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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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desto mehr verstoße ich dagegen.«
    »Du willst mich also im Stich lassen.«
    »So darfst du das nicht sagen. Die ganze Zeit habe ich dich begleitet. Und die ganze Zeit wollte ich nur diese eine Sache erledigen, damit ich endlich herausfinden kann, was mit Brendan und den anderen passiert ist. Das bin ich ihnen nun mal schuldig.« Er machte eine kurze Pause, als wägte er seine nächsten Worte genau ab. »Prue, vielleicht solltest du zurück nach Hause gehen. Zu deinen Eltern. Das Ganze mit Alexei ist vielleicht einfach eine Nummer zu groß für uns.«
    »Ich?« Prue war fassungslos. » Ich soll zurück zu meinen Eltern? Du bist gut, Curtis. Was ist denn mit deinen Eltern?«
    »Schon, aber …«
    »Nichts aber. Ich weiß, was ich zu tun habe. Der Junge – der Baum – hat es mir gesagt. Alles andere ist jetzt unwichtig. Weißt du was? Ich hab die ganze Zeit nicht an meine Eltern gedacht. Es ist, als wäre mein Herz nicht mehr in der Außenwelt. Es ist dort. Dort im Wald.« Wütend zeigte sie auf den Horizont. »Ich gehöre zum Wald, Curtis. Nord, Süd, Wild. Was ich jetzt mache, mache ich für den Baum. Ich wurde gerufen. Nichts kann daran etwas ändern. Du hast deinen Eid, und ich habe meinen Ruf. Mein Leben in der Außenwelt ist vorbei .«
    Curtis starrte sie ratlos an. »Na schön«, sagte er schließlich.
    »Schön«, sagte Prue. Sie war aufgewühlt. »Mach du dein Ding. Such deine Räuber. Es tut mir leid, wenn ich dir und deinen Brüdern und Schwestern irgendeinen Schaden zugefügt habe. Ich muss das hier tun.« Damit drehte sie sich um und marschierte weiter. Der Schuppen, in dem der Gang in den Untergrund führte, war nicht mehr weit entfernt.
    Curtis rührte sich nicht. »Hör mal«, rief er ihr nach, seine Stimme klang wieder etwas sanfter. »Wir treffen uns in Südwald wieder. Wie klingt das? Ich erkundige mich, was mit dem Räuberlager passiert ist, und helfe, falls nötig, beim Wiederaufbau. Und dann gebe ich dir Bescheid, wann ich zu dir kommen kann. Die Maulwürfe helfen dir bestimmt.«
    »Ich komm schon klar«, rief Prue über die Schulter. »Ich hab dich ja auch nicht gebraucht, als ich nach Mac gesucht habe.«
    Die letzte Bemerkung tat weh. Curtis sah seiner Freundin nach, als sie um einen Stapel alter Radiogeräte bog. Vor seinen Füßen lag ein Knäuel rostiger Bettfedern, und er trat wütend dagegen.
    »Darf ich sprechen?«, fragte Septimus.
    »Natürlich darfst du«, gab Curtis zurück.
    »Sei nicht so streng mit ihr«, sagte die Ratte. »Sie ist viel empfindlicher, als du glaubst.«
    »Kann sein. Aber sie lässt es sich nicht anmerken.«
    »Menschen sind in der Hinsicht komisch. Das ist mir schön öfter aufgefallen.« Die Ratte strich sich die Schnurrhaare zurück und schüttelte sich das Wasser von den Pfoten. »Also, wie lautet der Plan?«
    »Zurück zum Lager, Überlebende finden.«
    »In dem Fall sollten wir uns auf die Socken machen. Es ist ein langer Weg nach Wildwald.«
    Curtis schob die Hände tief in die Hosentaschen, drehte sich um und marschierte auf die Lichter des Vergnügungsparks zu. Sie würden oberirdisch zurückgehen, entschied er. Zum ersten Mal seit Langem würde er durch die Außenwelt laufen. Sie würden die Eisenbahnbrücke überqueren wie damals vor so vielen Monaten. Und sie würden seine verschollenen Brüder und Schwestern finden. Er war fest entschlossen.

    Auf der anderen Seite des Müllbergs stolperte Prue durch die Dunkelheit und erreichte die kleine Senke, in der der baufällige Schuppen stand. Unbewusst murmelte sie vor sich hin und sprach sich selbst Mut zu. »Ich komme schon klar«, sagte sie, und dann, wie um dem Nachdruck zu verleihen: »Du kommst schon klar.« Nach einer Pause: »Curtis kommt auch klar«, gefolgt von: »Natürlich kommt er klar. Er ist ja ein großer Junge.« In dem Augenblick begriff sie, dass sie ein Gespräch zwischen sich und einem unsichtbaren Aufpasser führte. Sie übernahm quasi die Rolle ihrer eigenen Eltern.
    Hatte sie das wirklich alles so gemeint vorhin? Hatte sie sich tatsächlich von ihren Eltern losgesagt? Seltsamerweise empfand sie bei dem Gedanken nur wenig Bedauern. Die überwältigende Kraft ihrer Aufgabe und die geflüsterten Anweisungen des Baums schienen alle anderen Bedenken in den Hintergrund zu drängen. Ihr gesamtes Denken und ihre Perspektive hatten sich verschoben. Oder, überlegte sie, vielleicht war sie auch selbst schuld. Möglicherweise fühlte es sich eben so an, erwachsen zu werden.
    Sie war völlig mit

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