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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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an!«
    Curtis packte Prues Hand, und sie rannten aus der Bibliothek. Prue winkte dem Bibliothekar noch rasch zu, bevor sie ins helle Tageslicht gezerrt wurde. Draußen musste sie erst mal blinzeln. Frühmorgendlicher Schneefall hatte eine dünne weiße Decke über die Holzbauten des Räuberlagers und die flachen Kerben und Rillen der zerklüfteten Steilwand gebreitet. Der Wind war kalt, und Prue klappte ihren Kragen hoch, während sie Curtis eine zickzackförmige Treppe hinauf folgte.
    Auf einem runden, am westlichen Ende des Lagers in den Fels gebauten Turm hatte sich ungefähr ein Dutzend Nachwuchsräuber versammelt. In ihrer Mitte stand Brendan. Als Prue und Curtis schließlich die Stufen erklommen hatten, die sich um den Turm wanden, hatte der Räuberkönig seine Anweisungen schon fast beendet.
    »Du bist zu spät«, sagte Brendan knapp.
    Atemlos sagte Curtis: »Ich musste Prue holen, ich wollte, dass sie das miterlebt.«
    »Was, dass du sang- und klanglos untergehst?« Das kam von einem Mädchen, das ein paar Jahre älter als Prue und Curtis war und an der Holzbrüstung des Turms lehnte. Ihr blondes Haar wurde von einer Lederspange gebändigt, und sie trug eine Grenadiersjacke, über der sich zwei Schärpen kreuzten.
    »Nein, Aisling«, gab Curtis zurück. »Aber ich an deiner Stelle würde gut auf tief hängende Äste aufpassen.«
    Das dämpfte die Angriffslust des Mädchens ein wenig, und die restlichen Schüler kicherten vor sich hin, ohne sich von Aislings wütendem Blick abschrecken zu lassen. Brendan brachte sie zum Schweigen. »Dann wiederhole ich die Regeln noch mal für die Neuankömmlinge. Grüne Fahne hängt am Ostturm. Folgt den Wegmarkierungen. Waffen oder körperlicher Kontakt mit den anderen Läufern sind verboten. Abgesehen davon ist jeder Räuber auf sich gestellt. Wer als Erster die Fahne holt, hat gewonnen. Klar?«
    »Ja, Brendan«, sagte Curtis.
    »Und selbstverständlich ist unser junger Gast herzlich eingeladen, am Rennen teilzunehmen«, sagte Brendan mit Blick auf Prue.
    »Was?«, fragte Prue. Aller Augen waren auf sie gerichtet. »Nein, das kann ich nicht.«
    »Eine Woche keinen Küchendienst, wenn du gewinnst«, erklärte einer der Schüler, ein kleinerer Junge mit einem ausgefransten Zylinder.
    Da sie noch nie Küchendienst gehabt hatte, war für Prue schwer zu beurteilen, ob das ein Grund war, sich an einer offenbar lebensgefährlichen Aktivität zu beteiligen. »Hmm.« Prue zögerte.
    Curtis ’ Augen leuchteten. »Komm schon, Prue.«
    »Das ist wirklich nett von euch«, sagte sie, »aber ich glaube ehrlich nicht, dass ich das kann. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich richtig gelaufen bin, und ich hätte das Gefühl, ich würde die anderen nur aufhalten. Mir wäre es lieber, einfach nur zuzuschauen, wenn das in Ordnung ist.«
    »Wie du meinst«, sagte Brendan.
    »Genau, ganz wie du meinst«, wiederholte Curtis. »Ist ja auch logisch. Ich meine, ich hab das sowieso nicht ernst genommen, als du gesagt hast, du wärst eine geborene Räuberin oder so.«
    Prue schwieg, was Curtis als Aufforderung verstand, noch nachzulegen. »Ist eben nicht einfach, Außenweltler zu sein. Man verweichlicht schnell, wenn man eine Weile aus Wildwald raus ist.«
    Prue verschränkte die Arme vor der Brust, weigerte sich aber immer noch, den Köder zu schlucken.
    »Du bist zwar ein Mischling«, meinte Curtis, »aber welche Hälfte den ganzen Mumm hat, kann man nicht so genau sagen.«
    Endlich knickte Prue ein. »NA GUT!«, rief sie. »Ich mach bei eurem kleinen Rennen mit. Ich hab keine Angst.«
    Die Versammlung auf dem Turm brach in Gelächter aus, und Brendan schlug Prue auf die Schulter. »Recht so, Fahrradmaid. Aber sei gewarnt: Das Holz der Plattformen ist heute verdammt glitschig. Ein falscher Schritt, und du fliegst halb nach Wer-weiß-wohin. Also, pass auf: Der Weg ist durch rote Fahnen markiert. Manche sind gut zu sehen, andere nicht so leicht, vor allem unter dem frischen Schnee. Für diesen Lauf braucht man ein bisschen Intuition, würde ich sagen, aber Intuition ist ohnehin manchmal der beste und einzige Freund des Räubers. Verstanden?«
    Prue nickte, plötzlich etwas besorgt. Sie testete das Holz mit ihren Stiefeln, und das Gummi quietschte und rutschte im Schnee etwas zur Seite.
    »Gut«, erklärte Brendan jetzt an alle gerichtet. »Wenn die Sonne die Mittagshöhe erreicht hat, gebe ich das Startkommando.« Er zog einen Dolch aus dem Gürtel und hielt ihn so, dass die Klinge einen

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