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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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und fiel ins Leere.
    »Brendan!«, rief Curtis, die Hände um den Mund gelegt. Keine Antwort. »Aisling! Irgendjemand!« Immer noch Stille.
    Septimus sauste an einem Hanfseil zu einer niedrigeren Plattform hinunter, kurz darauf hallte seine Stimme nach oben: »Alle weg! Niemand hier!« Es war das erste Mal, dass Prue die Ratte aufrichtig betroffen erlebte.
    »Vielleicht sind sie noch rausgekommen, bevor die Füchse kamen«, sagte sie. Curtis ignorierte sie weiter. »Hör doch mal, Curtis. Die Räuber sind bestimmt viel schlauer als diese Kitsunes. Sie müssen sie doch rechtzeitig bemerkt haben. Vielleicht ist das hier nur eine Falle.«
    »Eine Falle?« Endlich drehte Curtis sich zu ihr um. »Machst du Witze? Hast du eine Ahnung, wie lange es gedauert hat, dieses Lager zu bauen? Monatelang haben wir pausenlos gearbeitet. Das hier ist keine Falle. Das sind die Überreste einer Schlacht. Einer Schlacht, die ein Zuhause zerstört hat. Mein Zuhause.« Niedergeschlagen lehnte er sich ans Geländer und verschränkte die Arme vor der Brust, das Kinn in die Stola vergraben, so als versuchte er, sich komplett darin zu verstecken. Instinktiv hielt Prue Abstand.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »So leid.«
    »Es ist meine Schuld. Ich hätte hier sein müssen. Ich hätte bei ihnen sein müssen.«
    »Ich hätte dich nicht bitten dürfen, mitzukommen. Ich hätte hier bleiben sollen, wie Iphigenia es wollte.«
    Plötzlich rötete sich Curtis ’ Gesicht vor Wut. »Ja! Das hättest du! Du bist an allem schuld. Ich hab dir gesagt, du sollst nicht gehen. Ich hab dir erklärt, was wir zu tun haben. Aber du musstest ja unbedingt weg!«
    »Du hättest ja hierbleiben können«, entgegnete Prue jetzt auch ärgerlich. »Ich hab dich zu nichts gezwungen oder so.«
    »Was hätte ich denn bitte schön sonst machen sollen?« Curtis hatte sich vom Geländer wieder abgestoßen und baute sich jetzt breitbeinig vor ihr auf. »Du. Immer geht es um dich, stimmt’s, Prue? Die tolle Prue McKeel. Weiß immer genau Bescheid. Immer der Chef. Du kümmerst dich nicht groß darum, was andere Leute denken könnten, oder?«
    »Das stimmt nicht, und das weißt du auch.«
    »Pah!«, lachte Curtis. »Ich lebe doch in deinem Schatten, seit wir in den Wald gekommen sind. Du rollst hier durch wie eine Dampfwalze und machst alles kaputt, was dir in den Weg kommt.«
    Bei dieser Anschuldigung traten Prue die Tränen in die Augen. Aber Curtis ließ nicht locker. »Und von uns allen wird erwartet, dass wir uns die Beine für dich ausreißen, einfach so. Ich hatte hier eine Familie, Prue. Freunde. Und jetzt sind sie weg. Ich habe sie im Stich gelassen.« Er schlug sich fest auf die Brust, während er sprach. »Ach, aber du kannst ja gar nicht wissen, was das bedeutet. Wo sind denn deine Freunde, Prue? Hast du überhaupt noch welche? Bin ich dein einziger Freund, Prue? Hm?« Da sie nicht antwortete, sagte er: »Kein Wunder.«
    Verletzt sah Prue ihn mit tränennassen Augen an. »Das musst du gerade sagen. Die Räuberbande ist ja nicht die erste Familie, die du im Stich gelassen hast«, sagte sie, obwohl sie es im selben Augenblick bereute.
    Curtis starrte sie wortlos an.
    Aber jetzt konnte sie schon nicht mehr zurück. »Was ist mit deiner richtigen Familie? Deinen Schwestern? Deinen Eltern? Denkst du jemals an sie? Wer kümmert sich hier nur um sich selbst?« Prue wischte sich die Augen.
    »Das nimmst du zurück.« Curtis schob die Unterlippe vor und stach mit dem Zeigefinger in die Luft. »Das nimmst du zurück!«
    »Ganz locker bleiben!« Septimus ’ Schnauze tauchte über dem Geländer auf. »Gibt es nicht irgendeine Regel über das Streiten mit den eigenen Freunden? Irgendwas im Räuberkodex?«
    »Als wenn du davon eine Ahnung hättest, Ratte«, sagte Curtis eingeschnappt.
    »Schon wieder stänkern? Nur zu, ich kann’s aushalten.«
    Curtis wirkte etwas betreten und wurde still. Prue beobachtete ihn, immer noch den Tränen nah. Unterdessen stand Septimus auf einer Zinne und betrachtete trübselig die qualmenden Überreste des Lagers. Er tippte sich mit einer Kralle auf die Zähne. »Furchtbar«, sagte er. »Ausgeschlossen, dass fünfzehn Kitsunes so etwas machen könnten, geschweige denn drei.«
    »Wir müssen hier weg«, sagte Prue.
    Curtis schwieg. Noch einmal fing Prue an: »Wir müssen die Erbauer finden, Curtis. Der Baum …«
    »Ach, hör mir doch mit dem Baum auf«, fiel Curtis ihr ins Wort. »Mein Platz ist hier. Bei den Räubern.«
    »Die Räuber sind weg,

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