    »Mach ich«, verspricht sie. »Ich habe ihr übrigens erzählt, in meinem Büro hätte es einen Wasserrohrbruch gegeben – macht zwei freie Tage für viel frische Luft und eine kleine Verschnaufpause … Wäre gut, wenn du die Geschichte aufgreifst.«
    »Prima Idee. Wo ist dein Büro?«
    »In Bonn.«
    »Alles klar. Und die Bezahlung?«
    »Haben wir nicht drüber gesprochen. Zahle bar, mach dich rar, würde ich sagen. Hast du Geld?«
    »Es dürfte reichen. Sonst noch was?«
    »Ja. Es gibt sogar einen Service für Verliebte.« Ich sehe Denises Grinsen direkt vor mir.
    »Wie sieht der aus?«
    »Sekt und voller Kühlschrank.«
    »Buch ihn mit.«
    Sie gibt mir die Adresse der Wohnung durch und die Telefonnummer der Vermieterin für den Fall, dass ich es bis drei Uhr nicht schaffe. Bleibt die Sache mit dem Wagen …
    »Ich habe dir auch ein Auto besorgt«, sagt Denise wie aufs

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