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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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vorhatten, und Michael lud sie ein, mitzukommen.
    »Gern«, sagte Rachel und sah ihre Schwester an. »Hast du Lust?«
    »Ja, von mir aus«, gab Elsie zurück, obwohl sie nicht so begeistert war. Sie musste ständig an das Kaninchen denken, das sie an ihrem ersten Tag in der Peripherie gesehen hatte, und es brach ihr das Herz, es sich in einer Drahtschlinge vorzustellen. »Aber ich leiste euch nur Gesellschaft.«
    Sie folgten den beiden Älteren – Cynthia war mit ihren achtzehn ein Jahr älter als Michael – in die Bäume hinter dem Tal. Cynthia trug einige Drahtschlingen am Gürtel, und Michael hatte ein paar Fallen aus Holz und Metall gebaut, die er in der Hand trug. Sie hielten sich auf bekannten Pfaden, die von ihren eigenen Schritten in den Waldboden getreten worden waren. Nach einer Weile blieben sie stehen und sahen sich um.
    »Es hört ungefähr da drüben auf.« Michael zeigte auf eine Baumgruppe in der Ferne, wo das Gelände langsam anstieg. Weiter sind wir noch nie gekommen. Wir landen einfach immer wieder hier.«
    »Das ist komisch«, meinte Rachel.
    »Ja, und man verliert auch die Orientierung. Ich rate davon ab.« Das sagte Cynthia, die ihre rotbraunen Haare unter einem um den Kopf geknoteten Tuch trug.
    »Mir wird jedes Mal ein bisschen schlecht.« Michael rieb sich den Bauch. »Es ist eklig. Und dann steht man wieder da, wo man vorher war. So kann man sich leicht verlaufen.«
    Cynthia nickte. »Da wir zu viert sind, sollten wir uns aufteilen und auf die Suche nach Tierfährten gehen. Und geht bloß nicht zu nahe an diese Bäume ran. Falls ihr doch aus Versehen in die Peripheriefalle tretet, schreit einfach. Normalerweise müssten wir euch finden.«
    »Alles klar«, sagte Rachel.
    Elsie verabschiedete sich schnell von ihrer Schwester, sie wollte nicht übermäßig anhänglich wirken, aber die Vorstellung, sich erneut in der Peripherie zu verlaufen, machte ihr etwas Angst. Außerdem erinnerte es sie an den Start ihrer Wanderung in den Wald, als sie fest geglaubt hatte, ihre Schwester nie wiederzusehen. Es war seltsam, denselben Moment mehrere Tage später noch einmal zu wiederholen. Andererseits war Elsie aber auch wild entschlossen, mitzuhelfen und sich an der Versorgung ihrer neuen Familie zu beteiligen.
    Zuerst lief sie auf den sanft ansteigenden Hügel zu, bog dann aber wegen der Warnung der älteren Kinder nach links. In der vergangenen Nacht hatte es aufgehört zu schneien, und die Temperatur war leicht angestiegen. Der Schnee fiel in Klümpchen von den Bäumen, und darunter kamen die tiefgrünen Zweige zum Vorschein. Der Boden war feucht vom Schmelzwasser, kleine Rinnsale bahnten sich ihren Weg durch den Wald. Auf umgestürzten Baumstämmen sprossen kleine Pilze, und etwas weiter vorn zwitscherte ein Vogel im Geäst. Elsie empfand plötzlich einen ungeheuren Frieden, zum ersten Mal, seit ihre Eltern ihnen mitgeteilt hatten, sie müssten verreisen. Es war erfrischend, falls ein solches Wort das Gefühl richtig beschrieb.
    Da sah sie aus dem Augenwinkel etwas Weißes. Sie drehte sich um und entdeckte auf einem Zedernstumpf ein weißes Kaninchen. Es starrte sie an. Elsie erkannte es sofort als das gleiche, das ihr bei ihrem Aufbruch in den Wald begegnet war, vielleicht an der Art, wie es mit den Ohren zuckte, als sie näher kam. Es schien sie ebenfalls wiederzuerkennen.
    »Hallo, kleines Kaninchen.«
    Sie hätte schwören können, dass das Tier den Mund zum Sprechen öffnete – auch wenn kein Ton herauskam. Es war, als hätte es vergessen, was es sagen wollte. Stattdessen wackelte es nur mit dem Näschen. Offenbar froh darüber, Elsie auf sich aufmerksam gemacht zu haben, hopste das Kaninchen von dem Baumstumpf und hüpfte den Hügel hinauf. Nach ein paar Metern blieb es jedoch stehen, drehte sich zu Elsie um und lockte sie weiter.
    »Okay«, sagte Elsie entschlossen. »Wohin?«
    Durch hüfthohe Farne stapfte sie dem Kaninchen hinterher, das netterweise Rücksicht auf sie nahm: Immer wieder hielt es an und wartete, wenn sie auf dem schwierigen Gelände nicht so gut vorankam. Wohin sie gingen, konnte Elsie nicht sagen, sie hatte schon längst jeglichen Sinn dafür verloren, wo sich laut Cynthias und Michaels Warnung der Rand der Peripherie befand. Ihre Neugier war zu groß, um sich vom Weg des Kaninchens abschrecken zu lassen.
    Sie überquerten eine Anhöhe und stiegen in eine kleine Senke hinab, in der ein schlammiger Bach plätscherte. Dann folgten sie einem gewundenen Grat und liefen über eine

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