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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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die Füße zu kommen.
    »Was war das?«, rief er zornig. Kaum hatten die Worte allerdings seine Schnauze verlassen, als etwas aus dem Himmel herabstieß und ihn mit einem Tritt auf die leere Straße rollte. Die Hände auf die Brust gepresst, sah Prue zwei riesige Reiher vor sich auf dem Pflaster landen.
    »Prue!«, rief eine Jungenstimme. Es war Curtis, der rittlings auf einem der großen grauen Vögel saß. Prue bekam kein Wort heraus.
    »Pass auf!«, ertönte eine andere Stimme. Als Prue genauer hinsah, erkannte sie Brendan. Auch er ritt auf einem Reiher. »Er kommt zurück!«

    Tatsächlich, der Fuchs hatte sich aufgerichtet und wollte sich mit Anlauf erneut auf Prue stürzen. Sie taumelte rückwärts, riss die Arme vors Gesicht und spürte das gesamte Gewicht des Angreifers auf ihre Schulter fallen, sodass sie zur Seite kippte. Zwei elfenbeinfarbene Zahnreihen klappten geräuschvoll aufeinander, nur Zentimeter neben ihrem Ohr. Im Fallen jedoch gelang es Prue, einen Fuß unter die Hinterflanke des Fuchses zu schieben, und sie trat fest zu. Jaulend stürzte das Tier auf den Asphalt.
    »Lauf, Prue!« Das war wieder Curtis. Prue sah zu ihm auf – er hing am Hals seines Reihers, der kurz hochstieg und dann auf den am Boden liegenden Fuchs zusteuerte. Beide Reitvögel attackierten den Rücken des kurzfristig außer Gefecht gesetzten Fuchses, und er heulte vor Schmerz auf, als ihre Krallen sich in seine Haut bohrten. Doch schon schnellte das schwarze Tier mit neuer Energie herum und versetzte Brendans Reiher einen Hieb quer über den Schnabel. Wieder rappelte Prue sich auf und lief, so schnell sie konnte, die dunkle Straße hinunter. Hinter sich hörte sie, wie der Fuchs aus dem Getümmel ausbrach und ihr nachsetzte.
    Brendan fluchte, ein Vogel kreischte. Der Fuchs kam Prue immer näher, und sie war nicht sicher, ob sie in der Lage wäre, noch einen Angriff zu überleben. Etwas Spitzes bohrte sich durch den Stoff ihrer Jacke, sie schrie. Und dann lösten sich ihre Füße vom Boden.
    Sie blickte nach oben und sah, dass sie in den Krallen des Reihers hing, auf dem Curtis saß. Der Vogel hatte Mühe mit ihrem zusätzlichen Gewicht, und seine Flügel machten lange, kraftvolle Schläge. Der Fuchs sprang hoch und schlug nach Prue, erwischte aber nur ihr Hosenbein. Der Reiher stieß einen lauten, klagenden Ruf aus – eine Art heiseres Heulen –, und Prue spürte, dass ihre Füße wieder das Pflaster berührten.
    »Komm schon, Maude!«, brüllte Curtis von oben.
    Jetzt rannte Prue neben dem Vogel her, und die Sohlen ihrer Gummistiefel klatschten auf den Bürgersteig wie ein Jogger auf einem außer Kontrolle geratenen Laufband. Sie konnte nur hoffen, dass der Vogel genug Schwung bekam, um sich wieder in die Luft zu erheben. Ein schneller Blick über die Schulter zeigte ihr, dass der Fuchs ihnen dicht auf den Fersen war. Gerade, als er erneut springen wollte, tauchte aber der andere Reiher mit Brendan auf dem Rücken aus der Dunkelheit auf und schlug dem Fuchs heftig in die Flanke, sodass er zur Seite stürzte. Wieder hoben Prues Füße vom Pflaster ab, und die Straße unter ihr fiel zurück. Es gab noch ein kurzes Gerangel zwischen Brendans Reitvogel und dem Fuchs, doch als der Reiher sah, dass Prue die Flucht gelungen war, versetzte er dem Angreifer noch einen letzten Tritt auf die Schnauze und flog in den Himmel hinauf. Der Fuchs heulte, doch der Ton verlor sich rasch, als die beiden gewaltigen Vögel über die Baumwipfel stiegen und in den tief hängenden Wolken verschwanden.
    Endlich bekam Prue wieder ein Wort heraus. Sie hielt die Hände fest um die Reiherbeine an ihrer Schulter geklammert. »Wo bringt ihr mich hin?« Sie musste schreien, um den peitschenden Wind zu übertönen.
    Curtis antwortete: »Nach Wildwald!«

SECHS
    Die Welt tanzt nach
    Wigmans Pfeife ·
    Willkommen im Unthank-Heim
    D er Mann saß auf dem Sofa. Ein flacher Filzhut lag auf seinen Knien. In den Händen hielt er eine grüne Flasche Lemony-Zip-Limonade, an der er höflich nippte. Vor ihm war ein Sortiment Zeitschriften auf dem Couchtisch ausgebreitet, und er überflog die Titel: Das Industriellenmagazin, MÜLL!, Moderner Bergbau und Journal für das 1  Prozent . Keine davon erregte das Interesse des Mannes, außer dem Industriellenmagazin , das er selbst abonniert hatte. Diese Ausgabe allerdings stammte von Oktober 2006, und er hatte sie bereits damals von Anfang bis Ende durchgelesen. Eine der Überschriften lautete: »Zigarettenspitzen: Sind sie

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