Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
Vom Netzwerk:
mehr so darauf, wie sie verstreicht.«
    »Aber woher weißt du so viel über – wie habt ihr das genannt – die Peripherie? Und die Undurchdringliche Wildnis?«, wollte Rachel wissen.
    »Ich habe auch andere Zeiten erlebt«, sagte Carol. »Früher einmal habe ich unter ihnen gelebt. Den Leuten aus Südwald. Und dann wurde ich verstoßen.«
    »Südwald?«, fragte Elsie. »Was ist das?«
    »Und warum wurdest du verstoßen?« Das kam von Rachel.
    Carol lachte rau und keuchend, ehe er ein paar Mal an seiner Pfeife paffte und fortfuhr. »Mädchen, so viele Fragen. Also, Südwald ist das dicht besiedelte Gebiet, wo sich die Villa Pittock und der Regierungssitz befinden. Das ist eine ganz eigene Welt. Und überall dort erblühen seltsame und magische Dinge. Dinge, bei denen einem fast die Augen aus dem Kopf fallen. Jedenfalls: Ich wurde geholt. Aus der Außenwelt. Und als sie mit mir fertig waren, haben sie mich weggeschickt.«
    »Weggeschickt?«, fragte Rachel. Sie hatte sich das Haar aus dem Gesicht gestrichen und sah den alten Mann aufmerksam an.
    Carol brummte und kaute am Stiel seiner Pfeife. »Ja. Weggeschickt. Ich will euch die Einzelheiten ersparen, aber manche in Südwald meinen, das hier – also die Peripherie – wäre ein guter Ort, um den alten, nutzlosen Müll loszuwerden. Da ich nicht aus dem Wald stamme, brauchten sie mich bloß hier reinzuwerfen, und ich war so gut wie tot für sie.«
    Michael warf Elsie und Rachel mit gerunzelten Brauen einen Blick zu, der sie davon abhielt, noch tiefer zu graben.
    »So war’s«, fuhr Carol fort. »Und jetzt bin ich hier. In meinem neuen Zuhause. Im Niemandsland. Aber wenigstens habe ich Gesellschaft. Muss zwei, drei Jahre her sein, dass der Erste rübergekommen ist. Der kleine Edmund Carter. Ich saß auf der Veranda und habe mit den Hunden geredet, die damals meine einzigen Begleiter und Gesprächspartner waren. Da kam er über die Kuppe. Vermutlich ist er tagelang herumgeirrt. Manche Kinder finden uns schneller als andere. Ich habe ihn aufgenommen und ihm etwas zu essen gegeben. Seitdem ist unsere Familie immer größer geworden.«
    »Aber …«, begann Elsie. »Es muss einen Ausweg geben. Wir können doch nicht für immer hier festsitzen, oder?«
    »Ja«, sagte Rachel. »Was ist mit den Leuten, die es rausgeschafft haben – Unthank hat davon erzählt. Überlebende der Undurchdringlichen Wildnis hat er sie genannt.«
    »Hm.« Carol rutschte auf seinem Stuhl herum. »Davon habe ich noch nie gehört. Könnte ein Mythos sein. Eine Legende. Aber es könnte auch wahr sein. Obwohl wir eine Menge Zeit damit verbracht haben, nach einem Ausweg zu suchen, und trotzdem noch alle hier sind, wenn ihr versteht, was ich meine.«
    »Und wir sind glücklich hier«, warf Michael ein. »Das werdet ihr bald auch so sehen. Keine Regeln. Ihr könnt machen, was ihr wollt. Den ganzen Tag schlafen, wenn euch danach ist. Lange aufbleiben. Schmutzige Witze erzählen!« Als wollte er diesen Gedanken unterstreichen, stieß Michael ohne jeden Zusammenhang ein Schimpfwort aus, bei dem Elsie die Schamesröte ins Gesicht stieg.
    Carol lachte. »Ja, ich bin nicht gerade versessen darauf, hier wegzuziehen. Das ist eine gute Sache hier. In der Außenwelt war ich ein Einzelgänger. Im Wald unter diesen seltsamen Menschen war ich geächtet. Hier bin ich der Vater einer ständig wachsenden Schar von lieben Kindern, die alle einen Ort zum Wohnen und so etwas wie eine Familie brauchen.«
    Elsie sah aus dem Augenwinkel, wie Martha langsam zustimmend nickte. Rachel hatte es auch bemerkt, und sie fragte: »Heißt das, ihr wollt alle hierbleiben? Einfach so?«
    Michael zuckte mit den Schultern. »Als ob wir eine Wahl hätten.« Aus seiner Pfeife stieg träger Qualm in die Luft.
    Rachel unterdrückte ein Lachen. »Ihr seid verrückt«, sagte sie. Elsie starrte sie an. »Und was ist mit dieser Zauberwelt? Hier drin, in der U . W.?«
    »Die gibt’s wirklich«, sagte Michael.
    »Ich glaube, es ist totaler Quatsch«, sagte Rachel.
    »Und was meinst du, warum du hier festsitzt?« Man hätte sagen können, Carol sah Rachel aufmerksam an, wenn ein blinder Mann denn dazu in der Lage wäre. Seine Holzaugen wackelten, als er sich ihr zuwandte.
    »Ich weiß nicht«, sagte Rachel. »Ich bin ja erst kurz hier. Aber es muss einen Ausweg geben.«
    »Es gibt keinen«, sagte Michael. » Wir wissen das.«
    »Ja«, mischte sich Martha ein. »Ich neige dazu, ihnen zu glauben.« Dann griff sie in ihre Gesäßtasche und zog ein

Weitere Kostenlose Bücher