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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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Gesichter gerötet, und Prues Ponyfransen klebten nass vor Schweiß an ihrer Stirn. Sie hatten kaum Zeit, Atem zu schöpfen, bevor der Geiger erneut vortrat, um das nächste Stück anzukündigen.

    In diesem Moment entstand am anderen Ende der Halle ein Tumult.
    In der Nähe der Tür war ein Gerangel ausgebrochen, und obwohl die Kapelle tapfer versuchte, den Lärm zu übertönen, waren nach einer Weile alle Tänzer so abgelenkt, dass sie zu spielen aufhörte. Von draußen drang der frostige Wind in die Halle, feine Schneeflocken kreiselten in schnellen Wirbeln durch die Luft wie unerwünschte Gäste, die in den Raum drängten. Prue und Curtis entdeckten einen grauhaarigen alten Wolf mit einer Augenklappe, der sich in der offenen Tür mit zwei Angehörigen der örtlichen Gendarmerie stritt. Einer von ihnen war ein Hase mit einem Sieb auf dem Kopf.
    »Lasst mich los, ihr Vipern!«, rief der Wolf. »Pfoten weg!«
    Sterling, der den Großteil des Abends neben dem Buffettisch gestanden hatte, nahm sich der Sache an. »Was ist hier los?«, herrschte er die Wachtmeister an. »Warum wird dieser Wolf so behandelt? Samuel?«
    Der Hase trat vor und schob sich das Sieb auf dem Kopf zurecht. »Hauptwachtmeister, wir haben ihn in einem Graben an der Langen Straße aufgefunden, wo er sehr laut und störend Selbstgespräche führte. Meines Erachtens war sein Betragen nicht angemessen für die Öffentlichkeit. Er hat eine Fahne. Schimpft vor sich hin. Erzählt andauernd die verrücktesten Sachen. Ich würde sagen, er hat ein Klatschmohnbier zu viel getrunken und hat Halluzinationen. Jedenfalls hielt ich es für klüger, dir kurz Bescheid zu geben, bevor wir ihn in die Ausnüchterungszelle verfrachten, damit er dort seinen Rausch ausschlafen kann.«
    Unterdessen war der Wolf auf die Knie gesackt, und die beiden Wachtmeister hatten Mühe, seine Arme festzuhalten. Er fing an zu weinen. Immer wieder schluchzte er auf, dicke Tränen kullerten ihm aus dem gesunden Auge.
    Sterling, der den Betrunkenen jetzt erst erkannte, bemühte sich, seine Wut im Zaum zu halten. Er packte den Wolf vorne an seiner zerschlissenen Armeejacke und zog ihn auf Augenhöhe. »Korporal Donalbain«, zischte er. »Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«
    Das Weinen des Wolfs schlug plötzlich in einen merkwürdigen Lachanfall um, als er vom Hauptwachtmeister angesprochen wurde. »Ha!«, sagte er laut. »Mach, was du willst, Freund. Mach doch, was du willst.« Er lallte ziemlich, und kleine Spuckespritzer flogen aus seinem Mund. »Ich fürchte mich nicht vor euch Gesch-geschtaltwandler-Ffffüchsen.« Er schubste Sterling von sich weg, taumelte ein paar Schritte rückwärts und hob die Pfoten, als wollte er den Fuchs zu einem Faustkampf herausfordern.
    »Wovon um alles in der Welt reden Sie?«, fragte Sterling. »Sie sind ja eindeutig übergeschnappt.«
    »Moment!« Das war Prue, die von der Tanzfläche herbeigelaufen kam. »Gestaltwandelnde Füchse. Die Kitsunes! Was weiß er über sie?«
    Curtis war ihr gefolgt und beäugte den Korporal nun mitleidig. »Das ist der Wolf, der uns vor dem Attentäter gewarnt hat. Die eigentliche Frage ist doch: Was macht er überhaupt hier?«
    »Antworten Sie, Wolf«, forderte Sterling. »Warum sind Sie nicht in Ihrem Versteck?«
    Aber der Korporal schien den Fuchs gar nicht wahrzunehmen. Er starrte nur Prue und Curtis mit entsetztem Blick an. Taumelnd tastete er nach einem Tisch in der Nähe, wodurch er ein Tablett Silberbecher umwarf. »Ihr!«, rief er. »Ihr – Kinder!«
    »Was ist denn los?«, fragte Curtis und schob sich zaghaft vorwärts.
    »NEIN!«, kreischte der Wolf. »NEIN! Ihr – ihr solltet doch – tot sein!«
    Prue und Curtis sahen einander besorgt an. »Was sagen Sie da?«
    »Fort!«, schrie Donalbain. »Fort, ihr bösen Geister! Zurück in die Unterwelt, aus der ihr gekommen seid!« Er schnappte sich eine Kelle vom Tisch und fuchtelte wild damit herum, als wäre es ein Schwert. Wer in seiner Reichweite stand, sprang hastig zur Seite. Sterling hatte eine Gartenschere, seine bevorzugte Waffe, aus dem Gürtel gezückt, wohingegen Samuel einen kleinen Spaten hervorholte.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Sterling. »Regen Sie sich nicht auf, alter Mann.«
    Immer noch war Donalbains eines Auge starr auf Prue und Curtis gerichtet. Es war weit aufgerissen und blutunterlaufen und flitzte hektisch hin und her. Der Korporal hatte die Lefzen hochgezogen, und fletschte die gelben Zähne in seiner verfilzten grauen

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