Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
Vom Netzwerk:
zurückgeschlichen haben!«
    Innerhalb von Sekunden spürten sie die rauen Hände der Arbeiter auf den Schultern und beide, Prue und Curtis, wurden abgeführt. Prue drehte sich schnell noch einmal über die Schulter zu Esben um. Ehe sie und Curtis unsanft durch den Ausgang befördert wurden, sah sie gerade noch eine Handvoll Männer den Bärenkäfig auf einen wartenden Güterwagen zuschieben.
    Das Huschen kleiner Pfoten machte sie auf Septimus ’ Ankunft aufmerksam. Er sprang auf Curtis ’ Schulter, und sobald keine Außenweltler mehr in Hörweite waren, raunte er den Kindern zu: »Was ist passiert? Wo ist Esben?«
    »Er will nicht mitkommen«, sagte Curtis.
    »Wie bitte?«
    »Ja, er wollte nicht mal mit uns sprechen«, sagte Prue.
    »Nach dem ganzen Aufwand?«, zischte die Ratte. »Ich musste dem Kerl völlig umsonst über den haarigen Rücken rennen? Undankbarer Bär.«
    Der Zug pfiff düster, und die drei Gefährten – der Junge, das Mädchen und die Ratte – wanderten entmutigt zurück zur Müllhalde.

DREIUNDZWANZIG
    Heraus aus der Peripherie ·
    Unerwünschter Besuch
    für Unthank
    W äre man dabei gewesen, man hätte seinen Augen nicht getraut. Die friedliche Baumgrenze, der weiche Schnee, das Dämmerlicht des nahenden Abends. Und dann hätte man ein Mädchen gesehen, nicht älter als vierzehn, mit langen, glatten schwarzen Haaren, einem Overall und konzentrierter Miene, das aus dem Wald kam. Ihre Hand war nach hinten gestreckt, als hielte sie etwas zwischen den Bäumen fest. Bald hätte man gesehen, dass in Wirklichkeit in ihrer Hand eine andere lag, die eines kleinen Jungen, der mit offenem Mund das trübe Sonnenlicht bestaunte wie ein Tier, das aus seinem Bau kriecht.
    Binnen Kurzem folgten noch weitere, eine ganze Reihe von Kindern tauchte aus dem Wald auf. In der Mitte der Kette hinkte ein alter Mann, der sich von den anderen führen ließ. Schließlich trat das letzte Mädchen heraus, und dieses hielt einen kleinen schwarzen Mops an der Leine. Der Name dieses Mädchens war Elsie, und sie kehrte nach einer gefühlten Ewigkeit zurück in die Außenwelt.
    Alle standen sie nun schweigend da und betrachteten blinzelnd das Bild vor sich: die verschlungenen Rohre und Leitungen, die hoch aufragenden Schornsteine, die klappernde und scheppernde Industriewüste. In einiger Entfernung waren die beiden Türme der Eisenbahnbrücke unten am Fluss zu erkennen. Auf der anderen Seite lag die Freiheit, das wussten die Kinder. Aber zuerst würden sie die Industriewüste durchqueren müssen. Mit neuer Energie machten sie sich auf den Weg.
    Sie wanderten über den Streifen zwischen der von Chemietanks gesäumten Ebene und dem wilden, hügeligen Grün des Waldes. Dieser Streifen, ein Stück schmutziges Gras, war breit genug, um nebeneinander gehen zu können. Die Kinder liefen schweigend, manche hielten immer noch die Hand ihres Nachbarn, und Carol lächelte die ganze Zeit über breit und strahlend. Die Eisenbahnbrücke kam immer näher.
    Doch kaum hatten sie die Industriewüste betreten, da tauchte eine einzelne Gestalt hinter einem niedrigen, kaputten Schornstein auf. Es war ein Mann mit einem bunten Strickpullunder und einem Bart. Und er baute sich zwischen den Kindern und den Gleisen der Eisenbahnbrücke auf.
    »Hallöchen«, sagte Unthank. »Willkommen zu Hause.«
    Die Gruppe erstarrte.
    Unthank konnte sich denken, warum sie so erschrocken waren. Er tippte sich auf das Ohrläppchen, und die Kinder tasteten nach den gelben Etiketten. »Sobald ihr aus dem Wald gekommen seid, hatte ich euch. Ihr seid alle mit GPS-Sendern markiert. Ganz einfach, eigentlich.«
    Rachel reckte trotzig den Kopf. »Aus dem Weg, Sie Ekel«, sagte sie. Die Kinder hinter ihr brummelten zustimmend. Immerhin waren sie achtunddreißig. Hier, jenseits der Mauern und Grenzen der Fabrik war ihr Widerstand nicht aufzuhalten. Hier hatte dieser Mann keine Macht über sie.
    »Ich hätte doch etwas mehr Dankbarkeit von euch erwartet«, gab Joffrey zurück. »Mindestens eines meiner Rezepte hat ja ganz offensichtlich funktioniert. Ich weiß nicht, wie ihr das geschafft habt, aber das finde ich schnell genug heraus. Und ihr solltet wissen, dass ich zu meinem Wort stehe. Wohlstand, Freiheit. Gehört alles euch. Sagt mir einfach nur, wer von euch als Erster durchgekommen ist.«
    »Das können Sie vergessen«, sagte das Mädchen hinter Rachel. Es war Martha Song, Unthank erkannte sie an ihrer unvermeidlichen Schutzbrille. »Wir werden nicht mehr Ihre Sklaven

Weitere Kostenlose Bücher