Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Steuerklasse erschienen, mit der Überschrift: »Brad Wigmans Lachen – ein Indikator für wirtschaftlichen Erfolg? Tipps und Tricks zum Nachmachen«. Desdemona jagte es immer einen Schauer über den Rücken.
»Alte Freunde«, sagte Wigman, als der Widerhall seines Lachens schließlich verebbt war. »So ist es. Was kann ich für dich tun, Dessie?«
»Tja, Mr. Wigman – Brad, es geht um Joffrey. Es gibt da kleines Problem.«
Wigmans Miene verzog sich zu einem tiefen Stirnrunzeln. »Ach ja?«
»Und da du ja jedes Mal, wenn wir treffen, sagst, falls jemals, jemals brauche ich etwas – brauche ich Geld oder Gefallen oder einfach nur nette Worte – soll ich zu dir kommen. Ja?«
»Ich erinnere mich, das gesagt zu haben, Dessie. Und ich habe es auch so gemeint.« Er ging zu ihr und legte ihr den Arm um die Schulter. »Du bist eine gute Frau. Eine schöne Frau. Also: Was ist mit deinem Mann los?«
»Es ist immer noch … es ist die Undurchdringliche Wildnis.«
Brad verdrehte die Augen und schnaubte. »Er will einfach nicht aufgeben, oder?«
Desdemona schüttelte den Kopf, den Blick theatralisch gesenkt.
»Bammer, Jimmy«, rief Wigman und schnippte genau über Desdemonas Schulter mit den Fingern. Zwei Schauermänner in den gleichen roten Strickmützen kamen angetrampelt. »Holt dieser reizenden Dame eine Weinschorle.« An Desdemona gerichtet: »Wie klingt das, eine Weinschorle?«
»Das wäre sehr nett.«
»Eine Schorle für die Dame. Und einen Espresso für mich. In einer von diesen, ihr wisst schon, kleinen Tassen.« Wie um es bildlich darzustellen, streckte er die Hände aus, als hielte er darin Tasse und Untertasse.
»Jawohl, Mr. Wigman«, sagten die beiden Männer unisono.
Dann wandte sich Wigman zurück an Desdemona, sein Blick war durchdringend und entschlossen. »Also, was geht vor?«
»Es ist nur, dass … Na ja, er denkt an nichts anderes. Redet von nichts anderem. Ist immer Thema bei ihm, diese Wildnis.«
»Das ist wirklich ein Problem.« Wigman stieß ein Seufzen aus. »Wir haben versucht, es in den Griff zu bekommen.«
»Ja, und ich glaube, eine Zeit lang war okay. Er hat sich auf die Arbeit konzentriert, auf Maschinenteile. Aber dann …«
»Dann?«
»Dann kam ein Besucher.«
Wigman zog die linke Augenbraue hoch. »Ein Besucher?«
»Ja, geheimnisvoller Mann. Zieht sich an wie früher. Er trägt einen – wie heißt noch – einen Kneifer.«
»Wie, auf der Nase?«
»Ja.«
»Statt einer Brille?«
»Mhm.«
Insgeheim hatte Wigman selbst schon überlegt, ob er nicht einen Kneifer in sein Erscheinungsbild aufnehmen könnte, hatte die Idee aber wieder verworfen, weil er zu dem Schluss gelangt war, dass das doch übertrieben wäre. Und doch hatte dieser Herr es geschafft. Das gab Wigman neue Hoffnung. »Ist er ein Titan? Ein Industrieller?«
Desdemona schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Er hat etwas Seltsames an sich, kann ich nicht erklären. Eine якість .«
»Eine Jackist?« So hatte es in seinen Ohren geklungen.
»Ja, Eigenschaft«, sagte Desdemona in der Annahme, er verstünde das ukrainische Wort. »Wie besonderen Dunst oder Schatten. Kann ich nicht erklären.«
»Erzähl weiter.«
»Und seit Besuch von diesem Mann ist alles außer Betrieb. Alles. Alle Kunden, puff! Es geht nur noch um Teil, was er bauen muss.«
»Moment mal.« Brads Gesicht war beträchtlich ernster geworden. »Was heißt das, alles außer Betrieb? «
»Genau was ich sage! Alle Maschinen, die sonst Muttern und … Muttern und so herstellen, machen jetzt dieses Ding, dieses eine Maschinenteil. Kinder arbeiten nicht mehr, sitzen den ganzen Tag im Bett und spielen Poker.« Sie tat, als würde sie mit ihren langen Fingern Karten mischen.
Ungeduldig wedelte Wigman mit der Hand in der Luft. »Stopp, stopp. Was ist das für ein Ding?«
»Ein Ding, was er machen soll, für den Mann. Irgendein Maschinenteil. Ein Zahnrad.« Desdemona stellte befriedigt fest, dass sie die volle Aufmerksamkeit des Titanen besaß.
»Ein Zahnrad.«
»Mhm.«
»Und er hat die gesamte Produktion gestoppt, um es herzustellen?«
»Ja, so ist es.« Sie machte hier wirklich Fortschritte, das verriet ihr die Röte, die in Wigmans Wangen stieg.
Die beiden Schauermänner, Bammer und Jimmy, kehrten mit einer Espressotasse und einem Glas durchsichtiger, sprudelnder Flüssigkeit zurück. Wigman kippte seinen Kaffee mit einem Ruck seines Kopfes hinunter und gab dem Schauermann die leere Tasse zurück. Desdemona nahm höflich die
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