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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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er. Der Tisch wurde abgeräumt, Carol verlangte nach seiner Pfeife, und ein kleiner Junge, der Gemüsereste für den Kompost eingesammelt hatte, brachte sie ihm pflichtbewusst. Während Carol sie stopfte, sprach er in die Richtung der drei Neuankömmlinge.
    »Also, ich glaube, wir müssen für euch eine Arbeit bei uns finden«, sagte er. »Aber keine Sorge: Wir werden euch nicht so schinden, wie ihr es gewohnt seid. Hier arbeitet jeder nach seinen Fähigkeiten. Wir sind keine Sklaventreiber. Solange der Haushalt gut läuft, sind alle zufrieden.«
    Michael, der neben Martha saß, mischte sich in die Unterhaltung ein. »Es funktioniert wirklich«, sagte er stolz. »Niemand will sich vor der Arbeit drücken. Wir machen alle das, was wir am besten können, was immer das auch sein mag.«
    »Sandra kocht einen hervorragenden Eintopf«, sagte Carol. »Das macht sie leidenschaftlich gern. Es ist eine ihrer Begabungen. Cynthia hingegen ist eine fantastische Malerin. Deshalb ist sie für die Kunstwerke zuständig, die ihr überall im Haus seht.«
    Elsie leckte sich die letzten Tropfen des schmackhaften Eintopfs von den Lippen und betrachtete die Wände. Tatsächlich waren sie alle mit Landschaftsbildern bedeckt, Öl auf Leinwand, die behelfsmäßig mit Ästen gerahmt waren.
    »Michael, Peter und Cynthia sind geschickte Fallensteller, deshalb sind sie abends und früh morgens unterwegs, um Wild fürs Abendessen zu besorgen. Und der junge Miles ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler. Er schafft es, die Kleinen früh ins Bett zu bringen.« Carol paffte seine Pfeife und ließ Rauchkringel zu den Dachsparren des Hauses aufsteigen.
    »Alle ergänzen sich sehr gut, die ganze Familie arbeitet zusammen«, sagte Michael und brach sich ein Stück Brot ab. Zwei jüngere Mädchen spülten das Geschirr. Sie sangen bei der Arbeit, und ihre hohen Stimmen trällerten durch das Haus. »Wir sind zufrieden hier«, sagte er. Dann griff er in seine Tasche, zog eine kleine Tonpfeife hervor, nahm sich etwas braunen Tabak aus Carols Beutel, stopfte die Pfeife und begann zu rauchen. Das wurde von den Neuankömmlingen mit schockierten Blicken quittiert. Michael nahm ihre Reaktion stolz zur Kenntnis.
    Martha war die Erste, die etwas sagte. »Was machst du denn da?«
    Michael zuckte nur die Achseln. »Wir können hier machen, was wir wollen. Keine Eltern, die einen damit nerven, was man zu tun oder zu lassen hat. Es ist ein Traum!« Er zog an seiner Pfeife und blies kleine Ringe in die Luft.

    Rachel, die in Schweigen verfallen war, nachdem sie sich den Bauch vollgeschlagen hatte, meldete sich schließlich zu Wort. »Aber was ist das hier?«, fragte sie. »Warum seid ihr alle hier? Warum sind wir alle hier?«
    Carol drehte sich zu Rachel und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, der ein gequältes Quietschen ausstieß. »Das ist die Peripherie, mein liebes Kind«, sagte er. »Ein uralter Zauber, den die Mystiker von einst in die Bäume gewebt haben. Er ist dazu da, Leute wie euch und mich draußen zu halten. Und ihr könnt euch schon mal damit anfreunden, denn wir sitzen hier fest.«
    Martha ließ ihren Löffel klappernd auf den Tisch fallen, und sie entschuldigte sich für den Lärm. »Was hast du gesagt? Ein Zauber?«
    Carol zog ein paar Mal an seiner Pfeife, bevor er antwortete. »Allerdings. Ich kann euch nur sagen, was ich darüber weiß. Und das ist Folgendes: Als vor einigen Jahrhunderten beschlossen wurde, dass der Wald und die Außenwelt nicht länger friedlich und harmonisch zusammenleben können, wurden die Bäume am Rand des Waldes mit einem Schutzzauber versehen, sodass jeder Außenweltler, der einzudringen versucht, sich in einem regelrechten Baumlabyrinth verirrt. Hinter jeder neuen Biegung sieht es aus wie hinter der vorigen, jedes Stück Land vervielfältigt sich bis in die Unendlichkeit. Außerdem bleibt die Zeit stehen. Obwohl die Sonne unter- und der Mond aufgeht und beide ihrem Lauf folgen, bleibt der Tag immer derselbe.«
    Bei diesen Worten warf Michael Martha ein Lächeln zu. »Verstehst du?«, sagte er. »Wir werden nicht älter.«
    Die drei Mädchen waren sprachlos. Sie versuchten, das alles zu begreifen.
    »Das ist verrückt«, sagte Rachel.
    »Allerdings«, bestätigte Carol. »Es ist, als wären wir hier aus der Zeit gefallen. Die Jahre hinterlassen keine Spuren bei uns.«
    »Wie lange bist du schon hier?«, fragte Martha.
    »Ach, einige Jahre, schätze ich. Aber wenn die Zeit keine Macht über einen hat, achtet man nicht

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