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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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Grund ließ sie die Hand geschlossen. Am Rande ihres Gesichtsfelds waren dunkle Schatten, gleich hinter der Lichtung. Sie wurde verfolgt. Mit der Schnelligkeit und Ausdauer eines Kindes rannte sie los durch den Wald, den kostbaren Gegenstand fest an die Brust gedrückt. Bald gelangte sie an eine schmale Öffnung im Abhang. Die Schatten kamen näher, doch die Dunkelheit des engen Hohlwegs schien bedrohlich, voller Gefahr. An dieser Stelle hatte sich plötzlich ihr rationaler Verstand in den Traum eingeschaltet: Sie hatte unbedingt wissen wollen, was sie da an die Brust presste. Als sie die Hand öffnete, sah sie, dass sie eine Art hellen Metallring hielt, unglaublich kompliziert in sich selbst verschlungen. Er hatte die Größe eines kleinen Kiesels, und um den Rand verliefen kleine Zähnchen. Ihre Verfolger waren jetzt ganz nah, und sie schloss die Hand wieder und stürzte sich in die Finsternis des Hohlwegs, einem steinigen Pfad, der immer weiter hinabführte, bis nur noch Schwärze sie umgab.
    In dem Moment war sie aufgewacht. Nun, auf ihrem Stuhl vor dem Kamin, dachte sie über den Traum nach. Die Schatten, die ihr nachgestellt hatten, waren nicht so schwer zu entschlüsseln, sie wusste sehr wohl, welche Geister sie verfolgten. Rätselhaft jedoch war ihr die Bedeutung des Hohlwegs, des Lochs ins Erdinnere, das sie betreten hatte. Ihre Kenntnisse als Mystikerin hatten sie gelehrt, niemals die Macht und Weisheit von Träumen zu unterschätzen und in jedem Symbol den Sinn zu suchen. Ihrer eigenen Lehre über Traumdeutung zufolge war ein Loch in der Erde eindeutig ein Hinweis auf den Tod. Den eigenen Tod. Sie erschauerte bei der Vorstellung.
    Doch was war mit dem seltsamen Gegenstand? Was war das gewesen? Er tanzte durch ihr Gedächtnis wie einem ein Wort auf der Zunge liegt, aber einfach nicht einfallen will. Die hohe Standuhr neben dem Bücherregal ließ ihr mürrisches Schlagen ertönen, und die Tür ging einen Spaltbreit auf. Balthasar kehrte mit weiteren Holzscheiten zurück und türmte seine Ladung auf den Stapel neben dem Kamin. Plötzlich leuchteten Iphigenias Augen auf. »Aber natürlich!«, rief sie, die Augen auf die Standuhr und ihr Innenleben gerichtet, ein Zusammenspiel von Rädern, Ketten und Glöckchen.
    Überrascht zuckte Balthasar zusammen. »Was ist denn?«
    »Ein Zahnrad!«, sagte sie. »Ein Zahnrad aus einer Maschine. Das hatte ich in der Hand!«
    Der Schüler sah sie verwirrt an, doch Iphigenia winkte entschuldigend ab. »In einem Traum«, erklärte sie. »Es war nur ein Traum.
    »Ach so.« Er stellte erleichtert fest, dass das Wasser im Kessel kochte, zog ihn vom Haken und goss die heiße Flüssigkeit in eine Teetasse, die er Iphigenia reichte. Das Feuer brannte jetzt gut, und der Raum füllte sich mit Wärme und Licht.
    »Balthasar«, sagte Iphigenia, nachdem sie vorsichtig einen Schluck Tee getrunken hatte. »Ich werde mich heute mit dem Ratsbaum unterreden müssen. Bitte gib den anderen Mystikern Bescheid. Zur Mittagszeit.«
    »Das mache ich.« Er eilte aus dem Zimmer.
    Die Älteste Mystikerin blieb sitzen und starrte in die träge an den Scheiten leckenden Flammen. Auch wenn sie den Traum nun etwas entschleiert hatte, blieb er ihr doch ein Rätsel. Der Baum wüsste sicher mehr. Sie hatte das Gefühl, dass er in gewisser Weise daran beteiligt gewesen war, ihr den Traum zu schicken. Er musste etwas sehr Wichtiges mitzuteilen haben, schloss Iphigenia daraus, etwas wirklich sehr Wichtiges.

    Es überraschte Prue zwar sehr, aber es war so: Im Räuberlager gab es tatsächlich eine Bücherei. Sie war zufällig darauf gestoßen, als sie über das Labyrinth von Stegen und Seilbrücken spazierte, aus denen dieses waghalsige Steilwandlager bestand. In einer hohen, schmalen Höhle befanden sich etwa fünf wackelige Bücherregale. Der Bibliothekar, ein stämmiger Mann mit freundlichem Gesicht und dunkler Haut, saß an einem Holztisch und las. Neben ihm war ein Kanonenofen aufgebaut, und hin und wieder blickte er von seinem Buch auf und stopfte neue Scheite hinein. Als er Prue entdeckte, strahlte er.
    »Bist du nicht das Außenweltmädchen?«, fragte er.
    »Ja, aber Prue ist mir lieber.«
    »Na dann, Prue. Willkommen in der Räuberbücherei. Sieh dich nur um.«
    »Woher sind die Bücher alle?«, wollte Prue wissen.
    »Ach, du weißt schon. Hier und da. Normalerweise stehlen wir den Leuten ihre Bücher nicht, aber ab und zu springt einem der Jungen mal ein Band ins Auge. Du verstehst. Viele wurden aber

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