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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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außergewöhnliches Leben.« Er erhob seinen Krug.
    Mehrere Gäste räumten am einen Ende des Tanzbodens die Tische beiseite, und ein Junge streute Sägemehl auf die ausgetretenen Dielen, während die Jüngeren unter den Anwesenden sich aufgeregt versammelten. Lächelnd nahm Prue einen Schluck aus dem Krug. Die heiße Flüssigkeit schien durch jede einzelne Ader zu strömen und wärmte ihre kalten und müden Glieder. Plötzlich hörte sie ihren Namen. Sie drehte sich um, und vor ihr stand Sterling Fuchs mit nicht gerade glücklicher Miene.
    »Prue McKeel, was machst du denn hier?« Dann sah er Curtis streng an. »Und du auch! Räuber Curtis! Du solltest sie doch in eurem Lager verstecken!«
    Curtis war sprachlos und wandte sich Hilfe suchend an Prue.
    »Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Sterling«, sagte sie.
    Der Fuchs machte ein finsteres Gesicht.
    »Ist schon in Ordnung«, beschwichtigte sie ihn. »Wir sind in Sicherheit. Wir mussten zu Iphigenia kommen, und zum Baum.«
    Bei der Erwähnung der Ältesten Mystikerin blickte Sterling traurig auf den Zinnbecher in seiner Pfote. »Die Götter haben sie selig«, sagte er. »Ich weiß, sie hatte mit dem ganzen Kram, mit Göttern und so, nichts am Hut, aber ich sage es trotzdem. Gott hab sie selig, sie war eine zauberhafte Frau.«
    »Ja, das war sie«, stimmte Curtis zu, in der Hoffnung, die trübselige Stimmung des Fuchses würde ihn ablenken.
    Doch schon wurde Sterling wieder barsch. »Das ändert aber überhaupt nichts.« Er sah sich besorgt über die Schulter, dann flüsterte er: »So lautete ihre Anweisung: Versteckt das Kind im Lager. Schlicht und einfach.«
    »Es war nicht Curtis ’ Schuld«, schaltete Prue sich ein, »sondern meine. Ich konnte einfach nicht dort bleiben. Ich kann es nicht erklären, aber ich habe Iphigenias, Sie wissen schon, ihr Sterben gefühlt. Ich habe es gefühlt . Und dann habe ich einen starken Sog gespürt, nach Nordwald zu kommen, zum Baum.«
    »Und warst du?«, fragte der Fuchs. »Warst du beim Baum?«
    »Ja.«
    »Dann geh wieder zurück ins Räuberlager. Auf der Stelle. Wir können Pferde auftreiben, falls nötig.«
    »Das machen wir«, sagte Curtis. »Versprochen. Lass uns nur etwas ausruhen, bevor wir aufbrechen.«
    Der Fuchs musterte die beiden Kinder aus dem Augenwinkel. Schließlich gab er nach. »Na gut, von mir aus«, sagte er. »Nur heute Abend. Morgen seid ihr weg.«
    »Geht klar!«, rief Prue. Curtis winkte dem Fuchs und zog seine Freundin zum wärmenden Feuer.
    »Komm. Du siehst erschöpft aus.«
    »Ich muss mich nur mal ein Momentchen hinsetzen.«
    In der Feuerstelle prasselten die Flammen, und Prue ließ sich auf einer Bank nieder. Curtis plumpste neben sie. Inmitten der fröhlichen Ausgelassenheit standen hier und da Leute in Grüppchen zusammen, die einander mit gedämpften Stimmen trösteten und mit Tränen in den Augen anlächelten. Ein Bild der Ältesten Mystikerin, liebevoll mit Bleistift gezeichnet, war auf der anderen Seite des Raums auf einen Tisch gestellt worden. Girlanden aus weißen und gelben Blumen, den ersten des Frühlings, schmückten es. Ihnen gegenüber saß Septimus am Feuer und unterhielt eine Rattendame mit seiner Version der Schlacht am Sockel. Sie lächelte schüchtern. Prue und Curtis starrten in die gelben Flammen.
    »Was ist los?«, fragte Curtis.
    Prue rieb sich die Augen. »Ich weiß nicht. Ich hatte gerade eine seltsame Begegnung. Mir ist noch nicht ganz klar, was das alles zu bedeuten hat.«
    »Was war denn?«

    »Ich habe mit dem Baum gesprochen. Besser gesagt, er mit mir. Also mehr oder weniger. Er hat durch ein Kind mit mir gesprochen.«
    »Echt? Was hat er denn gesagt?«
    »Wir sollen den wahren Erben erwecken. Verzeihung: wiederbeleben.«
    »Aha«, meinte Curtis und trank einen Schluck. »Komisch.«
    »Weißt du, was das heißt?«
    Er zog eine Grimasse, als ließe er sich die Worte alle einzeln durch den Kopf gehen. »Dazu fällt mir nichts ein«, sagte er schließlich.
    »Alexei. Wir müssen Alexei zurückholen.«
    »Aha«, sagte Curtis. Und dann: »ACH! Du meinst Alexandras Sohn? Der gestorben ist?«
    »Genau.«
    »Aber warum? Was soll das bringen?«
    »Das weiß ich auch nicht. Irgendwas mit Frieden schaffen. Die drei Bäume vereinen.«
    »Es gibt drei Bäume? Wie den Ratsbaum?«
    »Offenbar.« Prue starrte in die kupferfarbene Flüssigkeit in ihrem Krug. »Er hat auch gesagt, dass das mein Leben und das meiner Freunde retten würde.«
    »Tja, da wäre ich voll und ganz dabei«,

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