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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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gekauft haben? Die hatte ich irgendwie ganz vergessen. Jetzt sind es entweder die besten Essiggurken aller Zeiten oder absolut giftig.« Er hielt die befremdliche grüne Masse in seinem Gummihandschuh in die Luft. »Willst du mal probieren?«
    »Würg«, sagte Prue. »Was habt ihr jetzt damit vor?«
    »Wegschmeißen«, gab ihre Mutter zurück, schnappte sich den Topf und kippte den Inhalt in dem Müllschlucker im Spülbecken. Ihr Vater gab sich niedergeschlagen.
    »Auf Wiedersehen, Zaubergurken«, sagte er klagend.
    »Komm, ich desinfiziere mal schnell.« Prue holte die Sprühflasche mit dem Zitronenwasser unter der Spüle hervor und begann, im Raum herumzuspritzen.
    »Wie war dein Spaziergang?«, fragte ihr Vater, während er sich die Gummihandschuhe auszog.
    »Gut. Schön. Seltsam.«
    »Warum seltsam?« Das war jetzt ihre Mutter, die etwas von der schlammigen Brühe aus dem Keramiktopf von der Arbeitsfläche wischte.
    »Ich habe zufällig Miss Thennis getroffen. Darla.«
    »Ehrlich? Das ist ja komisch, sie ist kurz nach dir gegangen. Meinte, sie müsste zurück zur Schule.«
    Das Kliff lag nicht auf dem Weg zur Schule, das war tatsächlich merkwürdig. »Ja, wir haben uns zufällig getroffen, und sie hat mir eine heiße Milch im Café spendiert.« Dass sie vorher ihn Ohnmacht gefallen war, verschwieg Prue lieber, sie wollte nicht zu viel preisgeben. Außerdem müsste sie dann die Schreie des Besenginsters erwähnen, was einfach nur schräg war.
    »Sie scheint eine sehr coole Lehrerin zu sein«, sagte Prues Mutter. »Ist sie neu?«
    »Ja.« Prue sah starr die klumpige Gurke an, die ihr Paps auf der Arbeitsfläche abgelegt hatte. »Aus Eugene.«
    »Tja, das erklärt einiges«, sagte ihre Mutter.
    »Und was ist mit Mrs. Estevez?«, fragte ihr Vater.
    »Weiß nicht. In Rente. Gesundheitliche Probleme. Jemand hat gesagt, wir alle hätten sie in den Wahnsinn getrieben.«
    Er verzog das Gesicht. »Aua.«
    Prue ging zur Treppe. »Na ja, ich gehe jetzt mal in mein Zimmer. Sagt Bescheid, wenn es Essen gibt.«
    »Bald!«, rief ihre Mutter ihr hinterher. »Es gibt Linsencurry! Dein Lieblingsgericht!«
    Ihr Vater konnte sich nicht verkneifen, noch einzuwerfen: »Und glaub nicht, wir hätten die Sache mit dem Brief von der Schule vergessen.« Pause. »Das haben wir nämlich nicht.«
    Prue machte ihre Zimmertür hinter sich zu und war endlich allein. Der gemusterte Läufer auf dem Fußboden war unter dem Inhalt eines umgedrehten Wäschekorbs kaum zu erkennen, und die einzige Beleuchtung war das gelbe Licht im Terrarium auf dem Schreibtisch. Prue ging hin und tippte sachte an die Scheibe, hinter der ihre Dosenschildkröte Edmund herumkrabbelte, ein halb zerkautes Blatt auf dem kleinen Kopf balancierend. Sie knipste die Schreibtischlampe an und ließ den Blick über die auf der Platte verstreuten Schulbücher schweifen. Lustlos nahm sie ein schmales Taschenbuch oben vom Stapel und klappte es auf der eselsohrigen Seite auf. Sie versuchte, sich in die Welt von Atticus und Scout Finch zu vertiefen, stellte aber nach einer Weile fest, dass sie die ganze Zeit ein und denselben Absatz las. Also gab sie auf, legte das Buch weg und ließ sich auf ihr ungemachtes Bett fallen. Auf dem Rücken liegend starrte sie die sonderbaren Schatten an, die von den kahlen Ästen der Bäume im Garten an die Zimmerdecke geworfen wurden. Der Wind hatte aufgefrischt, und die Zweige sahen aus wie lange, spinnenartige Finger, die nach einander schlugen. Da huschte ein großer Fleck vorüber, der die dürren Schatten einen Sekundenbruchteil vollständig überdeckte.
    Was war das denn? , fragte sich Prue lautlos. Sie hüpfte vom Bett und rannte zum Fenster, gerade noch rechtzeitig, um etwas Dunkles in der Wacholderhecke des Nachbargartens verschwinden zu sehen. War es der schwarze Fuchs von vorhin gewesen? Sie drückte die Stirn an die Scheibe und suchte den Garten ab. Das Glas war eiskalt auf ihrer Haut.
    »Prue!« Von unten rief ihre Mutter.
    Sie drehte sich um und steckte den Kopf aus der Tür. »Was denn?«
    »Das Naan-Brot ist nichts geworden«, erklärte ihre Mutter kleinlaut. »Läufst du bitte schnell zum Imbiss und holst welches?«
    Im Geiste immer noch mit der dunklen Gestalt im Garten beschäftigt, stapfte Prue die Treppe hinunter in die Küche. Ihre Mutter studierte die Anleitung auf der Trockenhefepackung. »Hast du es schon vorbestellt?«, fragte Prue, während sie wieder in ihre Gummistiefel stieg.
    »Ja, ich hab gerade angerufen. Hier sind zehn

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